Petunias Entscheidung

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,,Halt!", rief Bilbo laut, stürzte auf sie zu und riss ihr grob den Ring aus der Hand. Petunia wich erschrocken zurück. Sie hatte den gierigen Blick in seinen Augen gesehen.

,,Bilbo?", hauchte sie, ,,was ist mit dir los?"

Tränen traten in seine Augen. Er schüttelte leicht den Kopf. Bilbo wusste nicht, was mit ihm los war und das machte ihm große Angst. Fassungslos starrte er auf den kleinen goldenen Ring in seinen Händen. Fassungslos darüber, was so ein kleiner Gegenstand bei ihm alles anrichtete. Er sah auf und blickte Petunia direkt in ihr verängstigtes und verwirrtes Gesicht. Sein Blick verfinsterte sich. Sie war eine Diebin! Sie hatte ihm seinen Ring stehlen wollen! Seinen Schatz!

,,Bilbo, was ist los?", fragte Petunia noch einmal und trat langsam auf ihn zu. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter, aber Bilbo schlug sie weg. Sie sah ihn entgeistert an und zog ihre Hand zurück. ,,Fass mich nicht an, du dummes Weib!", rief Bilbo voller Zorn, während ihm Tränen über die Wangen liefen. ,,Dieser Ring war nicht für dich. Du bist solch einen Schatz gar nicht wert, hörst du? Hörst du!? Er ist mein, ganz allein. Er hat mich damals auserwählt. Er ist zu mir gekommen. Dieser Ring hier ist mein Schatz und anders als du bedeutet er mir etwas!"

Petunia schlug sich die Hand vor den Mund und fing an zu schluchzen. ,,Bilbo", flüsterte sie verletzt. ,,Was ist bloß los mit dir? Warum sagst du all diese schrecklichen Dinge?"

,,Ich weiß es nicht", erwiderte Bilbo leise und senkte beschämt den Blick. Petunia trat wieder auf ihn zu, nahm ihm vorsichtig den Ring aus der Hand und warf ihn auf den Boden. Dann legte sie ihm eine Hand an die Wange und flüsterte ihm sanft zu:,, Ich will ihn nicht, Bilbo. Verstehst du das? Ich möchte ihn dir nicht stehlen."

Er nickte stumm und ließ sich von Petunia umarmen. Bilbo weinte leise. Er konnte nicht glauben, was er gerade getan hatte. Er fühlte sich elend und Schuld daran war nicht Petunia, sondern dieser kleine goldene Ring. Kurz dachte Bilbo an Gollum und er musste lauter schluchzen. Bilbo wollte nicht so wie Gollum werden, auf keinen Fall. ,,Ich mache dir erstmal einen Tee", meinte Petunia schließlich, löste sich von ihm und führte ihn in die Küche. Bilbo setzte sich und merkte erst dort, wie sehr seine Beine zitterten. Petunia setzte Wasser auf und verschränkte dann die Arme vor der Brust.

,,Der Ring war also nicht für mich, ja?", fragte sie ruhig und strich sich eine rote Haarlocke hinter ihr Ohr. Bilbo schüttelte den Kopf und sagte:,, Ich glaube, dass ich dir eine Erklärung schulde." ,,Das glaube ich auch", erwiderte Petunia trocken und sah ihn erwartungsvoll an.

,,Du weißt doch sicher von meiner Reise, oder?", begann Bilbo, nachdem sie ihm die dampfende Tasse voll Früchtetee in die Hand gedrückt hatte. ,,Ja", antwortete Petunia etwas irritiert. ,,Dora erzählte mir von dieser Reise. Du bist mit einem Haufen Zwerge nach Osten aufgebrochen und bist mit Kisten voll Gold zurückgekommen."

,,Es war bloß eine Kiste und sie stinkt immer noch nach Troll", entrüstete Bilbo sich. ,,Beruhige dich", meinte Petunia sanft. Er trank einen großen Schluck Früchtetee und fuhr dann fort. ,,Wir waren auf dem Weg nach Osten, das stimmt. Nach Rhovanion, um genauer zu sein. Ich gebe dir die Kurzfassung, Petunia. Ich schloss mich den Zwergen an, um ihre verlorene Heimat, den Erebor, zurückzuerobern. Der Anführer dieser Zwerge war Thorin Eichenschild, der Thronfolger des Erebors. Zuerst konnte er mich nicht leiden, wie fast alle Zwerge. Aber mit der Zeit wurden wir zu Freunden und schließlich auch zu mehr, ... wenn du verstehst."

Petunia starrte ihn gebannt an und fragte:,, Wart ihr ein Liebespaar?"

,,Ja", antwortete Bilbo leise. ,,Verurteilst du mich dafür? Ich meine, ... weil er doch ein Mann war." ,,Aber nein", sagte Petunia und lächelte ihn leicht an. ,,Ich bin die Letzte, die jemanden verurteilen sollte." Bilbo nickte und atmete erleichtert auf. ,,Was ist mit Thorin Eichenschild geschehen?", unterbrach Petunia schließlich die aufkommende Stille.

,,Er ist gestorben", flüsterte Bilbo und sah mit Tränen in den Augen auf seine Teetasse. ,,Er starb in einer furchtbaren Schlacht bei einem Kampf gegen seinen erbittertsten Feind."

,,Oh, nein", entgegnete Petunia leise, ,,das tut mir schrecklich leid, Bilbo."

Er räusperte sich, sah ihr in die Augen und sagte:,, Ich sollte mich bei dir entschuldigen, Petunia. Ich habe mich auf dich eingelassen, obwohl ich noch immer um Thorin trauere. Ich bin nicht bereit für eine Beziehung und langsam glaube ich, dass ich das auch nie wieder sein werde. Ich kann dir keinen Ring an den Finger stecken, ich kann dich nicht heiraten, keine Familie mit dir gründen ... und das tut mir schrecklich leid".

,,Nein", erwiderte Petunia leise. ,,Mir sollte es leid tun. Ich habe dich darein gedrängt. Ohne, dass du es wolltest. Dein Verlust tut mir schrecklich leid und wenn du willst, kannst du immer mit mir reden. Wobei du dann eher mit mir schreiben müsstest. Ich habe nämlich eine Entscheidung getroffen. Ich werde zurück nach Bree gehen."

Bilbo nickte leicht und sagte:,, Danke für dein Mitgefühl, Petunia. Ich werde dir gerne schreiben. Wir wären sicher gute Freunde". ,,Ja, Freunde", lächelte sie und umarmte ihn.

Petunia packte all ihre Sachen zusammen und schließlich standen sie am Nachmittag vor dem Eingang von Beutelsend. Bilbo räusperte sich verlegen. Er mochte keine Abschiede. Petunia lächelte ihm zu und nestelte ebenso verlegen an ihren roten Zöpfchen herum. ,,Na, dann. Mach's gut", sagte sie. ,,Du auch", sagte Bilbo lächelnd. ,,Ich hoffe, dass du deinen Seelenverwandten noch finden wirst. Du hättest eine solche Person verdient". Sie fing an zu lachen und schlug ihm spielerisch auf den Arm. ,,Ach, hör auf. Ich glaube doch gar nicht an sowas!"

Bilbo nickte und schmunzelte leicht. Ihm wurde plötzlich klar, dass er sie irgendwie vermissen würde. ,,Ich hasse Abschiede", gestand Petunia und wurde rot. Dann umarmte sie ihn fest. Bilbo schlang die Arme um sie. Sie standen so lange beisammen, bis Bilbo sich schließlich verlegen aus der Umarmung löste und sie schüchtern auf die Wange küsste.

Petunia lächelte und nickte ihm noch einmal zu. Dann nahm sie ihren Koffer in die Hand, setzte sich ihren Strohhut auf den Kopf und wandte sich zum Gehen. Nach einigen Schritten drehte sie sich zu ihm und sagte:,, Wir haben übrigens nicht miteinander geschlafen, Bilbo."

Er errötete. Bilbo hatte noch nie mit jemandem über so etwas gesprochen, wenn man mal von einem sehr peinlichen Gespräch mit seinen Eltern vor vielen Jahren absah. Aber warum auch? Die gemeinsame Nacht mit Thorin in Seestadt war die erste und letzte gewesen und diese ganz besondere Nacht ging nur ihn und Thorin an. ,,Aha", sagte er verlegen. ,,Ja", meinte Petunia und grinste leicht, ,,wir waren furchtbar betrunken, als wir wieder nach drinnen gingen. Ich wollte nicht, dass wir etwas tun, was wir später bereuen. Du hast dich in dein Bett gelegt und ich habe so lange gewartet, bis du eingeschlafen bist."

,,Danke", sagte Bilbo ehrlich, ,,für alles." Sie nickte lächelnd, drehte sich dann um und lief den Bühl hinunter. Bilbo sah ihr lange nach, bis sie verschwunden war. Dann seufzte er leise und ging zurück in seine Hobbithöhle. Er hob den Ring vom Boden des Badezimmers auf und betrachtete ihn kurz. Was hatte es mit diesem Ring auf sich?

Hey,

es ist ein kurzes Kapitel geworden aber ich hoffe, dass es euch trotzdem gefällt. Ich weiß noch nicht, wann das Kapitel kommen wird, denn im Moment ist wieder viel für die Schule zu tun.

Der Schatten des Ringes| BagginshieldWhere stories live. Discover now