Januar 1996

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Isabella stand wieder in der Apotheke und musste wie schon den ganzen Tag unweigerlich an Severus denken. Der Kuss von ihm am Vortag hatte etwas bei ihr ausgelöst was sie nicht beschreiben konnte. Wie sehr sie sich all die Jahre nach seiner Nähe gesehnt hatte und doch war da auch Angst. Bella hatte davor Angst, dass er immernoch ein Todesser war. Sie redete sich ein, dass es das Beste war, dass sie ihn weggeschickt hatte und doch war sie am heutigen Tage immer wieder von Gedanken an ihn abgelenkt worden. Die blonde Frau stützte sich mit ihren Ellbogen auf dem Tresen ab und ließ ihr Gesicht in ihre Hände sinken.

Alles hatte bereits heute Morgen begonnen als Isabella gerade den Laden aufschließen wollte. Statt danach wie gewohnt einzutreten hatte sie erst mal einige Zeit auf der kleinen steinernen Treppe davor rumgestanden und an das gedacht, was am Vorabend zwischen ihr und Severus passiert war. Erst als Amanda aufgetaucht war, hatte sie sich wieder im Griff und bemerkte wie sie einfach vor der Tür stehen geblieben war. Einige Zeit lief dann alles wie immer bis sie sich einen Tee machte, im Hinterzimmer, und danach unweigerlich auf die Stelle blicken musste wo Severus und sie sich geküsst hatten. Sie musste erneut an den Moment denken und daran wie sehr ihr Herz immer noch nach ihm schrie. Das war ihr in diesem Moment klar geworden und ihr glitt versehentlich die Tasse aus der Hand, die auf dem Boden aufschlug und im nächsten Moment in mehrere große Scherben zersprang. Isabella hatte einen lauten Seufzer ausgelassen und ihren Blick auf die Scherben gerichtet.
Einige Minuten später hatte sie alles mit einem Schwenker aus ihrem Zauberstab beseitigt und war frustriert wieder nach vorne gegangen. Selbst Amanda blieb nicht verborgen, dass sie ab dieser Sekunde am Tiefpunkt ihrer Stimmung angekommen war, doch sagte diese nichts. Einige nervige Kunden ließ Bella über sich ergehen, doch gegen Mittag war sie auch noch mit ihrer Geduld am Ende. Ein älterer Zauberer war so respektlos mit ihr umgegangen, dass sie die Fassung verloren und ihn angeschrien hatte, dass er sofort den Laden verlassen sollte. Das hatte der Zauberer allerdings nicht getan und sie hatte ihn erneut dem Laden verwiesen, was dieser beim herausgehen als Bodenlose Frechheit bezeichnete. Kurz danach hatte Isabella dann auch noch Mr. Mullpeppers Lieblingsvase herunter geschmissen und kurz vor Ladenschluss hatte sie auch noch ihren Kittel mit Kaffee bekleckert, aber keinen Nerv gehabt es rauszumachen.

So stand sie hier nun. Das Gesicht in den Händen vergraben, einen riesigen Kaffeefleck auf ihrem Kittel und jeder einzelne Gedanke, der an Severus abwanderte. Sie war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie nicht bemerkte wie die Türglocke ging und Severus hinein gehuscht kam. Erst als er vor ihr stand und sich räusperte, schreckte sie hoch. „Wir müssen reden", knurrte er und starrte sie an. Bella blickte ihm direkt in die Augen und versuchte seinem Blick stand zu halten, doch es gelang ihr nicht. Sie drehte ihren Kopf weg und meinte entschlossen: „Nein. Müssen wir nicht." Sie hoffte, dass er hier aufgeben würde und verschwand, aber gleichzeitig war ihr auch klar, dass sie ihn so schnell nicht los werden würde. Sie wollte nicht mit ihm reden. Nicht heute. Nicht morgen. Niemals. Plötzlich packte Severus fest ihre Handgelenke und ihr Blick ging so schnell wie es ging wieder zu ihm. Mit großen Augen starrte sie ihn an, doch er ließ nicht los. „Wir müssen reden", knurrte er erneut, diesmal aggresiver und schüchterte die Frau damit ein. „Okay", flüsterte sie. Severus ließ ihre Handgelenke los und deutete, dass beide nach hinten gehen sollten. Sie ging vor und lehnte sich an die kleine Küchenzeile um einige Meter Distanz zwischen ihnen zu lassen, aber es brachte nichts. Severus ging wieder auf sie und blickte dabei unentwegt in ihre Augen. Severus ging so nah an sie heran, dass die beiden nur noch wenige Zentimeter trennten und Isabella gezwungen war nach oben zu schauen um ihn anzusehen. Severus holte einmal tief Luft und fragte dann bedrohlich: „Ist Haley meine Tochter?" Isabella drehte ihren Kopf weg und starrte aus dem kleinen Fenster. Sie wollte darauf nicht antworten und wenn sie genau nachdachte, dann war sie sich nicht sicher, auch wenn etwas in ihr es sich wünschte. Sie drehte ihren Kopf wieder zu Severus und blickte ihm dabei direkt in die Augen. „Nein", sagte sie bestimmt. Severus sah sie eindringlich an und überlegte kurz ob er mit Legilimentik in ihren Kopf eindringen sollte, aber ließ es.
„Ich hatte mehrere Affären zu dem Zeitpunkt", log sie und starrte ihn dabei unentwegt an. Ihr kompletter Körper verkrampfte sich und Severus formte mit seinen Lippen tonlos das Wort „Schlampe." Sie sah ihn entsetzt an und im nächsten Moment hatte Bella ihm eine geknallt. Seine Bleiche Haut rötete sich an der Stelle und er starrte sie fassungslos an. Sie dagegen starrte auf ihre Hand und konnte nicht glauben was gerade passiert war. „Immerhin hast du es noch drauf mir eine zu scheuern. Das hast du in fünfzehn Jahren nicht verlernt", knurrte er während sie vermied ihn anzuschauen. Ihr tat es in diesem Moment leid, dass sie die Kontrolle verloren hatte aber sie war auch eindeutig zu stolz sich von Severus Snape als Schlampe beleidigen zu lassen. „Du lügst", fügte er schließlich noch hinzu. Isabella sah ihn fragend an. „Meinst du ich hab nicht nachgerechnet? Wir hatten vor fast sechs Jahren Sex miteinander. Zusätzlich dazu hat sie schwarze Haare und meine Augen. Hälst du mich für dumm?", warf er ihr vor. Bella ließ ihren Blick durch den Raum streifen, holte einmal tief Luft und sagte dann leise: „Ich weiß es nicht, Severus. Ich weiß es wirklich nicht."

Einige Minuten herrschte Stille bis Severus plötzlich Bellas Hand packte und sie mit sich zog. „Was machst du, Severus?", fragte sie und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, was ihr nicht gelang. Severus Snape antwortete nicht, sondern zog sie mit sich durch die Tür, ohne einen laut von sich zu geben. Als sie einige Meter gegangen waren, apparierten sie plötzlich.

Sie standen auf einer langen Straße, die mit Klinkerhäusern übersäht war. Im schwachen Licht der Straßenlaternen konnte man erahnen, dass die Reihenhäuser hunderte von Metern gerade aus weiterlief. Isabella erkannte sofort wo sie waren. „Was machen wir in Cokeworth? Ich war nicht mehr hier seit-", sagte sie und wurde von Severus unterbrochen: „Seit fünfzehn Jahren." Dieser hatte immer noch fest ihr Handgelenk gepackt und versuchte nun sie hinter sich herzuziehen, doch Bella wehrte sich. „Du tust mir weh, Severus", zischte sie, doch er beachtete das nicht und zog sie mit sich. Immer wieder versuchte die Frau sich aus seinem Griff zu befreien, doch Severus war ein ganzes Stück größer und stärker als sie. Schließlich gab sie auf und beide bogen in eine enge Seitengasse ein, die die Häuserreihe unterbrach. In der Ferne konnte man die hell erleuchteten Fabriktürme sehen aus denen Dampf aufstieg. Sie bogen immer wieder ab und gingen durch die langen Straßen, die alle gleich auszusehen schienen. Dann hatten sie ihr Ziel erreicht.
Severus blickte sich um, ob sie niemand beobachtete und zückte dann seinen Zauberstab, nicht ohne dabei Bella immer noch festzuhalten. Er murmelte ein paar unverständliche Zauber und wenige Sekunden später traten sie in das Haus ein. Bella erkannte es sofort wieder. „Was machen wir hier?", fragte sie erneut und diesmal drehte Severus sich zu ihr um und meinte: „Ich will dir was zeigen." Bella verstand nicht so recht was er ihr unbedingt bei ihm zuhause zeigen musste. Ihr Handgelenk war mittlerweile von Severus hartem Griff rot angelaufen. Dieser achtete allerdings nicht darauf und zog sie die hölzerne Treppe hinauf. Alles sah noch genauso aus wie damals und es schien fast als sei keine Sekunde seit damals vergangen. Das einzigste was ihr direkt auffiel war, dass Severus sich anscheinend nicht die geringste Mühe machte es auch nur ein kleines bisschen wohnlich aussehen zu lassen. Er zog sie mit sich auf den Dachboden und ließ dann von ihr ab. „Was willst du mir zeigen?", fragte die Blonde und im selben Moment drehte sich der Tränkemeister zu ihr um. In seiner Hand hielt er etwas, was er Isabella nun vor die Augen hielt. Diese betrachtete es. Es war ein Foto, welches Severus als Kind zeigte und eine ziemliche Ähnlichkeit mit Haley zeigte. Bella schluckte und blickte Severus an. „Ich frage dich nochmal. Bin ich Haleys Vater?", fragte er. „Ich vermute ja. Aber ich weiß es nicht...wirklich nicht", sagte Isabella und blickte diesem direkt in die Augen. Severus war es diesmal, der sich weg drehte und kurz nachzudenken schien. Dann drehte er sich wieder zu Bella und schlug vor einen Vaterschaftstest zu machen, damit sie es zu 100% wussten. Bella nickte zustimmend auch wenn ihr das nicht gerade gefiel. Ihr gefiel die gesamte Situation nicht wirklich. Alleine deswegen weil sie sich vor Jahren geschworen hatte nie mehr auch nur einen Fuß in Spinners End in Cokeworth zu setzen nachdem was vor fünfzehn Jahren zwischen ihr und Severus passiert war.

Die beiden verließen den Dachboden wieder und machten sich auf den Weg nach unten ins Wohnzimmer, weil Severus darauf bestanden hatte, dass sie einen Tee zusammen trinken sollten. Severus ging vor und kurz bevor Bella unten angekommen war, hatte sie die letzte Treppenstufe übersehen. Sie kam ihns Schwanken und wäre beinahe hingefallen, wenn Severus nicht absolut schnell reagiert hätte und sie auffing. Sie landete genau in Severus Armen und ihre Blicke trafen sich. Severus konnte in diesem Moment nicht anders und verlor sich wie schon so oft in diesen einzigartigen Augen, die ihn so faszinierten. Kurz zögerte er aber dann beugte er sich zu ihr runter und im nächsten Moment trafen sich ihre Lippen. Er spürte wie weich ihre Lippen waren und schmeckte ein leichtes Minzaroma, welches sein Verlangen danach ihre Lippen mit seinen zu berühren verstärkte und Bella wehrte sich nicht. Sie wollte es auch. Sie wollte, dass ihre Lippen miteinander verschmolzen und bemerkte wie das Verlangen nach seinen Lippen und seinen Berührungen immer größer wurde, der Kuss immer leidenschaftlicher. Sie spürte wie ihre Erregung immer größer wurde und Severus drückte sie fester an sich, so dass Bella seine Erregung deutlich spüren konnte. Beide atmeten schwer und es dauerte nicht lange bis die ersten Kleidungsstücke ihren Weg auf den Boden gefunden hatten.

HeterochromieWhere stories live. Discover now