Kapitel 502

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Sicht Wincent

Endlich war es so weit. Endlich startete die Reise zu meinem dritten Album so richtig. Endlich. Ich konnte mich kaum auf das konzentrieren, was Amelie und Isa von mir abverlangten. „Mädels, es ist spät, ich muss nochmal pissen und dann will ich einfach den Release durchziehen.", sagte ich. Amelie wirkte so, als ob sie unbedingt noch was fertig bekommen wollte, doch Isa nickte mir nur zu und so stand ich auf und ging Richtung Klo. „Ne Goldi, der Wincent geht alleine.", hörte ich Isa noch und musste ein bisschen grinsen.

Wieder zurück saßen die Mädels immer noch vor ihren Rechnern, aber meine Sachen waren alle weggeräumt und nur mein Rechner und mein Handy lagen da. „Du hast noch zehn Minuten.", lächelte Isa und stupste unter dem Tisch mit ihrem Fuß mein Knie an. „Ohhh ich bin so aufgeregt. Wenn ich zu viel verrate müsst ihr mich bremsen.", schmunzelte ich. „Du redest eh schneller, als wir reagieren können.", lachte Amelie und Isa musste ihr beipflichten. Die beiden stichelten noch ein bisschen rum, bis es endlich an der Zeit war live zu gehen. „Warte.", sagte Isa und kam um den Tisch gehüpft. „Ich bin stolz auf dich.", flüstere sie und küsste mich sanft, bevor sie sich wieder auf ihren Platz fallen ließ. Mit einem fetten Grinsen startete ich den Stream und sofort schossen die Zahlen der Zuschauer in die Höhe. Ich begann direkt zu labern und redete mich auch nur fast um Kopf und Kragen. Ich erklärte viel, warf aber immer mal wieder einen prüfenden Blick zu Isa und Amelie, ob alles im Rahmen war.

„Warum habt ihr den Song alle schon?", stöhnte ich um kurz nach 12, als mein Spotify immer noch nicht laden wollte. Als es dann ging lauschte ich der Musik und las die Kommentare im Chat. Ich erschreckte mich total, als sich die Arme meiner Freundin um meinen Hals schlangen. „Happy Releaseday, Baby.", flüsterte sie und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. „Danke.", lächelte ich und genoss es noch kurz, sie bei mir zu haben. Viel zu schnell löste sie sich aber wieder und setzte sich mir gegenüber. Nachdem der Song durchgelesen war wurde ich von einer Welle an Feedback überrollt. „Aber die große Frage ist doch, warum hat Isa Krücken?", tauchte dann vor meiner Nase auf. „Ich les hier gerade, warum Isa auf Krücken unterwegs ist. Ja... die Dame hat sich beim Tanzen den Fuß gebrochen, aber das erklärt sie euch bestimmt selbst nochmal genauer.", grinste ich in die Kamera. „Bestimmt.", brummte Isa im Hintergrund. Ich warf ihr nur einen Luftkuss zu und quatschte noch eine Weile mit meinen Fans. Irgendwann verabschiedete ich mich dann aber. Es war spät und wir mussten am Morgen ja auch wieder früh raus. Wir quatschten noch kurz mit Amelie und gingen dann in unser Zimmer. „Zwei von drei.", stöhnte Isa, als sie sich aufs Bett fallen ließ. „Was bist du denn jetzt so angestrengt?", lachte ich. „Amelie und ich haben damit auch immer genug Arbeit.", schmollte Isa. „Ach Babe, kommst du Zähneputzen?", fragte ich und zog sie zu mir. „Muss ja.", brummte Isa. Wir gingen kurz ins Bad und legten uns dann ins Bett. „Was ist denn jetzt los?", fragte ich sie und strich über ihre Arme. „Ich bin einfach nur fertig.", murmelte sie. „Schon wieder?", fragte ich. „Immer noch, ich weiß nicht was los ist.", murmelte sie. „Sag mir, wenn ich dir helfen kann.", flüsterte ich und küsste sie sanft. „Das tust du doch schon, indem du da bist.", erwiderte Isa und sah mir in die Augen. Ich zog sie dann einfach in meine Arme und genoss ihre Nähe, während wir beide ziemlich schnell vom Schlaf übermannt wurden.

Die nächsten Tage waren nochmal aufregend, immerhin kam das Video zu ‚Wie es mal war' raus und ich war viel im Studio. Isa war mit in München, aber sie blieb mit Goldi immer in der WG und arbeitetet von dort. Morgen war der Termin bei der Therapeutin, den ich für Isa gemacht hatte und das musste ich ihr jetzt schonend beibringen. Wir saßen gerade mit Fabi am Tisch und aßen gemeinsam. Also Fabi und ich aßen, mit Isa war das in den letzten Wochen nur schlimmer geworden und das, obwohl der seelische Druck gerade eigentlich geringer war. Sie hatte abgenommen, das sah man ihr an und das war nicht nur mir aufgefallen. „Schatz, du musst wenigstens ein bisschen was essen.", versuchte ich es nochmal. „Ich muss gar nichts, lass mich doch einfach in Ruhe.", schrie Isa sofort und verschwand aus dem Wohnzimmer. „Wince, das geht so nicht mehr.", sagte Fabi und er hatte Recht. „Ich weiß, deswegen gehts ja morgen zur Therapie und das werde ich ihr jetzt sagen. Ich schaff das auch nicht mehr.", erwiderte ich. Ich stand auf und folgte Isa. Sie saß bei mir im Zimmer am Schreibtisch und tippte irgendwas auf ihrem Laptop. „Schatz?", sagte ich ruhig und setzte mich aufs Bett. „Was? Willst du mir wieder sagen, dass ich was essen soll?", bluffte sie mich an. „Beruhig dich. Langsam schaff ich das aber einfach nicht mehr und deswegen... ich hab uns einen Termin bei einer Psychologin gemacht, die darauf spezialisiert ist.", sagte ich leise. „Was hast du?", fragte Isa und sah mich an. „Einen Termin gemacht. Einfach mal reden.", versuche ich es nochmal. „Wincent, dein Ernst? Ich habe keine Essstörung und ich brauche auch keine Therapie, aber danke, dass du mir in den Rücken fällst.", schrie sie wieder. Sie stand auf und suchte sich humpelnd irgendwelche Sachen zusammen. „Ich möchte dir nur helfen, weil das langsam echt Ausmaße annimmt.", blieb ich weiter ruhig. Isa hingegen war auf 180 und zog sich ihre Schuhe an. „Sag doch, wenn du mich loswerden willst.", schrie sie und damit war sie aus der Tür. „Was war denn das jetzt?", fragte Fabi, welcher mittlerweile wieder im Flur stand. „Ich glaub sie ist da schon tiefer drin, als ich es wahrhaben möchte.", brummte ich und versuchte sofort Isa anzurufen. Zweimal drückte sie mich weg, dann war besetzt und danach war das Handy aus. „Sie kommt bestimmt gleich wieder und so lange zocken wir eine Runde.", sagte Fabi. Er hatte Recht. Ich musste mich ablenken, bis Isa wiederkommen würde.

Pläne oder Träume // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt