Januar 1996

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Severus Snape saß an diesem Abend mal wieder vor seinem Kaminfeuer in Hogwarts und starrte das Bild in seiner Hand an, wie so oft in den letzten Jahren. Sie war seine große Liebe und niemand wusste davon, nicht mal Dumbledore. Diesem hatte er damals erzählt, dass er immer noch Lily liebte und das hatte ihm eingebrockt, dass er nun Potter an der Backe hatte. Er tat es zwar für Lily aber nicht aus Liebe, sondern weil sie Freunde gewesen waren bevor er sie überstürzt Schlammblut genannt hatte und er fühlte sich auch schuldig für ihren Tod. Allerdings gehörte sein Herz eindeutig Isabella. Severus konnte immer noch nicht fassen, dass sie ihn ebenfalls all die Jahre geliebt hatte. Gleichzeitig fragte er sich allerdings auch, seit wann sie diese Gefühle für ihn hatte. Warum hatte er nie etwas bemerkt? Vielleicht hatte er es auch einfach alles nicht verdient. War es sein Schicksal, dass sich ihre Wege immer wieder kreuzten und doch nie zusammenfanden.

Severus schloss die Augen und er konnte auf seinen Lippen immer noch ihre spüren. Es löste ein unglaubliches Gefühl in ihm aus und als er die Augen wieder öffnete, war dort nichts als Einsamkeit und unerfüllte Sehnsucht nach ihr. Wie oft war er bereits an diesem Punkt in seinem Leben angekommen. Die Liebe seines Lebens für immer verloren zu haben und keinen Ausweg daraus zu sehen. Sein Leben ein einziges dunkles tiefes Loch.
Severus Snape zückte seinen Zauberstab und hob ihn langsam an seine Kehle. Er spielte mit dem Gedanken, seinem Leben hier und jetzt ein Ende zu setzen. Es war sowieso nichts mehr übrig, was ihn am Leben hielt. Es war einfach seinem Leben hier und jetzt einfach ein Ende zu setzen, damit er den ganzen Schmerz nicht mehr ertragen musste. Er musste nur den Todesfluch aussprechen und loslassen. Loslassen. Das klang so einfach und doch war es schwer. Loslassen hieß nicht nur von seinem erbärmlichen Leben, in dem er jeden Abend mit einem Foto vor dem Kamin saß und seiner Liebe hinter her trauerte, loszulassen sondern auch von Bella. Von den Strafen, die sein Leben für ihn bereit hielt und eine Erlösung von allem. Severus wollte den Fluch aussprechen aber schaffte es nicht. Er wollte keine Erlösung, dass stand ihm seiner Meinung nach nicht zu. Sein Leben sollte ihn Foltern und Bestrafen. Severus wollte nicht, dass sich etwas veränderte. Loslassen, dass war noch nie seine Stärke gewesen. Langsam ließ er seinen Zauberstab sinken und zischte zu sich selbst: „Feigling." Sein Blick wanderte Gedankenverloren in das Feuer. Innerlich musste er höhnisch lachen. Anscheind war es nicht seine Bestimmung hier und jetzt zu sterben.

Einige Zeit später wurde er von einem Klopfen an einem der Kerkerfenster aus seinen Gedanken gerissen. Er ging darauf zu um die Lärmquelle ausfindig zu machen und sah den kleinen Waldkautz dort sitzen. Severus öffnete das Fenster und nahm den Brief aus dem Schnabel entgegen. Er fragte sich, wer ihm wohl schreiben konnte. Severus blickte auf die Schrift, die in großen verschnörkelten Buchstaben seinen Namen zeigte. Im ersten Moment schaute er den Brief ungläubig an. Er erkannte die Schrift. Isabellas Handschrift. Er fragte sich, was sie von ihm wollte und öffnete den Brief schnell, damit er ihn lesen konnte.

Lieber Severus,
ich habe nochmal darüber nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass du natürlich ein Recht darauf hast zu erfahren, ob Haley wirklich deine Tochter ist. Wir können einen Vaterschaftstest machen. Morgen Nachmittag bei mir. 456 Churchfield Road, London.
Bella

Am darauffolgenden Nachmittag stand Severus mehr als pünktlich vor dem Gebäude. Er hatte es einige Zeit beobachtet um sicher zu sein, dass es keine Falle war. Das war eine Todesserangewohnheit von ihm und er konnte diese nicht unterdrücken. Allerdings hatte er in der Zeit, in der er dort stand lediglich feststellen können, dass die meisten Bewohner des Hauses Muggel waren. Zusätzlich dazu starrten ihn die vorbeigehenden Leute komisch an, weil er seine volle Schwarze Monitur anhatte. Einige wechselten sogar mit reichlich Abstand die Straßenseite weil ihnen der Mann, der einen schwarzen Umhang trug nicht ganz geheuer war. Dieser achtete allerdings gar nicht darauf, da sein Blick unentwegt auf das Gebäude gerichtet war. Severus versuchte sich auch ein wenig zu beruhigen. Auch wenn er es niemals zu gegeben hätte: Er hatte Angst. Eine ziemlich große sogar. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte wenn Haley wirklich seine Tochter war. Wenn er ehrlich war, dann hatte er auch nie Kinder gewollt und jetzt hatte er womöglich eine fünf-jährige Tochter, deren Kindheit er halb verpasst hatte. Damit war er nicht besser als sein eigener Vater.

Schließlich setzte sich Severus in Bewegung und ging durch die Haustür und danach die Treppe hoch. Als er im zweiten Stock angekommen war, klopfte er an der Wohnungstür, die wenige Sekunden später geöffnet wurde. Severus erkannte direkt Isabellas Großmutter, die wie er feststellen musste, immer noch einen exzentrischen und quietschbunten Kleidungsstil pflegte und sich kein Stückchen verändert zu haben schien. Diese musterte ihn skeptisch von oben bis unten und ließ Severus dann eintreten. Kaum hatte er die Wohnung betreten, zog die alte Hexe ihn bei Seite. Sie schaute ihn warnend an und meinte dann: „Wehe, du tust Isabella weh. Sie hat schon genug wegen dir durch gemacht." Severus beobachtete die Hexe stumm und nickte schließlich. Er wusste, dass sie ihre Drohungen war machen würde, wenn er Bella auch nur ein Haar krümmen würde. Einige Minuten vergingen in denen ihn Granma durchdringend ansah bis Isabella plötzlich, angelockt von den Stimmen, den Flur betrat. Sie zog sofort Severus volle Aufmerksamkeit auf sich. Bella war in einem schlichten roten Kleid mit einem dünnen schwarzen Gürtel, der ihre Hüfte betonte, bekleidet. Eigentlich war es viel zu schick, aber Isabella hatte Kleider schon immer geliebt. Ihre Haare lagen offen über ihre Schulter und ihre Augen strahlten etwas vertrautes für ihn aus.

Sie ging auf ihn zu und meinte dann kühl: „Hallo Severus." Er konnte in ihren Augen sehen, dass es sie eine Menge Überwindung kostete so kalt und distanziert zu ihm zu sein. „Hallo Bella", sagte Severus genauso kalt zurück. Grandma hatte die Szene einige Augenblicke beobachtet und entfernte sich dann von den beiden. Als sie alleine waren, deutete die blonde Frau ihm an mitzukommen. Severus folgte ihr und gerade als sie in die hintere Tür eintreten wollten, kam von links das kleine Mädchen. Severus Blick fiel unweigerlich auf sie und auch Haley blickte ihn an. „Ich kenne dich. Du bist Professor Snape. Ein Freund von meiner Mum", sagte sie fröhlich und schien gar keine Scheu zu zeigen. Bevor Severus etwas entgegneten konnte, hatte Bella sich umgedreht und meinte zu ihrer Tochter: „Professor Snape und ich haben etwas zu besprechen. Du darfst uns nicht stören, versprochen?" Die kleine nickte und blickte den beiden an wie sie durch die Tür verschwanden. Kaum war Severus eingetreten, schloss sich die Tür hinter ihm und er blickte sich um. Sie waren anscheinend in ihrem Schlafzimmer gelandet. Genau ihm gegenüber stand ein riesiges weißes Bett aus Holz mit einem großen Himmel. An der rechten Wand daneben ein kleiner Frisiertisch und links ein großer Schreibtisch. An der Wand in der auch die Tür lag, stand ein riesiges Bücherregal mit Büchern aus allen möglichen Bereichen. Von Arithmantik über Heilkräuter bis hin zu Zaubertränke. Severus kam gar nicht dazu sich alles anzuschauen, da Bella zu etwas auf dem Tisch zeigte und meinte: „Ich habe alles besorgt." Severus nickte und blickte auf den Schreibtisch. Dort stand bereits eine kleine Phiole mit durchsichiger Flüssigkeit und daneben lag eine kleine Haarbürste. Das einzigste was sie noch benötigten war ein Haar von Severus selber. Bevor dieser jedoch irgendetwas tun konnte, war Isabella schon auf ihn zu gegangen und hatte ihm ein paar Haare ausgerissen. Er stöhnte in dem Moment einmal laut auf, was sie allerdings nicht beachtete. Gemeinsam gingen sie auf den Tisch zu und kurz vorher sah Isabella Severus an. „Wenn sich der Trank grün färbt nachdem dein Haar und Haleys einige Zeit darin sind, dann bist du zu 100 Prozent ihr Vater. Sollte er sich jedoch Rot färben-aber das weißt du sicher", sagte sie. Severus nickte, meinte dann allerdings: „Ich höre es mir trotzdem gerne mit deiner Stimme an." Für einen kurzen Moment bemerkte Severus, wie Isabella kurz über etwas nachzudenken schien. Doch dann wante sie sich ab und fragte: „Bist du bereit?" „Wenn du es bist", raunte er ihr ins Ohr, was unweigerlich dazu führte, dass sich ihre Nackenhaare aufstellten. Sie konnte nicht einfach ihre Gefühle für Severus abstellen, auch wenn sie es sich noch so einredete, dass es nicht gut war.

Isabella ließ die Haare von Severus in die Phiole fallen und schnappte sich danach die Haarbürste ihres Kindes. Sie holte ein paar Haare raus und ließ diese ebenfalls dort hinein fallen. Sie würden einige Minuten warten müssen. Severus stand dicht neben Isabella und beobachtete genau wie sie den Trank. Der seine Farbe momentan noch jede Sekunde zu ändern schien. Dabei bemerkte er plötzlich wie ihre Hand seine packte. Er sah zu ihr, doch sie starrte immer noch auf die Phiole und schien gar nicht bemerkt zu haben, dass sie Severus Hand gepackt hatte. Severus ließ seinen Blick wieder zu der Phiole schweifen und beide standen Hand in Hand auf das Ergebnis wartend dort. Langsam nahm die Flüssigkeit ihre Farbe an und strahlte wenige Sekunden später in einem hellen Grün. Bellas Blick huschte zu Severus, der ungläubig die Phiole ansah und dann in Bellas aufgerissene Augen blickten.

HeterochromieWhere stories live. Discover now