Januar 1996

32 2 0
                                    


Einige Stunden später war Isabella alleine in der Apotheke. Sie hatte ihre Arbeitskollegin nach hause geschickt weil sie nur noch die Kasse zählen mussten und dafür einer reichte. Grandma Mariann und ihre Tochter Haley wollten sie gegen acht abholen. Isabella schaute die Uhr an, die tickend auf einem der Regale stand. Sie zeigte halb acht. Sie hatte also noch genug Zeit in Ruhe das Geld in der Kasse zu zählen.
Als sie damit fertig war, zog sie ein Buch hinter dem Tresen hervor und notierte dort die Tageseinnahmen. Genau in dem Moment öffnete sich die Ladentüre und jemand betrat den Laden. Isabella sagte ohne aufzuschauen: „Wir haben bereits geschlossen." Die große schwarze Gestalt trat an den Tresen und meinte mit dunkler Stimme leise: „Ich weiß." Bellas Blick huschte in diesem Moment nach oben und blickte in seine dunklen Augen. „Severus", flüsterte sie. Er nickte und betrachtete sie ebenfalls. Die Frau ließ ihren Blick über ihn wandern und blieb an seiner rechten Hand hängen, die verletzt schien. Auf dieser prankte eine große klaffende Wunde, deren Blut an seiner Hand runter lief und auf den Boden tropfte. Zusätzlich dazu stand sein kleiner Finger so ab, dass man vermuten konnte, dass dieser gebrochen war und der Bereich um den Bruch war leicht geschwollen. Wenn man ganz genau hinsah konnte man in diesem Bereich auch eine leichte lila Färbung sehen.

„Komm mit nach hinten", sagte sie und deutete ihm an mitzukommen. Severus, der in ihrer Gegenwart anscheinend sein Hirn wieder zuhause vergessen hatte, zog eine Augenbraue nach oben. „Ich will deine Hand reparieren", half sie ihm auf die Sprünge und lachte kurz. Während er ihr in den hinteren Teil der Apotheke folgte, schwung sie ihren Zauberstab und ließ die Blutspuren in der Apotheke verschwinden. In einem kleinen Raum, in dem sich ein Hinterausgang befand, stellte sie zwei Stühle gegenüber. Severus nahm auf einem dieser Stühle platz und Isabella setzte sich ihm gegenüber. Die Frau murmelte Zaubersprüche vor sich hin und fuhr mit ihrem Zauberstab über seine Wunde, die sich darauf zu schließen begann. Beide schwiegen sich dabei an, bis Severus plötzlich meinte: „Ich habe nie verstanden warum du in Slytherin warst. Du bist überhaupt keine Slytherin." Isabella sah ihn kurz an, ließ ihren Blick sinken und schwieg statt ihm eine Antwort darauf zu geben. Kurz darauf war die eben noch klaffende Wunde verschlossen und Bella musste leicht lächeln. Heilungszauber hatten ihr schon immer gelegen, dagegen war sie im duellieren grottenschlecht.
„Du bist viel zu gut für Slytherin und viel zu gut für diese Welt", sagte er und hob mit seiner anderen Hand ihr Kinn an, so dass sie gezwungen war ihn anzuschauen. Severus hatte sie schon immer für einen Menschen gehalten, der ein viel zu großes Herz hatte und jedem mit Respekt begegnete, was nicht zu jemanden in Slytherin passte. Er sah in ihre verschiedenfarbigen Augen, in denen er sich stundenlang verlieren konnte. Es faszinierte ihn, dass ihre Augen zwei verschiedene Farben hatten. Das hatten sie schon bei ihrer ersten Begegnung. Sein Blick wanderte automatisch immer wieder zu ihren Augen.

„Warum bist du hier, Severus?", fragte Bella ihn. Er ließ von ihr ab und schaute sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Du könntest deine Verletzungen auch selber heilen. Abgesehen davon, ist es schon das vierte Mal in dieser Woche, wo du hier auftauchst. Also was führt dich hierhin?", sagte sie zu ihm und schaute ihn fragend an. Severus holte einmal tief Luft und versuchte Worte zu finden, doch er fand keine. Er hätte seine Verletzungen auch selbst heilen können aber er hatte es als guten Vorwand gesehen, dass der Isabella sehen konnte. Sie war schon immer überaus begabt in Heilungszaubern gewesen und es wunderte ihn, dass sie keine Heilerin geworden war. Als Severus keine Antwort auf die Frage hatte und Bella ihn erwartungsvoll ansah, um sich wenige Sekunden später wieder seiner Hand zu widmen, beugte Severus sich zu ihr runter. Er wollte mit seinen Lippen ihre berühren, liebkosen und ihr endlich zeigen, was er für sie empfand. Vorsichtig näherte er sich ihrem Gesicht und sie blickte erneut auf und ihm in die Augen. Es war als würden ihre Augen ihm sagen, dass er sie nun endlich küssen sollte. Severus war nur noch wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, als plötzlich ein lautes Kindergeschrei ertönte und wenige Sekunden später ein kleines Mädchen auf Isabellas Schoß gehüpft war. Severus war vor Schreck zurück gewichen und beobachtete die Szene. „Mami. Grandma und ich waren heute im Muggelzoo. Da waren Elefanten, die waren so groß", sagte das kleine Mädchen zu ihrer Mutter und zeigte an die Decke. Severus konnte sie nur von hinten sehen, weil sie ihre Mutter anschaute. Er sah ihre langen lockigen schwarzen Haare und das sie ein langärmeliges graues Wollkleid mit einer geringelten Strumpfhose trug. „Geh bitte zu Grandma und wartet vorne im Laden auf mich", sagte Isabella zu ihrer Tochter und diese nickte, wenn sie auch nicht verstand wieso ihre Mutter in diesem Moment nicht gerade glücklich darüber zu sein schien, sie zu sehen. Haley ließ sich aus dem Schoß ihrer Mutter gleiten und drehte sich um. Sie blickte den Mann, der ihrer Mutter gegenüber saß interessiert an, da dieser komplett in schwarz gekleidet war. „Wer bist du?", fragte sie ihn und er schaute sie an, erstarrte im nächsten Moment. Einige Sekunden saß Severus starr dort, doch sein Blick schaute schließlich Isabella an, als er der Kleinen antwortete: „Ich bin Professor Snape. Ein alter Schulfreund deiner Mutter." Severus hatte dabei unentwegt Isabella angestarrt und diese starrte zurück. Ihr war klar, dass in diesem Moment der Moment gekommen war, wo er zurück rechnete, auch wenn er sich kaum etwas anmerken ließ. „Haley, geh bitte zu Grandma. Ich komme gleich", wies Bella ihre Tochter an und diese verschwand. Die junge Frau beugte sich erneut zu Severus Hand und meinte dann: „Das kann jetzt schmerzhaft werden." Sie zückte erneut ihren Zauberstab und meinte: „Episkey." Im selben Moment konnte man ein Knacken hören und Severus biss sich auf die Unterlippe um ein schmerzhaftes Stöhnen zu unterdrücken, was ihm nicht wirklich gelang.

Seine Hand sah wieder aus als ob sich dort nie eine Verletzung befunden hätte. Isabella beugte sich nun zu Severus und fragte mit Nachdruck: „Warum bist du wirklich hier?" Severus nahm all seinen Mut zusammen, beugte sich vor und drückte mit seinen Lippen zärtlich einen Kuss auf ihre. Dabei nahm er Isabellas Gesicht in seine Hände und liebkoste leicht ihre Lippen, legte all seine Gefühle in den Kuss. Isabella erwiderte diesen Kuss und ihre Zungen spielten zärtlich miteinander. Doch dann ganz unerwartet stockte Bella und drückte Severus von sich weg. Severus sah sie an und bemerkte wie ihr eine Träne die Wange herunter kullerte. „Ich glaube es ist besser wenn du jetzt gehst, Severus", flüsterte sie zitternd. Dieser näherte sich nochmals Isabella, doch sie wich ihm aus. „Geh bitte, Severus", wiederholte sie und Severus stand enttäuscht auf um die Apotheke zu verlassen. Er war in diesem Moment so verletzt, dass er ohne ein Wort und ohne sich nochmals umzudrehen nach vorne stürmte. Als er durch den Verkaufsraum der Apotheke stürmte, blickte er noch einmal kurz Haley an, die ihm hinter her sah und verließ dann schnellen Schrittes die Apotheke. Nicht ohne die Tür fester zu zuschlagen als nötig.

Severus war verletzt von Isabellas Verhalten, auch weil er vermutete, dass Haley seine Tochter war. Er schätze sie auf fünf Jahre und ihre gemeinsame Sache war noch nicht ganz sechs Jahre her. Zeitlich passte es und er hatte als er die Kleine angesehen hatte, eindeutig seine eigenen Augen wieder erkannt. Allerdings war er sich selbst ein wenig Unsicher weil er nicht wusste mit wem es Isabella vor sechs Jahren auch noch getrieben hatte.

HeterochromieWhere stories live. Discover now