Lando Part I

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So richtig wollte es an diesem Samstag einfach nicht für ihn funktionieren. So richtig kam er nicht in Fahrt. Ob es daran lag, dass er die Erwartungen an das Auto gestern bei den Interviews bewusst niedrig gehalten hatte, wofür er schon wieder hatte Kritik einstecken müssen oder daran, dass es heute einfach windiger war, er wusste es nicht.

Am Vormittag hatte er noch relativ interessiert das erste Sprintrennen der Formel 2 verfolgt, zusammen mit George und Alex. Sie hatten sich gemeinsam an ihre Formel 2 Zeit erinnert. Die Saison, die sie alle in die Formel 1 gespült hatte. George, als Meister, ihn als Vize und Alex war damals Dritter geworden in der Gesamtwertung.

Das war schon eine verdammt tolle Zeit gewesen. Aufregend ohne Frage und wenn man sich die geänderten Regeln für dieses Jahr anguckte, mit drei Rennen an einem Wochenende, dann konnte er fast neidisch werden. Sicherlich war es immer sein Ziel, sein großer Traum gewesen in die Formel 1 zu kommen, allerdings hatte auch die andere Rennserie ihren Reiz gehabt.

Nach einem enttäuschenden dritten freien Training war er an diesem Samstag auf jeden Fall nicht ganz so gut drauf, als er ein paar befreiende Schritte durch das Paddock lief, auf der Suche nach einer ruhigen Ecke an der frischen Luft.

Doch dieser Wunsch war leichter gedacht, als auch erfüllt. Als er sich endlich sicher war einen Platz ganz für sich alleine am Rande der Rennstrecke, geschützt vom Wind gefunden zu haben, an dem er einen Moment durchatmen und einfach nur Ruhe und Frieden würde genießen können, musste er feststellen, dass auch hier schon eine andere Person anwesend war.

Er brauchte einen Moment um zu erkennen um wen es sich handelte. So vertraut war er mit den Gesichtern der Formel 2 nicht mehr, allerdings sah er von besagtem Gesicht gerade auch nicht viel. Die Person ganz in der Ecke seiner gerade gefundenen Zuflucht hatte sich ganz klein gemacht. Die Beine angewinkelt eng an den Oberkörper gezogen und den Kopf auf selbigen abgelegt.

„Es war doch nur das erste Rennen", sprach er ihn ruhig an und bereute es sofort, denn der andere schrak zusammen, „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken."

Ein emotionsloser Blick traf ihn, der ihn leicht schaudern ließ.

„Du kannst es noch zweimal besser machen, dieses Wochenende", versuchte er erneut eine Aufmunterung zu finden.

Irgendwie gefiel es ihm nicht, dass er nun wieder ignoriert wurde. Der andere legte den Kopf wieder auf seinen Knien ab und versank abermals in seinen wohl durch und durch trüben Gedanken. Kurz überlegte er, ob er sich einen anderen Platz suchen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie schienen eh nicht miteinander reden zu wollen, von daher würde er wohl die Ruhe bekommen, nach der er sich gerade noch gesehnt hatte und die nun so bleischwer auf ihm lastete.

Das war doch scheiße.

Und alles nur, weil der junge Mann ein paar Meter weiter das pure Unglück ausstrahlte, was ihn überraschender Weise nicht kalt ließ.

Die Uhr tickte, bald war es an der Zeit zurückzukehren. Das Qualifying stand an. Weshalb er sich nun auch wieder erhob. Der andere sah ihn an. Einen momentlang konnte er nichts anderes tun, als den Blick zu erwidern. Diese sanften Augen, die gerade noch immer so unglaublich traurig guckten, fesselten ihn, wie sonst nichts bisher.

„Ich bin mir sicher, dass zweite Rennen nachher wird besser", brach er abermals das Schweigen zwischen ihnen, „Viel Erfolg."

„Dir auch für das Qualifying", huschte nun ein Lächeln über die Gesichtszüge des anderen und er hätte beinah einen Schritt auf ihn zu, anstatt von ihm weg gemacht.

„Danke", war alles, was er hervorbrachte, während sein Handy anfing zu klingeln.

Man suchte ihn schon.

Unreal ??? (Formel 1 / 2 / 3)Where stories live. Discover now