Kapitel 33

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*Amara*

Am Schloss angekommen, wartete ich kurz ob Arijan noch etwas von mir wollte. Unschlüssig standen wir uns gegenüber. "I..ich würd nach oben gehen" murmelte ich mit gesenktem Blick. "Ruf mich bitte wenn du etwas brauchst." seine Stimme klang gedämpft. Schnell nickte ich ehe ich auch schon verschwand. Ich hoffte ich würde den Weg zurück finden. Ich kam mir vor wie in einem Labyrinth.

*Arijan*

Verzweifelt fuhr ich mir durch mein Gesicht. Meine Gefühle schienen mich beinahe zu überwältigen. Sollte es ab jetzt immer so zwischen uns sein? Ich hatte das Gefühl, ich hatte alles kaputt gemacht. Seit der Markierung schien Amara beinahe in ihren Gedanken zu leben. Ich wusste, dass eine einfache Entschuldigung nicht ausreichte. Vermutlich war Amara bewusst, dass sie gestorben wäre, wenn ich sie nicht markiert hätte. Und trotzdem hatte ich mich ihr aufgezwungen. Für Amara passte ich wohl nun perfekt in ihr verzerrtes Alphabild. Die Umstände milderten möglicherweise für Aussenstehende meine Tat, doch für Amara nicht. Sie war nun gefangen. Sie konnte nicht mehr einfach weggehen. Wir beide wussten, dass sie für immer hier bleiben würde. Es erschien mir als würde sie sich von Stunde zu Stunde mehr verschließen. Und ich konnte nichts tun außer hilflos dabei zuzusehen. Wenn es so weiterging, würde sie ihre Stimme wohl bald für immer verbergen. Außer einem Nicken erhielt ich kaum eine Reaktion. Nur das kleine Mädchen hatte es geschafft ihr ein ehrliches Lachen zu entlocken. Es war atemberaubend gewesen. Ich hatte sie noch  nie so lachen gehört. Wenn es so weiter ging würde ich das vermutlich auch nie wieder. Eigentlich wollte ich sie gerne fragen, woher sie wusste, dass Lisa eine Schwester hatte. Ich hatte unsere Köchin noch nie darüber reden gehört. Nur wenige wussten über die Geschichte bescheid. Doch in meiner Nähe schien Amara beinahe zu Eis zu gefrieren. Ich wollte sie doch nicht quälen verdammt. "Alles klar?" die Stimme meines besten Freundes riss mich aus meinen Gedanken. Schnell nickte ich und machte mich auf den Weg in den Wald. Ich sollte dringend meinen Kopf frei bekommen.

*Amara*

Nach etlichen Minuten hatte ich es endlich in "unser" Zimmer zurück geschafft. Wie so oft wanderte mein Blick zum großen Fenster. Kurzerhand zog ich mir einen Stuhl heran und bestaunte die Schönheit der Natur. Draußen flogen zahlreiche Vögel, Käfer, Bienen und andere Lebewesen herum. Ich war neidisch. Sie alle genossen ihr Leben während ich hier gefangen war. Was sollte ich nun mit mir selbst anfangen? Sollte ich Tag für Tag in diesem Zimmer sitzen und nach draußen blicken? Plötzlich fühlte sich der Raum viel kleiner an als er eigentlich war. Hektisch zog ich das Fenster auf und zwang mich tief durch zu atmen. Ich würde das alles schon hinbekommen. Ich musste es einfach hinbekommen. Ein Schrei von draußen unterbrach meine trüben Gedanken. Die Krieger trainierten auf einer Wiese nahe des Schlosses. Die Bewegungen sahen routiniert aus. Als wäre es für sie ein leichtes. Lediglich die Laute, welche manche von ihnen von sich gaben ließen darauf schließen, dass es sehr wohl anstrengend war. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit. Früher hatte ich immer davon geträumt eines Tages eine starke Soldatin zu werden. Doch Ronan hatte diesen Gedanken schnell im Staub erstickt. Eine Omega hatte nun einmal nicht das Recht zu kämpfen. Wir waren dafür da, um die niederen arbeiten zu verrichten. Schnell schüttelte ich den Kopf. Hätte ich erlernt zu kämpfen, wäre mir so einiges in meinem Leben erspart geblieben. Meine Hand wanderte zu meiner Markierung. Ob ich eine Wahl gehabt hätte, wenn ich mich besser hätte verteidigen können? Ich wusste es nicht. Doch mein Entschluss stand fest. Ich würde nicht mein Leben hier drinnen verbringen und still und heimlich dabei versauern. Mein Blick scannte die Gruppe erneut. Schnell fand ich ein bekanntes Gesicht. Bruce würde mich sicher nicht hängen lassen. Entschlossen stürmte ich los, diesesmal würde mich niemand zurück halten. Ob Arijan wohl etwas dagegen hatte? Bestimmt, welcher Alpha sah seinen Omega schon gerne kämpfen. Trotzig reckte ich das Kinn. Auch er würde mich nicht davon abbringen. Sollte er mir ruhig antun was auch immer er wollte.

15 Minuten später war ich endlich bei der Wiese angekommen. Ich war noch gute 100 Meter von den anderen entfernt als bereits alle ihr Tun einstellten und mich verwundert anblickten. Ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen. Die Blicke ließen mich meine Schultern kaum merklich senken. Doch schnell richtete ich mich wieder auf. Ich werde mich nicht klein kriegen lassen. "Amara, was machst du hier?" Bruce kam mir langsam entgegen. "Tut mir leid wenn ich euch unterbreche. Aber ich möchte mitmachen. Ich hab kaum Erfahrung aber vielleicht kannst du mir die Grundtechniken zeigen?" ich betete zu Gott, dass er mich nicht einfach auslachen und wieder wegschicken würde. Bruce verzog keine Miene. "Weiß Arijan bescheid?" während er sprach warf er den Soldaten hinter sich einen kurzen Blick zu. Sofort nahmen sie ihr Tun wieder auf. "Nein, ich erzähl es ihm heute abend" das würde ich zwar nicht tun aber das musste Bruce nun nicht wissen. "Er wird mich umbringen wenn einer meiner Jungs dich verletzten sollte" nein! Er durfte mich nicht abweisen. "Ich regel das, versprochen. Außerdem möchte ich vorerst nur die Grundtechniken lernen. Ich frage dich nicht nach einem Kampf auf Leben und Tod" ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen als ich sah, dass Bruce leicht schmunzelte. "Auf deine Verantwortung. Arijan wird mich dafür zwar umbringen aber was solls. Ich werde mich einfach hinter dir verstecken" mit einem Zwinkern drehte er sich herum und deutete mir ihm zu folgen. Wir stellten uns etwas abseits zu den anderen und Bruce begann direkt zu erklären.


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⏰ Last updated: Jan 14 ⏰

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