25. "Ich möchte zurück nach London ziehen"

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"Hi, Mom!", begrüße ich meine Mama als ich das Zimmer betrete.

"Skylar! Ach es ist so schön dich zu sehen. Aber was bedrückt dich? Komm setz dich und erzähl mir was los ist. Gestern warst du auch schon nicht so gut drauf, also erzähl schon."

Meine Mutter weiß einfach immer sofort, wenn etwas nicht stimmt. Sie weiß sofort, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Das war schon immer so und ich habe auch das Gefühl, dass sich das niemals ändern wird.

"Ich möchte zurück nach London ziehen", da sie sowieso weiß, dass etwas nicht stimmt, kann ich es auch einfach direkt sagen. Ich setze mich auf den Stuhl neben ihr Bett.

"Was? Aber wieso? Hat es was mit deinem Vater zu tun? Oder mit den Jungs? Oder mit einem anderen Jungen?"

"Nein! Ich liebe es, Joe und Phil so viel sehen zu können. Aber ich vermisse dich und ich vermisse Amber, Ashley und Sophia."

"Aber Schatz, ich bin noch für ein paar Wochen im Krankenhaus und danach muss ich mich Zuhause schonen."

"Ich weiß! Aber wenn du nach Hause kommst um dich zu schonen, ist es doch gut, wenn ich da bin und dir bei allem helfen kann. Und bis du aus dem Krankenhaus kommst, kann ich entweder bei Amber wohnen oder bei Tante Lydia oder auch bei uns Zuhause. Lydia kommt doch sowieso regelmäßig vorbei und ich würde dich täglich hier besuchen kommen. Ich würde doch in zwei Monaten sowieso wieder kommen! Warum dann nicht jetzt schon?" Ich möchte wieder hier in London wohnen. Das muss ich einfach, um all die Erlebnisse hinter mir zu lassen. Werden mir Alicia, Hailey, Dan und Alex fehlen? Und werde ich auch Phil und Joe vermissen? Natürlich, aber genauso vermisse ich eben auch meine Freunde hier in London. "Bitte Mom!"

"Skylar, ich kenne dich! Ja, du vermisst deine Freunde, aber du kannst mir unmöglich erzählen, dass das der einzige Grund ist, weshalb du zurück möchtest. Was ist mit all deinen Freunden, die du in Dublin kennengelernt hast? Es muss doch etwas passiert sein, habt ihr euch zerstritten? Weglaufen ist niemals der richtige Weg, auch wenn er manchmal als der leichteste Weg erscheint! Also? Was ist passiert?"

Okay, wie erklärt man seiner Mutter diese Situation? Ich kann ihr nichts von den Gangs erzählen, denn da hängen Joe und Phil mit drin und so sehr ich es auch hasse, dass die beiden in der Gang sind, würde ich die beiden niemals verpfeifen.

"Nein, ich habe mich nicht mit der Clique gestritten. Aber mit dem anderen hattest du recht. Es geht um einen Jungen. Wir haben uns gut verstanden und waren auch ein paar mal aus, aber dann hat er mich eiskalt abserviert und stehen gelassen. Ich habe es inzwischen akzeptiert, aber ich kann ihn nicht täglich in der Schule sehen. Und deshalb dachte ich, dass ich einfach eher nach Hause kommen kann." Das ging jetzt irgendwie doch leichter als ich dachte. Und das wichtigste: Nichts davon ist gelogen. Gut, Noah hat mich nicht direkt abserviert, aber auf dem Tanz hat er mich stehen lassen. Und sonst habe ich nur etwas ausgelassen, aber gelogen habe ich nicht.

"Ach Skylar! Ich spreche mal mit deinem Vater und mit Ambers Mutter. Vielleicht kannst du ja dorthin ziehen, aber..."

"Danke, Mama!", rufe ich und falle ihr um den Hals.

"Warte, Sky! Lass mich ausreden: Aber du gehst erst nochmal zurück nach Dublin und egal, was die beiden sagen, du ziehst frühestens nächste Woche Samstag wieder hierhin. Bis dahin gehst du ganz normal zur Schule und verabschiedest dich von deinen Freunden. Denn dabei bleibe ich, einfach weglaufen ist keine Option!"

"In Ordnung!" Ich wusste, dass es keinen Sinn macht, weiter zu diskutieren. Und eine Woche sollte ich schaffen, außerdem habe ich so die Möglichkeit mich von der Clique zu verabschieden und noch eine gute Woche mit Phil und Joe zu verbringen. Ob ich in der Zeit auch mit Noah sprechen werde, weiß ich nicht. Ich denke eher nicht.

"Aber wenn du dich in der Woche doch noch umentscheidest, sag mir Bescheid!"

"Werde ich nicht, danke Mom!"

Ich bleibe noch den ganzen Tag bei meiner Mama und nachmittags kommen auch Joe und Phil und wir verbringen einen schönen Tag im Krankenhaus. Also soweit ein Tag im Krankenhaus schön sein kann. Wir reden viel, spazieren ein bisschen durch den kleinen angrenzenden Park und genießen einfach die Zeit zusammen. Mittagessen und Abendessen haben wir uns aus der Cafeteria geholt und jetzt sind wir wieder zurück im Hotel und ich schreibe mit Amber.

"Meine Mom wird mit meinem Dad und deiner Mom sprechen, damit ich zurück nach London kann!", schreibe ich ihr.

"Uhhh! Cool! Ich freu mich! Was sagen deine Brüder?"

"Gar nichts!"

"Du hast es ihnen noch nicht gesagt? Skylar!?"

"Nein, noch nicht!"

"Dann mach es jetzt!"

Und dann ist Amber einfach offline gegangen. Ich weiß, dass ich sobald wie möglich mit Joe und Phil sprechen sollte, aber ich habe Angst. Ich weiß, dass sie mich lieben, aber ich weiß auch, dass ich sie enttäusche, wenn ich weglaufe. Und ja da haben meine Mom und Amber recht, ich laufe weg. Das ist mir klar, aber ich kann einfach nicht anders. Ich will nicht in ständiger Angst leben. Nicht in ständiger Angst um mich und auch nicht in ständiger Angst um Noah oder meine Brüder, nur weil sie mal zu spät kommen. Natürlich kann ihnen auch etwas passieren, wenn ich hier bin und sie in Dublin, aber zumindest mache ich mir nicht jedes Mal riesige Sorgen, nur weil sie ein paar Minuten zu spät sind.

Aber egal wie viel Angst ich vor dem Gespräch habe, ich weiß, dass ich das Gespräch führen muss. Also wieso es immer weiter vor mir her schieben? Ich sollte generell auch mit den beiden sprechen. Über die ganze Gang- und Entführungssache. Na, dann! Ich atme einmal tief durch und spreche Joe und Phil dann an, die gerade irgendwas im Fernsehen gucken.

"Phil? Joe? Können wir reden?"

Wo gehöre ich hin?Where stories live. Discover now