Der 53. Geburtstag

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Der 53. Geburtstag

Als Bilbo sich irgendwann wieder beruhigt hatte, ging er nach drinnen. Dora Beutlin saß in der Küche und aß gerade ihr zweites Frühstück. ,,Ah, Bilbo", sagte sie lächelnd. ,,Guten Morgen. Wo warst du denn?" ,,Ich war im Garten, Dora", antwortete Bilbo, aber erwiderte das Lächeln nicht.
,,Was ist los, Bilbo?", wollte Dora besorgt fragen, doch sie wurde plötzlich von der Toilettenspülung unterbrochen. Bilbo sprang von seinem Stuhl, auf den er sich gerade erst gesetzt hatte, auf und musterte seine Cousine misstrauisch und verwirrt. ,,Dora? Wer ist in meinem Badezimmer?"

Sie wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als Dora Beutlin ein weiteres Mal unterbrochen wurde. Von einem zaghaften Räuspern. In der Tür zur Küche stand Petunia Unterberg. Ihr rotes Haar war in zwei Zöpfe geflochten. Sie trug ein langes weißes Sommerkleid und keine Schuhe. Ein Lächeln zierte ihre roten Lippen und ihre Stupsnase und die Wangen waren leicht gerötet. ,,Guten Morgen, Herr Bilbo", sagte sie freundlich. ,,Ich freue mich, Sie zu sehen."

,,Wart ihr nicht schon dabei, euch zu duzen, Tuni?", fragte Dora mit einem verschmitzten Lächeln und schlürfte Tee aus einer zierlichen Porzellantasse.

,,Oh, natürlich", meinte Petunia und nestelte an ihren Zöpfen rum. ,,Ich freue mich natürlich auch dich zu sehen", erwiderte Bilbo verlegen und kratzte sich am Kopf. Ein kleiner Teil von ihm hatte gehofft, dass sie einfach wieder abreisen würde, aber natürlich war das nicht geschehen. Er hatte ihr schließlich Hoffnungen gemacht. ,,Wenn du nicht möchtest, dass ich hier bin, Bilbo", begann Petunia, ,,kann ich auch wieder gehen."

Dora schüttelte heftig den Kopf. Bilbo seufzte und deutete auf seinen Stuhl. ,,Setz dich doch und bediene dich", meinte der Hobbit und warf seiner Cousine dann einen vielsagenden Blick zu. ,,Können wir kurz reden?"
Dann lief er in sein Arbeitszimmer. Dora folgte ihm und Petunia sah den beiden verwundert hinterher. Die junge Hobbitfrau setzte sich an den Tisch, nahm sich ein Milchbrötchen und trank süßen Tee.

Bilbo schloss die Tür seines Arbeitszimmers, stemmte die Hände in die Hüften und fragte:,, Was macht sie hier, Dora?"
,,Ich habe ihr angeboten hier zu wohnen", erwiderte Dora völlig gelassen. Bilbo starrte sie entgeistert an. ,,Wie bitte?"

,,Ja, Bilbo", erwiderte Dora ruhig, ,,im ,Efeubusch' gibt es Bettwanzen und schlechtes Frühstück. Tuni ist dein Gast. Du solltest ihr etwas mehr Gastfreundschaft aufbringen, finde ich!" ,,Aber ich ... also", erwiderte Bilbo plötzlich verlegen, ,,du hast dich wohl mit Tuni angefreundet, ja?"


Dora nickte. ,,Sie ist eine sehr intelligente und freundliche junge Frau. Und das wüsstest du, wenn du mal etwas mehr Zeit mit ihr verbracht hättest." Bilbo wollte gerade protestieren, schließlich hatte er ja genug Zeit mit Petunia verbracht. Aber Dora ließ ihn nicht zu Wort kommen, sondern öffnete die Tür und schob ihn zurück in die Küche, wo sich Petunia nun ihrem Rührei und gebratenem Speck zuwandte.

,,Ich muss noch etwas besorgen!", sagte Dora extra laut, nahm ihren Hut und ihre Handtasche. ,,Ihr beide seid nun also alleine!" Dramatisch rauschte sie heraus. Petunia Unterberg konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen, welches Bilbo wieder daran erinnerte, dass er ja ein guter Gastgeber sein sollte. Der Hobbit räusperte sich und fragte die Hobbitfrau: ,,Schmeckt es?"

,,Oh, ja", entgegnete sie strahlend, ,,es schmeckt wunderbar." Bilbo nickte beruhigt, setzte sich gegenüber von ihr und begann an einem Croissant zu knabbern. ,,Es ist wirklich sehr freundlich, dass ich hier nun wohnen darf", meinte Petunia lächelnd. ,,Das ist ... selbstverständlich", sagte Bilbo und erwiderte das Lächeln etwas überfordert.

,,Schmeckt es denn?", fragte Bilbo, weil ihm die aufkommende Stille wieder unangenehm wurde. ,,Du wiederholst dich, Bilbo", sagte Petunia ernst. Vielleicht hatte sie Angst, dass er langsam vergesslich wurde. ,,Gibt es im ,Efeubusch' wirklich Bettwanzen?", fragte Bilbo neugierig. Petunia nickte, aber fügte schnell hinzu:,, Aber ich bin das gewohnt. In dem Gasthaus, in dem ich arbeite, gab es auch mal Bettwanzen. Ich bin damit klargekommen, aber dann hat mich deine Cousine besucht und mir freundlicherweise angeboten, hier zu wohnen. Und keine Sorge, ich bleibe sicher bloß ein paar Tage und dann muss ich auch wieder nach Bree."

Der Schatten des Ringes| BagginshieldWhere stories live. Discover now