Der Junge

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Als wir bei der Hälfte des Weges waren fasste ich meinen Mut zusammen und sprach ihn an. ,,Vielen Dank,  dass du mich gerettet hast gestern." sagte ich und sah ihn kurz an. ,,Gestern? Du hast eine Woche geschlafen. " erwiderte er und ich blieb geschockt stehen. ,,Eine Woche?" fragte ich ,,Wie kann man eine Woche lang  schlafen?". Er zuckte nur mit den Achseln und öffnete mir die Tür zu meinem Gemach. ,,Jedenfalls Danke." sagte ich und trat in mein Zimmer. ,,Das hier ist die Bediensteteabteilung." sagte er ,,Was hast du gewählt? ".  Das Zimmer war kleiner als das Andere und war viel schlichter gehalten. ,,Ich habe die Kriegerabteilung gewählt. " antwortete ich ,,Immerhin schulde ich euch mein Leben." Er sah mich ernst an sagte aber nichts. Wahrscheinlich gefiel ihm die Vorstellung  nicht. ,,Wie wäre es wenn ich dich nachher hier rumführe. " fragte er stattdessen ,,Du kennst dich hier ja nicht aus. " Ich nickte nur und konnte meinen Blick von ihm nicht abwenden.  ,, Ja, gerne. Ihr seid wirklich alle sehr freundlich. " bedankte ich mich ,,Ich bin Alicen im übrigen. " ,,Ich bin Legolas. Sehr erfreut." erwiderte er und verabschiedete sich, damit ich mich ausruhen konnte. Als die Tür zufiel sah ich mich zum Ersten mal in meinem neuen Zimmer richtig um. Allerdings gab es nicht viel zu erkunden. Das Zimmer war schlicht, bestand aus den nötigen Möbelstücken und hatte ein Fenster. Neugierig öffnete ich es und sah ein kleines Dorf. Alles hier war mit dem Wald verbunden und der Natur nahe. Es war wundervoll und ich fühlte mich eigentlich wohl. Nach ein paar Stunden holte mich Legolas ab. Er zeigte mir den ganzen Palast und ich versuchte mir alle Wege und Bereiche zu merken. Es dauerte Stunden bis wir durch waren und ich war froh als wir draußen auf dem Hof standen. ,, Können wir in den Wald gehen? " fragte ich ,,Ich habe den Düsterwald nur in Geschichten gehört und würde ihn gerne sehen." Er wollte gerade etwas sagen, als ein Elb angelaufen kam. ,,Legolas, auf der Nordseite fand ein Angriff statt. Wir müssen los." berichtete er außer Atem. ,, Verzeih mir Alicen, aber ich muss los." entschuldigte sich Legolas und lief zu den Stallungen. Eine ganze Weile blieb ich da noch stehen bevor ich mich in Bewegung setzte und Richtung Bediensteteabteilung ging. Da ich heute frei hatte, dachte ich mir den anderen zu helfen. Auf dem Flur herrschte Betrieb. Alle liefen kreuz und quer, aus einem Zimmer in das Andere. Ich quetschte mich in die Küche und sprach vorsichtig eine ältere Frau an, die gerade dabei war Gemüse zu schnippeln. ,, Entschuldigen sie." sagte ich und tippte sie an der Schulter ,,Ich bin neu hier und mein Arbeitstag fängt morgen erst an. Kann ich ihnen vielleicht hier helfen?" Die Frau musterte mich mit ihren braunen Augen an und nickte dann. ,, Ja, gerne Kindchen. Du kannst dieses Gemüse für mich weiter schneiden." bot sie mir lächelnd an ,,Wenn du fertig bist ruf mich." Sie ging aus der Küche und ich machte mich an die Arbeit. Ich schnippelte Salat, Tomaten, Gurken und ein paar Dinge, die ich nicht kannte. Als ich fertig war rief ich die Frau, die sich dann als Frau Wollblood vorstellte. ,,Gut. Kannst du vielleicht noch die Küche aufräumen?" fragte sie und gab mir einen Besen. Während ich fegte, kochte sie das Essen. ,,Woher kommst du Kindchen?" sagte sie  und warf ein paar Blätter in den Topf rein ,,Du hast zwar spitze Ohren, doch man sieht dir an, dass du ein Mensch bist." Ich hielt inne und starrte die Frau an. Soll ich es abstreiten? Warum sah man mir dass an? Ich überlegte beschloss aber mich nicht zu verstecken. ,,Ich komme aus dem Osten." antwortete ich ,,Aber wie erkennen sie,  dass ich ein Mensch bin?" Frau Wollblood kicherte und drehte sich zu mir um. ,,Du hast spitze Ohren. Doch deine Adern sind blau-grün. " erklärte sie mir ,,Schau auf deinen Arm. Außerdem müsstest du auf deinem linken Arm ein Mahl eines Blattes und eines Auges haben." Ich krempelte meinen Ärmel hoch und sah grün-blaue Venen. Verwirrt sah ich wieder die Frau an. ,,Aber woher wissen sie sowas?" fragte ich nach und krempelte meinen Ärmel wieder runter. Frau Wollblood goß die Suppe in zwei Teller. ,,Ich habe dich versorgt mein Kindchen, als sie dich herbrachten. Unteranderem hast du grüne Strähnen oder grüne Spitzen. Außerdem bin ich selber Eine. " flüsterte sie ,, Auch ohne diese Merkmale erkennt man sofort wer ein Elb ist und wer ein Mensch und wer Beides. " Ich setzte mich hin und blickte in einen Topf, der mein Gesicht widerspiegelte. ,,Solche Wesen werden nicht von jedem akzeptiert. " seufzend stellte sie die Teller auf den Tisch ,, Mittagszeit, Mittagsessen. Guten Appetit." Wir aßen still und sahen den ,,Kellnern" zu wie sie das Essen raus trugen und mit leeren Tellern zurück kamen. Jeder sagt, dass Halbwesen nicht akzeptiert werden, aber warum? Wir sind auch Lebewesen. Diese Fragen schwirrten mir noch unbeantwortet durch den Kopf. Nach dem Essen half ich der Frau noch beim Spülen und beim einräumen, bevor ich dann zu meinem Gemach ging. Mit einem Seufzen ließ ich mich in mein Bett fallen, als ein Klopfen an der Tür mich wieder aufstehen ließ. Mit einem Ruck öffnete ich die Tür und stand direkt vor Legolas: ,,Hej, entschuldige wenn ich dich störe, aber ich schulde dir noch ein Spaziergang in den Düsterwald. " Begeistert sah ich ihn an und sprang sofort aus meinem Zimmer. Ich freute mich riesig und konnte kaum erwarten draußen zu sein. Lachend führte mich Legolas durch das Dorf raus in die Natur. Als wir vor dem Wald kurz stehen blieben drehte ich mich einmal im Kreis um die Gegend in mir einzusaugen. ,,Warte." lachte Legolas, als ich los lief. Ich rannte, tanzte und drehte mich immer wieder im Kreis. Irgendwann kamen wir an eine Lichtung und ich ließ mich ins Gras fallen. Legolas legte sich neben mich und wir sahen den Himmel an. Es war so schön hier. So magisch,  anderst und ungewöhnlich. Die frische Luft tat mir einfach nur gut und ich hatte das Gefühl ich wäre ein ganzes Jahr nicht draußen gewesen. ,,Es ist wunderschön hier." sagte ich leise ,, Und Herbst ist sowieso meine Lieblingsjahreszeit. " Er drehte sich zu mir und sah mir tief in die Augen. Zum ersten Mal kribbelte es leicht in meinem Bauch. ,, Ich bin öfters hier." erzählte er ,, Man kann hier nachdenken und alle Sorgen vergessen."  Ich nickte und entfernte eine Strähne, die mir vor das Gesicht gefallen war. Als ich genauer hinsah bemerkte ich dass die Spitze grün war. Erschrocken versteckte ich sie. Wenn er sieht dass ich Halbblut bin, dann wird er mich bestimmt hassen.Ich kann nicht riskieren einen Freund zu verlieren. ,,Alles ok?" fragte er mich und setzte sich auf.  Ich nickte nur und tat ihm gleich. Wir verbrachten noch den restlichen Tag im Wald und gingen spazieren oder spielten Verstecken. Ich war froh, dass er mir keine Fragen stellte, woher ich kam und warum ich bei den Orks war. Als die Sonne langsam unterging machten wir uns auf den Weg zurück ins Schloss. Am Eingang trennten wir uns und ich ging in die Bedienstetenabteilung während er zu den Stallungen ging. Er meinte, dass er noch etwas erledigen müsse. Ich nahm mir ein Stück Brot und einen Apfel aus der Küche und ging in mein Gemach. Eine ganze Weile dachte ich in meinem Bett an diesen Tag und an den Jungen bis ich endlich einschlief. Ein neuer Traum ließ mich morgens hochschrecken. Ich war erneut in einem brennenden Raum. Das Feuer verringerte meine Atemkraft und ein Schmerz ließ mich auf die Knie sinken. Ich sah geschockt auf meinen Arm. Das Mahl leuchtete grün-bläulich und saugte meine ganze Kraft auf. ,,Du besitzt eine besondere Gabe. " ertönte eine Stimme ,,Alicen." Egal wie angestrengt ich versuchte die Gestalt zu erkennen, es gelang mir nicht. ,,Alicen wach auf." rief sie ,,Wach auf."

Elbenreich,  Elbenliebe, ElbenWhere stories live. Discover now