26. Das erste Gespräch

45 1 0
                                    

"Klar, was ist los?", fragt Joe sofort und Phil schaltet den Fernseher aus. Sie gucken mich beide abwartend an. Ich hole tief Luft und setze mich auf den Sessel.

"Ich muss euch was sagen, aber bitte unterbrecht mich nicht." Jetzt gucken beide verwirrt aber nicken.

Ich hole noch einmal tief Luft und fange dann an zu erzählen: "Die Sache mit der Entführung und den Gangs ist zu viel für mich. Ich verstehe all das nicht, ich verstehe nicht, warum ihr so ein Mist macht und ich verstehe auch nicht wieso Noah so etwas macht. Reicht Fußball spielen nicht? Oder boxen? Ich habe die letzte Woche sehr viel Zeit mit nachdenken verbracht. Und ich kann nicht in ständiger Angst leben, dass euch etwas passiert ist, nur weil ihr ein paar Minuten zu spät gekommen seid. Und ich kann auch nicht in ständiger Angst leben, dass ich wieder entführt werde. Außerdem vermisse ich Amber, Ashley und Sophia. Und Mom natürlich auch. Und dann die Sache mit Noah, dass ich da zwischen euch allen stehe. Das ist einfach zu viel für mich. Ich liebe es, dass wir zusammen wohnen und dass ich euch tagtäglich sehen konnte, aber ich will zurück nach London. Ich habe heute Mittag, bevor ihr beiden da ward, mit Mama gesprochen. Sie redet mit Papa und auch mit Ambers Mutter, ob ich bei Amber wohnen kann, bis Mama aus dem Krankenhaus kommt. Wenn alles klappt, ziehe ich nächste Woche zurück nach London."

Jetzt ist es raus. Es tut gut mit den beiden zu sprechen, aber ich habe auch Angst, wie werden sie reagieren? Anscheinend wissen die beiden auch nicht, was sie sagen sollen. Beide gucken geschockt und schweigen.

"Sagt was, bitte", sage ich leise.

"Du hast recht! Das Leben in Dublin bei uns ist zu gefährlich für dich. Bestimmt ist es besser wenn du wieder hier her ziehst. Dann bringen wir dich nicht in Gefahr und Noah auch nicht!", sagt Joe und ich höre, dass er genervt und verletzt ist. Ich will etwas erwidern, doch er winkt ab und geht aus dem Zimmer. Ich gucke ihm erst nach und wende mich dann an Phil.

"Er weiß, dass es dir nicht leicht fällt diese Entscheidung zu treffen. Aber für ihn ist es auch nicht leicht loszulassen. Joe hat sich so sehr gefreut, als klar war, dass du herziehst. Wir beide! Und der Gedanke, dass wir dich jetzt nach so kurzer Zeit wieder verlieren, verletzt. Uns war klar, dass du noch für eine begrenzte Zeit hier bist, dennoch war immer ein kleiner Hoffnungsfunke, dass du bleibst und du uns nicht verlässt", versuch Phil mir zu erklären. Auch er ist traurig und verletzt.

"Ihr verliert mich nicht! Ich bin und bleibe eure Schwester. Und ich würde auch viel lieber mit euch zusammen wohnen, aber versucht mich zu verstehen."

"Ich verstehe dich. Ich kann mir nicht vorstellen, was du durchmachen musstest als du bei den Timid Demons warst. Und egal, was zwischen Noah und uns oder auch den Black Shadows und unseren Dark Angels ist, ein Teil von mir wird Noah und den Black Shadows für immer dankbar sein und in ihrer Schuld stehen, dass sie dich gerettet haben. Für mich ist und bleibt Noah ein Arsch, aber ihm liegt etwas an dir. Das habe ich schon beim Ball gesehen, vorher als er mal etwas zum blonden Engel gesagt hat und auch als er mir und Joe von deiner Entführung erzählt hat. Und auch wenn wir nicht zusammen groß geworden sind, kenn ich dich. Und ich weiß, dass du in Noah auch etwas siehst. Ich weiß ehrlich nicht was, aber ich weiß, dass er dich glücklich gemacht hat. Joe und ich haben schon länger vermutet, dass es bei dir jemanden gab. Wir wussten nur nicht wer es ist. Ich respektiere deine Entscheidung, wenn du zurück nach London möchtest. Aber du solltest wirklich mit Noah sprechen und nicht einfach verschwinden. Und wenn du doch in Dublin bleibst, verspreche ich, dass wir dich beschützen. Jetzt wo bekannt ist, dass du unsere Schwester bist, ist es die Pflicht der Dark Angels dich zu schützen."

Das hatte ich nicht erwartet von Phil. Ich gehe zu ihm und nehme ihn in die Arme. "Danke!", nuschele ich und lehne mich an ihn. Er erwidert meine Umarmung. Bis gerade war ich mir so sicher, dass ich nach London zurück gehen sollte, aber jetzt lassen mich Phils Worte wieder an meiner Entscheidung zweifeln. Wir bleiben einige Zeit einfach so auf dem Sofa liegen und hängen jeder unseren eigenen Gedanken nach.

Irgendwann bin ich dann wohl eingeschlafen und Phil oder Joe muss mich ins Bett gelegt haben. Als ich am nächsten Morgen aufwache, liegt dieses Mal Phil neben mir und Joe schläft auf der Schlafcouch. Phil ist schon wach.

"Guten Morgen! Hast du gut geschlafen?", fragt Phil mich leise, um Joe nicht zu wecken.

"Naja, ich habe viel nachgedacht. Hat Joe gestern Abend noch etwas gesagt?", frage ich vorsichtig.

"Er möchte, wie ich, nur das Beste für dich. Gleichzeit will er aber auch, dass du bei uns bleibst. Aber er weiß, dass sein Verhalten gestern Abend nicht fair dir gegenüber war."

"Phil hat recht! Es tut mir Leid, Sky. Dir ist die Entscheidung bestimmt nicht leicht gefallen, aber ich war einfach mit der Situation überfordert. Trotzdem hätte ich nicht so rausrennen sollen. Ich hab dich lieb und ich respektiere deine Entscheidung", sagt auf einmal Joe. Ich hatte nicht mitbekommen, dass er auch wach ist. Er kommt langsam auf das Bett zu. Ich setze mich auf, strecke ihm meine Arme entgegen und lächle. "Komm her!"

Damit kommt Joe zu mir und schließt mich in die Arme. Familie ist und bleibt das Wichtigste für mich. Und genau das ist es auch, was mir meine Entscheidung erschwert. Ich versuche den Gedanken zur Seite zu schieben. Wir fliegen heute um 15:00 Uhr zurück nach Dublin und es ist bereits 10:00 Uhr. Somit stehen wir auf, machen uns fertig und frühstücken. Im Anschluss machen wir uns wieder auf den Weg ins Krankenhaus mit all unseren Sachen. Wir wollen die letzten Stunden hier verbringen.


Dieses Mal wieder ein reines Geschwisterkapitel und wir haben mal eine etwas andere Seite von Phil gesehen. Was sagt ihr? Soll Skylar zurück nach London ziehen oder in Dublin bleiben?

Noch eine kurze Info: Ich habe zwei Bücher hier, die sehr ähnlich heißen, deshalb habe ich mich entschieden, dieses Buch umzubenennen. Von "Start a new life" in "Wo gehöre ich hin?".

Wo gehöre ich hin?Where stories live. Discover now