004. In der Winkelgasse

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___Kapitel 4___

In der Winkelgasse

Diagon Alley

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„Wir sollten uns bald auf den Weg machen, wir müssen schließlich einiges zu besorgen.",erklärt die junge Frau, welche bereits wach ist und sich die Stiefel anzieht. „Aber Mrs. Johnson, da gib es ein kleines Problem...",beginnt mein Bruder.„Hm?",macht die Betreuerin verwundert. „Wir haben doch kein Geld.",kläre ich kurz und knapp auf. Der Hüterin der Schlüssel grunzt vergnügt:,,Denkt ihr wirklich, eurer Vater hätten nichts hinterlassen? Euer Geld ist sicher in Gringotts verwahrt."

„Gringotts?",erkundigt sich mein Brüderchen interessiert. ,,Yap, Gringotts! Die Zaubererbank. Der sicherste Ort der Welt, naja vielleicht außer Hogwarts. Man muss einen ganz schönen Knall haben um dort einzubrechen. Schon allein die Kobolde! Legt euch nie mit Kobolden an, sag ich euch!" Während die Frau gesprochen hat, hat sie uns hinaus auf den Hof des Waisenhauses geführt.„Warum ist es eigentlich so verrückt in Gringotts einzubrechen?",hakt mein Bruder nach. „Also zum einen wären da, wie ich schon sagte, die Kobolde selbst, dann gibt es Flüche und Banne und nicht zu vergessen: Du musst erst mal zu den Verließen finden, die sind nämlich tief unterhalb von London. Weitaus tiefer als die U-Bahn. Ist ein richtiges Labyrinth dort unten. Es heißt sogar die Hochsicherheitsverliese seien von Drachen bewacht."

Als mein Bruder begann den Schlüsselhüter über das Zaubereiministerium auszufragen, schaue ich ins leere? Was ist, wenn wir durch unseren Namen keine Freunde finden würden? Später in der Bahn werden wir von fast jedem angestarrt. Zu diesem Zeitpunkt ist mir noch nicht klar in welchem Ausmaß uns das in Hogwarts erwarten wird, doch ich muss auch zugeben es war einfach ein zu komischer Anblick. Den schweren Biberfellmantel über den Schultern, sitzt die junge Frau seelenruhig auf ihrem Sitzplatz. Das Starren verringert sich nicht unbedingt als ich, für alle Anderen völlig grundlos, lospruste.

„Tom, Chiara, habt ihr eure Briefe noch?",werde ich von Mrs. Johnsons Stimme aus den Gedanken gerissen. Mein Bruder zieht seinen Brief hervor.„Schön, da ist nämlich eine Liste drin, mit den Sachen die ihr braucht." Während mein Bruder große Augen macht, nicke ich nur. Die Bahn hält und wir steigen aus. Weder Tom noch ich waren je in London. Mrs. Johnson jedoch scheint genau zu wissen, wohin sie möchte. Zielstrebig läuft sie durch die Menschenmassen und treibt einen Keil hinein, sodass Tom und ich nur dicht hinter ihr laufen müssen.

Auf einmal bleibt die Frau stehen. „Hier sind wir!",strahlt sie. Erwartungsvoll suche ich die Straße nach einer großen, bunten Leuchtreklame mit der Aufschrift „Zauberstäbe - zu Schulbeginn um 10% reduziert" ab. Als ich weder dies noch andere Läden finde, die auch nur im Geringsten auf Zauberei schließen lassen, folge ich verwirrt dem Blick der Frau und was ich sah war... ein Pub. Ja, wirklich äußerst magisch. Nun setzt die Betreuerin sich wieder in Bewegung. „Mrs. Johnson?",meldet sich mein Bruder zu Wort „wir dürfen in keine Pubs, das ist Ihnen bewusst? Wir sind erst elf." Bevor ich der Hüterin der Schlüssel etwas sagen kann, beginnt diese bereits zu reden.

„Der tropfende Kessel",verkündet sie, „den Laden kennt jeder." Zwar bezweifele ich das stark, da es nicht nach mehr aussieht als einem kleinen, etwas schäbigen Pub, wie man ihn sich in London eben vorstellt, doch rede ich mir ein, dass es im Inneren ja anders aussehen könne. Tja, falsch gedacht! Auf den Dielenbrettern stehen verschrammte Holztische, es ist laut und riecht nach Alkohol. Die Regale sind staubig, der Boden dreckig. Auf der Theke stehen ungespülte Gläser und auf einigen verschmutzten Tellern haben sich Fliegen niedergelassen. „Na Johnson, "beginnt der Wirt, „wie immer?" Doch die Frau schüttelt den Kopf.

„Nein, heute nicht, bin in Dumbledores Auftrag unterwegs",bei diesen Worten klopft sie meinem Bruder auf die Schulter. Der Wirt blickt zuerst Tom, dann mich, dann Tom und dann wieder mich an. „Bei Merlins Bart! Sind das etwa... sie sind es! Die Riddle-Zwillinge. Hier. Im Tropfenden Kessel!",sagt der Wirt. Die Gespräche, das Geruckel der Stühle, das Geklapper von Messer und Gabel. Alles verstummt. Wir werden angestarrt. Von jedem. Ausnahmslos jedem. Tom steht mucksmäuschenstill da und weiß wohl nicht was er tun soll. Selbst ich, die normalerweise immer den einen oder anderen blöden Spruch zum Besten geben kann, weiß nicht was ich sagen sollte.

Slytherins ErbenWhere stories live. Discover now