6. Big Boss

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Zuerst bin ich zu überrascht um mich zuwehren, doch als ich aus meiner 'Schockstarre' erwache, befinde ich mich bereits in einem Klassenraum. Ich sehe meinen 'Entführer' an, nein eigentlich funkel ich ihn böse an.

"Was soll das? Und wer bist du eigentlich?", fauche ich. Richtig, ich habe keine Ahnung wer mein Gegenüber ist. Ich denke ich habe ihn schon mal bei Noah und Kyle gesehen, aber so wie er sehen viele aus. Dunkle Haare, groß, Tatoos, Muskeln und so weiter und so fort.

"Du kennst mich nicht? Ich bin verletzt! Eigentlich kennt mich hier jeder! Man nennt mich auch 'Big Boss', du darfst mich aber auch Dillen nennen, Schätzchen", antwortet mein Gegenüber.

"Und was willst du?", frage ich genervt.

"Bleib ruhig! Nicht so aggressiv Bitte! Jedes neue Mädchen und jeder neue Junge wird hier an dieser Schule erstmal überprüft und einsortiert. Nerds, Normalos, Bitches, nice chicks oder nice Bro, Idiot und Vollidiot."

"Ach? Und du gehörst wohl zu den Vollidioten?", frage ich. Scheiße! Ich sollte nicht immer so eine große Klappe haben. Dillen funkelt mich jetzt böse an und kommt bedrohlich ein paar Schritte auf mich zu. Ich bin zwar schon über 1,70 groß, aber er ist um die zwei Meter groß. Keine Schwäche zeigen, Skylar! Keine Schwäche!

"Nicht so eine große Klappe, mein liebes Fräulein, sonst muss ich sie dir mit irgendetwas stopfen! Wenn ich in guter Laune bin wird es eines meiner Körperteile, ansonsten etwas anderes!", er spricht mit ruhiger Stimme, aber ich habe bereits bemerkt, dass ich ihn wütend gemacht habe. Er kommt weiterhin auf mich zu und ich weiche zurück, doch dann lande ich am Lehrerpult. Dillen fängt an zu lachen.

Ich will schreien, doch er ist mir einen Schritt voraus und hält mir schnell den Mund zu. Allerdings ist er schlau genug, die Hand nicht direkt an meinen Mund zu legen, denn sonst könnte ich zu beißen. Gut für ihn, schlecht für mich!

"Dillen?", ruft plötzlich eine Stimme auf dem Flur.

Dillen flucht und ist einen kurzen Moment unaufmerksam. Diese Chance nutze ich, schüttel seine Hand ab und schreie. Es ist nur ein kurzer Schrei, da er sich schnell wieder fasst und mir wieder den Mund zu hält und mit der anderen Hand die Hände zusammen drückt. Ich wimmer leise auf, da es wirklich schmerzt.

"Jetzt halt endlich die Klappe!", zischt Dillen.

Ich bin den Tränen wirklich nah, doch ich rede mir weiterhin ein, dass ich keine Schwäche zeigen darf.

"Hallo?", ruft die Stimme auf dem Flur und ich höre wie verschiedene Türen geöffnet und wieder geschlossen werden. Dillen hört es anscheinend auch, denn er flucht bereits wieder. Endlich wird die Tür in unserem Raum geöffnet und Noah steht in der Tür. Als er mich sieht und erkennt, weiten sich seine Augen.

"Was machst du da Dillen?", fragt er und tritt meiner Meinung nach bedrohlich auf Dillen zu.

"Ich sortiere sie ein, konnte allerdings nicht wissen wer da ruft, also musste ich ihr die Klappe zu halten!", antwortet dieser.

Mich lässt er dabei allerdings nicht los und die Schmerzen an meinen Handgelenken werden stärker, da er fester zu drückt. Ich wimmere wieder und unterbreche somit Noahs und Dillens Blickduell.

Noah sieht mich kurz an und zieht Dillen dann entschlossen von mir weg. Ich stolpere zur Seite und wäre wahrscheinlich gefallen, wenn Noah mich nicht gefangen hätte.

"Danke!", murmel ich. Noah lächelt mich nur kurz an und dann ist es, als ob er eine Maske aufsetzt. Er sieht Dillen mit bösem Blick an und sagt: "Hau ab! Ich werde die Aktion hier Marco melden!"

Okay, wer bitteschön ist Marco jetzt schon wieder? Und wieso sieht Dillen Noah so geschockt an. Dillen will etwas erwidern, doch Noah schneidet ihm das Wort ab und schickt ihn erneut raus. Dieses mal gehorcht Dillen und verlässt den Raum. Noah atmet hörbar aus und wendet sich mir zu.

"Bei dir alles okay? Hat er irgendwas gemacht?", fragt er mich schon fast fürsorglich.

"Außer mir fast einen Herzinfarkt einzujagen, meine Handgelenke zu zerquetschen und über mich bestimmen zu wollen nichts! Und er hat sich mir als Big Boss Dillen vorgestellt und war beleidigt das ich ihn nicht kenne!", erzähle ich. Ich war wirklich froh, dass Noah gekommen war. Ich hab keine Ahnung, was Dillen sonst noch gemacht hätte.

"Big Boss? So nennt er sich immer. Ist er jedoch nicht!", sagt Noah lachend. Schön das wenigstens einer sich amüsiert. Ich stehe immer noch ziemlich unter Schock. Wenn meine Brüder das mitbekommen hätten, gäbe es an dieser Schule wahrscheinlich einen Schüler weniger.

"Warum hast du das für mich gemacht?", frage ich Noah, nach einigen stillen Augenblicken.

"Ich finde es nicht in Ordnung wie er mit dir umgegangen ist und mich nervt es, dass er immer einen auf Boss tut, das ist er nämlich nicht!", antwortet Noah.

"Boss von wem oder was? Und wer ist denn sonst der Boss? Du? Oder dieser Marco? Oder noch wer anderes?" Wenn Noah schon so nett ist, dann kann ich das ja auch ausnutzen.

"Unserer Gang! Und ja Marco ist der Boss!"

"Was für eine Gang?", frage ich weiter.

"Unsere! Und jetzt ist die Fragerunde beendet, dass geht dich nämlich alles gar nichts an!" Das waren Noahs letzte Worte, bevor er den Raum verlässt. Was war denn jetzt los? Erst ist er so nett und hilfsbereit, rettet mich und redet ganz normal mit mir und plötzlich ist er ein arrogantes Badboy Arschloch? Na danke!

Ich verlasse den Klassenraum und laufe zur Cafeteria. Dort werde ich bereits von den anderen erwartet. Ich hole mir Essen und gehe damit zu ihnen.

"Wo warst du? Du bist doch zehn Minuten vor mir gegangen!", fragt Dan.

"Hatte eine kleine Diskussion nichts wichtiges!", sage ich und zucke mit den Schultern. Ich möchte das nicht an die große Glocke hängen, also sag ich einfach gar nichts. Die Pause ist schon zur Hälfte vorbei und die andere Hälfte verbringe ich mit meiner neuen Clique (?), kann ich sie schon so nennen? Die meiste Zeit reden sie und ich sitze daneben und esse noch.

Als es zum Pausenende klingelt mache ich mich mit Hailey auf den Weg zum Unterricht. Die letzten zwei Stunde verlaufen ganz normal und dann können wir endlich nach Hause. Wir verabschieden uns von einander und ich warte draußen auf meine Brüder.

Es ist keiner mehr auf dem Schulhof der uns Beachtung schenkt, also kann ich ohne aufzufallen einsteigen und Joe fährt auch sofort los. Zu Hause gehe ich in mein Zimmer und die Jungs ins Wohnzimmer. Essen hatten wir bereits in der Schule, also darf ich jetzt Hausaufgaben machen. Yeah! Freude kommt auf! Nicht!

Den restlichen Nachmittag verbringe ich mit Hausaufgaben und joggen gehen. Ich laufe in den nahe liegenden Park, jogge eine kleine Runde und laufe wieder nach Hause zurück. Die letzten Meter sprinte ich und komme ziemlich fertig zu Hause an. Ich hole mir ein Glas Wasser aus der Küche und gehe danach hoch in mein Zimmer.

Erst checke ich meine Nachrichten und möchte danach duschen gehen. Es gibt viele Nachrichten in den verschiedenen Kurs- und Stufengruppen, außerdem hat Hailey mich zu deren Cliquengruppe hinzugefügt. Auch Nachrichten von Mum und Dad habe ich bekommen.

'Hallo Maus! Wie geht es dir? Hast du dich schon eingelebt und neue Freunde gefunden? Hab dich ganz doll lieb! Kuss,  Mama!'

Ich antworte ihr sofort: 'Hey Mama! Mir geht's gut. Eingelebt habe ich mich und neue Freunde habe ich auch gefunden! Wann beginnt deine Chemo? Hab dich auch lieb! Kuss, Sky!'

Und von meinem Dad: 'Ich komme heute Nacht von der Geschäftsreise wieder!'

'Cool! Ich freue mich auf dich!'

Was fällt auf wenn man die Nachrichten meiner Eltern vergleicht? Ich glaub dazu muss ich nichts weiter sagen! Ich gehe wie geplant duschen und gehe danach mit noch nassen Haaren zu den Jungs.

"Dillen soll wieder irgendein Mädchen bedrängt haben! Hast du das gehört?", fragt Phil Joe gerade, als ich das Zimmer betrete.

"Ja und Noah soll sie gerettet haben! Jetzt wird überall über Noah und den blonden Engel geredet!", antwortet Joe. Phil verdreht nur die Augen und meint: "Hör bloß mit dem Vollpfosten auf!"

Dann bemerken die Jungs mich auch und wechseln schnell das Thema. Das Getuschel über Noah und den blonden Engel habe ich auch mitbekommen, jedoch bisher gekonnt ignoriert!

Wo gehöre ich hin?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt