001. Ein Fenster verschwindet

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___ Kapitel 1___

Ein Fenster verschwindet

The Vanishing Glass

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11 Jahre später

Mein Kopf tut weh. Warum? Nur wenigen Sekunden zuvor wurde ich, wie jeden Morgen, durch ein liebevolles „Aufstehen!" meiner Betreuerin Mrs. Johnson wach. Und da ich, Chiara Pristley beim Aufwachen nun mal nicht die Schnellste bin ich mit voller Wucht auf den Boden gekracht. Die Lippen zu einem stummen Schrei verzogen reibe ich mir die Stirn. Ich sollte wohl wirklich aufstehen. „Bist du schon auf?",werde ich von meiner Betreuerin aus den Gedanken gerissen. „Fast.",lüge ich schnell. Ich wohne leider in einem Heim, viel Zeit zum aufstehen bleibt da nicht.

„Komm in die Küche! Dein Bruder hat Speck angebraten.",höre ich sie. Schnell öffne ich die Tür und folge ihr in die Küche. Tatsächlich. Mein Bruder hat bereits Frühstück gemacht. Mit einem Stöhnen streiche ich mir die braunen, zerzausten Haare aus dem Gesicht. Ich hatte mit einem verzweifelten Versuch sie wenigstens annähernd gekämmt aussehen lassen wollen, doch nichts hat geholfen. Noch immer im Schlafanzug begebe ich mich die in die Küche, wo mein Zwilling Tom schon am Herd steht. „Morgen, Chiara.",grinst er mich an und bekommt ein genuscheltes „Morgen" als Antwort. Aufgrund des aufforderten Blick von Mrs Johnson, mache ich mich schnell daran den Tisch zu decken.

Die meisten Kinder sind schon nicht mehr hier, da viele von ihnen das Wochenende bei den leiblichen Eltern verbringen. Uns wurde damals gesagt, dass unser Vater uns abgegeben hätte, da er sich nicht mehr um uns kümmern konnte. Mehr wurde uns leider nicht gesagt, was ich sehr schade finde. Ich hätte gerne etwas über meine Familie, Herkunft und so weiter erfahren. ,,Du grübelst schon wieder viel zu viel.",stellt mein Bruder überraschend fest, ,,Schon wieder über unsere Eltern?" Beschämt nicke ich. Mein Bruder kann es nicht leiden, wenn ich darüber nachdenke.

Er meint, ich mache mir damit viel zu viele Gedanken. ,,Mrs. Johnson, sind wir heute nur zu fünft?",möchte ich von meiner Betreuerin wissen, die daraufhin nickt. ,,Ja, Lukes Schwester ist krank, und die anderen Kinder sind bereits bei ihren Familien oder nutzen den Ausflug heute. ,,Achso",antworte ich knapp und wende mich wieder zu meinem Bruder Tom. Ich helfe Tom gerade die Eier zu braten, als das Telefon klingelt. Mrs. Johnson eilt zum Telefon, als würde es explodieren, wenn sie nicht rechtzeitig dran gehen würde. ,, Mrs Figg kann ihre beiden Kinder nicht abholen. Sie hat sich ein Bein gebrochen.",krächzt sie, als hätte sie sie gerade erfahren, todkrank zu sein.

Die Hoffnung, den Tag nicht mit Mrs. Figgs verbringen zu müssen, bessert meine Laune erheblich auf. Heute ist ein Ausflug in den Zoo geplant, jeweils 4 Kinder und 1 Betreuer oder ein Elternteil. ,,Ich wette Mrs Figg hat keine Lust auf den Zoobesuch.",murmelt Tom verlegen und ich nicke. Die Dame hat sich jedes mal gedrückt, wenn es darum geht, etwas mit ihren Kindern zu unternehmen. Die Kinder sind nicht das Problem. Vielmehr die Eltern, die sich von ihren Aufgaben immer mehr entziehen. Zu beginn kamen immer beide ihren Sohn und ihre Tochter besuchen. Von Jahr zu Jahr sind sie nur noch selten gekommen.

Nur zu Geburtstagen, Ausflügen und hin und wieder waren sie auch in den Ferien hier um ihre Kinder abzuholen. Seit 2 Jahren ist der Vater allerdings nicht mehr aufgetaucht, was mich relativ wenig überrascht. Mein Bruder hat mir mal erzählt, dass der Vater schon oft gesagt haben soll, dass ihn diese Familie nerven würde, und er lieber eine andere Familie hätte. ,,Was wird denn jetzt aus unserer Gruppe?",hakt mein Bruder nach. ,,Egal.",meint Mrs. Johnson, ,,dann werde ich mit euch beiden, Luke und seinem Betreuer gehen." Sie hängt das Telefon wieder zurück an die Wand und kommt hinüber zum Herd.

Slytherins ErbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt