Kapitel 6

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*Amara*

Blinzelnd öffnete ich meine Augen. Es dauerte etwas, bis ich mich an das Licht gewöhnen konnte. Stockend lies ich meine Hand zu meinen Augen wandern. Durch leichtes Reiben versuchte ich, das lästige brennen loszuwerden. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf von Rechts nach Links, mein Körper fühlte sich eigenartig steif an. Mit jeder Minute, in welcher ich starr auf die Decke über mir gestarrt hatte, kamen die Erinnerungen an die letzten Wochen wieder. Ich befand mich in einem mir fremden Rudel! Mein Oberkörper schoss ruckartig nach oben. Als wäre ich erst jetzt wirklich erwacht begutachtete ich meine Umgebung. Das alles hier schien ein Krankenhauszimmer zu sein. Ich war zwar noch nie in einem aber die Nadel in meinem Arm und die vielen Geräte wiesen nun einmal darauf hin. Vorsichtig zog ich die Nadel aus meinem Arm, ich wollte nicht wissen, was sie mir damit eingeflößt hatten. Mein Kopf brummte seltsam und meine Kehle war staubtrocken. Doch ich musste hier raus. Noch war ich alleine in diesem Zimmer, doch das würde sich mit Sicherheit bald ändern. Wer lies bitte eine fremde Omega in einem Zimmer alleine und somit unbeaufsichtigt? Richtig, niemand der bei klarem Verstand war. Außerdem fragte ich mich, was ich in einem Krankenhausbett machte. Als Omega stand mir keine medizinische Hilfe zu. Dicke Vorhänge fielen mir ins Auge. War es Tag oder Nacht? Wie lange war ich bewusstlos? Ohne zu zögern schlug ich die Decke beiseite und versuchte aufzustehen. Ein schrecklicher Schmerzt durchzuckte mich. Einen Schmerzensschrei konnte ich gerade noch unterdrücken dennoch verließ ein klägliches Wimmern meine Lippen. Ein Blick auf mein rechtes Bein verriet mir, dass der weiße Verband sich langsam aber sicher rot färbte. Die Wunde war also noch immer nicht verheilt, dass war nicht ungewöhnlich, Verletzungen durch Silber verheilen leider viel langsamer. So konnte ich definitiv nicht flüchten. Verdammt wo war ich hier. Ich musste zum Fenster, meine Finger krallten sich in die Wand neben mir. Langsam versuchte ich vorwärts zu kommen, ich spürte den kalten Schweiß auf meiner Stirn. Was war nur los mit mir? Ich hatte bereits viel schlimmeres überstanden. Komm schon, du musst hier raus! Brüllte ich mich in Gedanken an. Ich würde mich nicht noch einmal auf solch grausame Art quälen lassen. Nach anstrengenden 2 Metern erreichte ich endlich das Fenster. Die dicken Vorhänge schob ich zur Seite nur um von der grellen Sonne geblendet zu werden. Wieder dauerte es ein paar Minuten, bis ich die Umgebung genauer betrachten konnte. Wald. Alles voll mit Bäumen. Ich weiß nicht was ich erwartet hatte, aber definitiv mehr als nur Bäume. Kurz spielte ich mit dem Gedanken einfach aus dem Fenster zu klettern, doch verwarf ihn schnell wieder als ich einen Blick nach unten warf. 5. oder 6. Stock? Ich konnte es nicht genau sagen, aber definitiv zu hoch um den Sprung zu überleben. Zumindest als eine Omega. Wie sehr ich mein Dasein auch verfluchte, es änderte nichts an meiner aktuellen Situation. 

Ich stand bestimmt einige Minuten am Fenster. Meine Finger krallten sich in die Fensterbank, denn langsam aber sicher begann mein Bein bis ins unerträgliche zu schmerzen. Doch ich wollte nicht in dieses verfluchte Bett zurück. Ich musste hier raus. Doch ich mir fiel kein Weg ein, wie ich hier heraus kommen sollte. Ich war zu langsam um einfach durch dieses Gebäude zu spazieren, alle würden meinen Geruch erkennen. Sie würden mich sofort zu ihrem Alpha bringen. Springen konnte ich nicht und auch sonst nicht fliehen. Ich brauchte eine Ausrede. Wenn jemand mitbekam, dass ich wach war, würde ich bestimmt zum Alpha gebracht werden. Was sollte ich ihm sagen? Ich war abgehauen und wollte nicht zu meinem Rudel zurück? Damit würde ich mir meine persönliche Audienz beim König buchen. Ich war nicht soweit gekommen um jetzt zu scheitern. Sollte ich mich doch wieder hinlegen und so tun als würde ich schlafen? Vielleicht könnte ich Nachts fliehen, da waren nun einmal weniger Wölfe unterwegs. Gesagt, getan. Doch gerade als ich mich auf den Weg zum Bett machen wollte, öffnete sich die Türe. Zwei Herren in weißen Mäntel kamen fröhlich lachend herein. Mein Körper versteifte sich. Was würde jetzt passieren?

Behind Sad EyesWhere stories live. Discover now