Kapitel 5

3K 97 1
                                    

*Amara*

Noch immer lief ich durch den dunklen Wald. 6 Nächte lang war ich schon unterwegs. Die wenigen Pausen die ich mir gönnte, nutzte ich um zu schlafen oder irgendwo etwas essbares zu finden. Die Reserven aus dem Rucksack hatten leider nicht besonders lange gereicht. Ebenso wenig wie die schmerzstillenden Kräuter. In der 4. Nacht musste ich die letzten zu mir nehmen. Und seither konnte ich keine neuen finden, sie wuchsen einfach nicht in dieser Gegend. Mein Körper schmerzte schrecklich. Ich war erschöpft und müde von der langen Reise. Meine Verletzung am Bein ließ mich immer langsamer werden. Ich wusste, dass die Wunde eiterte und sich die Entzündung immer weiter ausbreitete. Doch ich konnte nichts dagegen tun. In dieser Gegend gab es wenige Kräuter, welche den Heilungsprozess beschleunigten. Doch dies hatte immerhin ein Gutes, ich musste meinem Ziel näher kommen. Die Landschaft veränderte sich. Von Tannenbäumen, wie in meiner Heimat, war bereits seit 3 Tagen keine Spur mehr. Der Wald um mich herum bestand aus Laubbäumen, Ahorn um genau zu sein. 

Schritt für Schritt schleppte ich mich weiter. Ernährte mich von Beeren und Wasser. Mein Körper schrie mich an, einfach aufzugeben. Doch ich musste weiter. Elian hatte soviel für mich geopfert. Ich durfte nicht aufgeben. Benommen schleppte ich mich von Baum zu Baum. Mein Verstand war verklärt und spielte mir immer wieder gemeine Streiche. Oft hörte ich Nachts das hecheln eines Wolfes, das Hecheln von Ronans Wolf. Doch ich wusste, er war nicht in meiner Nähe. Sonst hätte er mir bereits viel schlimmeres angetan. Ein Rascheln riss mich aus meinen Gedanken. Ein Eichhörnchen? So wie die letzten Tage? Meine Welt drehte sich als ich langsam den Blick hob und einen grauen Wolf erblickte. Er fletschte die Zähne und knurrte mich bedrohlich an. Hinter ihm erschienen nochmal drei weitere Wölfe. Auch diese schienen mir nicht freundlich gesinnt zu sein. Dies war keine Halluzination, schoss es durch meinen Kopf. Mein Puls erhöhte sich gefährlich schnell. Ich musste hier weg! Ich hatte es doch fast geschafft. Sie durften mich nicht kriegen! Meine alten Turnschuhe quietschten als sie schnell immer wieder auf dem Waldboden aufschlugen. Ich rannte so schnell ich konnte. Nichts desto trotz konnte ich ihre schnellen Pfoten hinter mir hören. Das Adrenalin zwang meinen Körper zu Höchstleistungen. Nicht aufgeben! Ein schweres Gewicht in meinem Rücken riss mich ruckartig zu Boden. Vergeblich versuchte ich meinen Sturz irgendwie abzuwenden. Mein Kopf schlug schmerzhaft auf einer großen Wurzel auf. Mit letzter Kraft drehte ich mich auf den Rücken, der graue Wolf stand über mir. Er hatte mein Schicksal also besiegelt. Die schwarzen Punkte in meinem Sichtfeld machten es mir unmöglich mich noch länger bei Bewusstsein zu halten. Ich hatte verloren. Erschöpft gab ich mich der Schwärze hin. 

Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, lehnte ich an einer kalten Mauer. Mir war fürchterlich kalt und übel. Mein Kopf und mein Bein schmerzten schrecklich. Verschwommen konnte ich vor mir einen Mann ausmachen, er kniete vor mir auf dem Boden und musterte mich besorgt. Seine Aura überrollte mich und ließ mich ungewollt wimmern. Es war ein Alpha, ein mächtiger Alpha. Viel stärker als Ronan. Ich hatte versagt, es würde wieder alles von vorne beginnen. Benommen drehte ich meinen Kopf ein Stück nach Rechts. Metallene Stäbe stachen mir ins Auge. Es dauerte bis ich begriff, dass es sich um die Stäbe einer Gefängniszelle handelte. So sollte mein Leben in Zukunft aussehen? Eine plötzliche Berührung an meiner Schulter ließ mich ruckartig den Kopf drehen. Noch immer war mir der Alpha viel zu nahe. Durch die Ruckartige Bewegung begann sich meine Welt wieder zu drehen. Mit letzter Kraft schob ich seine Hände von mir. Er sollte mich bloß nicht berühren. Keiner sollte das. Vielleicht hatte Alpha Ronan recht behalten, ich war ein Nichtsnutz. Noch nicht einmal die Flucht zu den Omegas konnte ich bewältigen. Mein Kinn wurde nach oben gedrückt, wunderschöne braune Augen musterten mich. Der Alpha war zweifelsohne wunderschön. Und dennoch würde er mein schlimmster Alptraum werden. Noch ehe ich seine Hand von meinem Kinn schieben konnte, wurde mir plötzlich wieder schwummrig. Mein Bewusstsein verabschiedete sich und ich hieß die Schwärze willkommen. 

Behind Sad EyesWhere stories live. Discover now