Kapitel 30

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*Amara*

Ich fühlte mich leer. Meine Wölfin tobte in mir. Aber nicht vor Traurigkeit sondern vor Glück. Es war das erste Mal das ich sie so deutlich in mir spüren konnte. Ihr schien der Gedanken nun für immer an den König gebunden zu sein absolut nichts auszumachen. Das erste Mal fühlte ich sie richtig in mir. Und dann zu so einem Anlass. Kurzerhand schloss ich sie komplett aus. Ich konnte ihre Gefühle nicht ertragen. "Sieh hin. Dein Bein ist fast verheilt" Arijan setzte sich erneut zu mir aufs Bett, doch dieses Mal wich ich zurück. Ich würde nicht noch einmal den Fehler machen und ihm vertrauen. Wer weiss was er mir dann antun würde. Sein Blick traf mich unvorbereitet. Seine braunen Augen glänzten traurig. Langsam streckte er seine Hand nach mir aus, doch auch diesmal wich ich zurück und zog meine Beine an mich ran. Mein Blick senkte sich. Nun hatte es ein Alpha tatsächlich nach all den Jahren geschafft. Ein Alpha hatte mir meine Freiheit genommen. "Du solltest etwas schlafen. Wenn du wieder aufwachst, ist dein Bein verheilt und auch die Bisswunde wird verheilt sein." seine Stimme klang brüchig. Ich hob meinen Blick nicht. Er sollte verschwinden. Mich alleine lassen. "Es tut mir leid. Das mit Elijan, das mit der Markierung gerade eben. Ich verspreche dir ich werde dich zu nichts mehr zwingen" noch immer hob ich den Blick nicht. Ich konnte seinen Anblick einfach nicht ertragen. "Deine Wölfin wird dir zeigen, dass ich dein Gefährte bin. Doch sie ist noch viel zu schwach. Ich hab in allen möglichen Büchern gestöbert und nur einen Weg gefunden um deine Wölfin mit all ihren Kräften zu wecken. Du musst ins Rudel integriert werden. Wir werden morgen damit anfangen. Gemeinsames Essen, durch die Stadt gehen du wirst wie ein normales Rudelmitglied leben" seine Stimme war nur noch ein flüstern. Kurzerhand erhob er sich und setzte sich auf den Stuhl neben seinem Bett. "Ich werd dich nicht alleine lassen. Ich bin da falls du mich brauchst" und damit verfielen wir in ein unangenehmes Schweigen. Lediglich mein leises Schluchzen war zu vernehmen. Ich traute mich kaum mich zu bewegen. Er würde also auch noch hier bleiben? Am liebsten würde ich ihn nie wieder sehen.

Blinzelnd öffnete ich die Augen. Stöhnend rieb ich mir meinen Nacken. Ich musste gestern wohl einfach eingeschlafen sein. Unsicher schob ich die Decke, welche gestern eindeutig noch nicht auf mir lag, zur Seite. Er hatte nicht gelogen. Mein Bein war komplett verheilt. Und auch sonst schien mein Körper sich großartig anzufühlen. Doch in mir drinnen sah es schon ganz anders aus. Was würde heute passieren? Er würde also meine Wölfin wecken wollen? Sollte er ruhig. Was machte es jetzt noch für einen Unterschied? Egal wohin ich laufen würde, ich würde ihm nicht entkommen. "Du bist wach" stellte er erfreut fest. "Wie geht es dir?" Sorge schwang in seiner Stimme mit. Wie sollte es mir schon gehen? "Gut" entgegnete ich ihm daher. Ich wollte nicht mit ihm sprechen. Ich wollte mich am liebsten einsperren und nie wieder mit auch nur einem Menschen sprechen. Ein Seufzen entwich ihm. "Wir haben das Frühstück verschlafen aber in einer halben Stunde essen wir zu Mittag. Es würde mich freuen, wenn du auch nach unten kommen würdest" ich spürte seinen brennenden Blick auf mir. Kurzerhand nickte ich. Es war ein eindeutiger Befehl gewesen. Man ließ einer Omega keine Wahl. "Möchtest du duschen? Ich hab dir Handtücher und frische Klamotten bereits ins Bad gelegt" schnell nickte ich. Vielleicht konnte ich dann endlich alleine sein. Er würde nicht mitkommen oder? Mein Blick hob sich und ich musterte ihn prüfend. Doch das bekam er gar nicht mit, denn Arijan war schon auf dem Weg in Richtung Bad. Tiefe Augenringe zierten sein Gesicht. Hatte er geschlafen diese Nacht? "Hier solltest du alles finden was du brauchst" mit einem leichten Lächeln deutete er auf die große braune Türe direkt in seinem Zimmer. Schnell erhob ich mich und huschte an ihm vorbei ins Bad. Von innen verschloss ich schnell die Türe. Ich meinte ihn Seufzen zu hören doch darauf konnte ich gerade keine Rücksicht nehmen. Schnell sprintete ich zum Spiegel. Ich musst es sehen. Ich schob meine Haare beiseite. Es war deutlich zu erkennen. Sein Biss zeichnete sich auf meinem Hals ab und markierte mich somit eindeutig als sein Eigentum. Tränen traten in meine Augen. Ich wand den Blick ab und steuerte auf die Dusche zu. Die Tränen schluckte ich einfach hinunter. Das Wasser prasselte auf mich nieder. Doch meine Gedanken rasten. Wie sollte ich hier weiter machen? Was würde er von mir verlangen? Das ich jeden Tag in seinem Bett schlief? Das ich mit ihm schlief? Was sollte ich dem Rudel erzählen? Vermutlich würden sie sowieso nicht mit mir sprechen. Ich war noch immer eine Omega. Meine Gedanken erschlugen mich beinahe. Die Tränen konnte ich nicht länger zurück halten und sank in die Knie. Meine Hände pressten sich wie automatisch an meinen Kopf. Okay, beruhig dich Amara. Du hast schon viel schlimmeres durchgestanden. Du wirst auch das durchstehen. Tief durchatmend versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Ich würde das schon hinbekommen.

Es dauerte weitere zehn Minuten bis ich mich vom Duschboden erheben konnte. Mir fehlte die Kraft. Mein inneres schrie mich an einfach aufzugeben. Doch diese Wahl würde ich für mich selbst vermutlich nicht treffen können. Nachdem ich es endlich geschafft hatte mich abzutrocknen und wieder anzuziehen ging ich langsam auf die Türe zu. Ich konnte ihn hinter der Türe hören. Er war noch immer da, ich spürte das Band zwischen uns. Tief durchatment trat ich aus dem Bad hinaus und wartete auf weitere Befehle. Es blieb still, keiner rührte sich. Nach weiteren Sekunden der Stille hob ich schließlich meinen Blick und blickte direkt in seine Augen. Sie glänzten müde und enttäuscht. "Du hast geweint" keine Frage, eine Feststellung. Darauf erwiederte ich nichts. Ich hätte nicht gewusst was. "Lass uns nach unten gehen. Marcell wartet bereits auf dich. Er hat sich ziemliche Sorgen gemacht" leise sprach er als er zur Türe ging und diese für mich aufhielt.

Behind Sad EyesWhere stories live. Discover now