Kapitel 1

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*Amara*

Mit geübten Handgriffen wusch ich nun schon seit Stunden die Wäsche der Alphafamilie. Das kalte Wasser plätscherte auf meine dünnen Finger und ließ stechende Schmerzen der Kälte durch meinen Körper ziehen. Kraftvoll rieb ich über den teuren Stoff, welchen ich bereits seit mehreren Stunden im alten Waschbecken wusch. Ich musste vorsichtig sein, dass nichts kaputt ging. Dieser Fehler war mir ein Mal passiert und würde mir bestimmt nie wieder passieren. Denn die Strafen in einem Rudel waren grausam. Besonders für nutzlose Omegas wie mich. Ich lebte bereits seit ich denken konnte im Vagus Rudel. Das Rudel hatte gerade einmal 150 Mitglieder, welche alle zusammenhielten. Wie eine Familie. Wie Freunde. Doch von all dem wurde ich ausgeschlossen. Omegas nahmen nun einmal nicht am Rudelleben teil. Wir wurden gemieden und für niedere Arbeiten genutzt. So waren meine Aufgaben im Rudel den Haushalt zu führen und dem Alpha zu dienen. Alpha Ronan war ein grausamer Anführer. Seine Strafen waren schrecklich. Dies war einer der Gründe wieso ich ihn mehr als den Tod fürchtete. Doch ich hatte gelernt mit den Folgen meines Daseins zu leben. Ich ordnete mich den anderen unter und versuchte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich zu lenken. 

Nach mehreren Stunden legte ich erschöpft das letzte Kleidungsstück in den alten Wäschekorb. Mein Körper schmerzte als ich mich vom kalten Betonboden erhob und ächzend den viel zu schweren Korb in den nächsten dunklen Raum trug. Hier waren mehrere Wäscheleinen befestigt über welche ich nun die Kleider warf. Mein Körper schrie mich an eine Pause zu machen. Die zahlreichen blauen Flecken und Verletzungen schienen mich immer weiter nach unten zu ziehen. Doch das durfte ich auf keinen Fall zulassen. Denn ich hatte heute noch einiges zu erledigen und war bereits jetzt viel zu spät dran. Ich würde alles für eine Schmerztablette geben. Schon oft hatte ich mir eine aus der Arztkammer gestohlen. Doch eines Tages hatte mich Alpha Ronan dabei erwischt und mich für die nächsten Tage in diesen Keller gesperrt. Es war nicht nur fürchterlich kalt hierunten sondern auch einsam. Mit mir sprach ohnehin schon kaum jemand, doch hier unten konnte ich auch nicht den anderen Gesprächen lauschen. Ich war meinen trüben Gedanken ausgeliefert gewesen. Erst nach 5 Tagen durfte ich wieder heraus kommen. Alpha Ronan hatte mich daraufhin so heftig verprügelt, dass einer seiner Söhne dazwischen gehen musste.  Bei der Erinnerung musste ich leicht lächeln. Elian, der jüngste Sohn des Alphas, hatte mich aus seinen Fängen befreit und mich danach sogar wieder auf die Beine bekommen. Wir Omegas heilten viel langsamer als andere Werwölfe, doch Elian hatte dies nicht gestört, er hatte sich liebevoll um mich gekümmert. Der 18 Jährige war so anders als seine Familie. Sein älterer Bruder Tristan war wie sein Vater. Er hasste Omegas und ließ mich das auch immer wieder deutlich spüren. Vor wenigen Tagen war er 21 Jahre alte geworden, in diesem Alter konnten Alphas deren Mate finden. Jeder Werwolf hat einen Mate, einen Selenverwandten. Jemanden, den man bedingungslos liebt. Nur Omegas bekamen keinen, wer wollte den schon jemand so schwaches an seiner Seite? Richtig, niemand. Und daher blieben wir alleine. Ich wusste nicht wie andere Omegas damit umgingen, denn ich war die einzige Omega in diesem Rudel. Doch mir persönlich bereitete es Kummer. Nur zu gerne würde ich die Liebe meines Lebens finden. Jemanden, der nur für mich bestimmt wurde. Vielleicht aus genau diesem Grund, tat mir Tristan leid. Denn er hatte seine Mate nicht gefunden. Die letzten Tage war er bereits durch verschiedene Rudel gezogen, doch von seiner Mate fehlte jede Spur. Ohne eine Mate konnte der junge Alpha das Rudel nicht führen. Es musste immer eine Luna geben. Dieses Rudel hatte leider schon lange keine mehr. Eleyne, so hieß unsere Luna, starb bei einem grausamen Kampf. Sie hatte versucht mich zu beschützen, ich war damals noch ein Baby gewesen. Doch sie ließ ihr Leben für mich, ich kenne leider nicht die gesamte Geschichte da mir keiner davon erzählen möchte. Doch ich wusste, dies war einer der Gründe wieso mich dieses Rudel noch mehr hasste als jeden anderen. Das Rudel fieberte bereits seit Jahren auf den 21. Geburtstags des Alphas hin. Doch nun schien dieser keine Mate zu haben und dies ließ das Rudel unruhig werden. Und ein unruhiges Rudel bedeutete einen sehr gereizten Alpha. 

Der Keller wurde nur durch einen schmalen Schacht beleuchtet. Durch ihn trat tatsächlich etwas Tageslicht. Ich konnte sogar die Vögel zwitschern hören. Meine Beine trugen mich wie so oft an den Schacht heran. Ich genoss das Licht auf meiner Haut. Von hier unten konnte ich nur grün sehen. Mein Rudel lag in einem tiefen Wald. Um uns herum lag ein dichter Wald. Auch wenn wir nur 150 Mitglieder hatten, so waren wir gut organisiert. Manche Wölfe hatten kleine Gärten vor ihren Hütten wieder andere konnten Nähen. Man hatte hier eigentlich alles was man brauchte. Wie gerne würde ich auch so frei sein wie die anderen? Ich könnte meinen Tagesablauf selbst bestimmen. Hätte ich Lust etwas im Garten zu machen, so könnte ich einfach nach draußen gehen. Ich könnte sogar durch den Wald laufen. So viele Dinge, die mir vermutlich bis an mein Lebensende verwehrt werden würden. Ein Seufzen entwich meinen Lippen. Ich versuchte die trüben Gedanken zu vertreiben und ging wieder an die Arbeit. Ich musste fertig werden und zwar schon sehr bald, sonst würde es ärger geben. 

Hallo zusammen,

und geschafft! Das erste Kapitel ist draußen. Was sagt ihr dazu? Gefällt euch das Cover? Was erwartet oder erhofft ihr euch von dieser Geschichte?

Liebe Grüße

Behind Sad EyesHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin