Kapitel fünfzehn

24K 686 43
                                    

Nachdem ich meine Hände und Arme gewaschen hatte, hatte ich noch neue Kleidung von Raniya bekommen, weil meine total verschmiert waren. Da ihr Kleiderschrank nur aus solchen Klamotten bestand, die sie nunmal jede Tag trug, schlüpfte ich in ein schwarzes Kleid. Es war oben eng anliegend und hatte Ärmel bis zur Ellenbeuge, die aus dünnem, durchsichtig schwarzen Stoff bestanden und mit Spitze verziert waren. Ab meiner Taille fiel das Kleid Locker bis zur Mitte meiner Oberschenkel und war meiner Meinung nach daher viel zu kurz. Dazu hatte sie mir Overknees mit hohen Absatz gegeben, die natürlich aus Leder bestanden, wie sollte es auch anders sein.

Ich wollte gar nicht wissen wie teuer dieses Outfit war und traute mich gar nicht zu bewegen.Ich knotete meine Haare noch schnell zu einem Messy Dutt und zog einige Strähnen an den Seiten heraus. Ich betrachtete mich im Spiegel und seufzte auf, da ich feststellen musste, dass ich aussah, als würde ich zu der Familie gehören. Ich könnte praktisch die Tochter sein.

Zögernd lief ich aus dem Ankleidezimmer von Raniya und stieg die Mamortreppe hinunter um in der Küche aufzutauchen. Alle Augenpaar lagen schließlich auf mir, weshalb ich mich sofort unwohl fühlte. Arian blickte einmal von unten nach oben an mich herab, was mich ganz nervös machte. Hatte ich irgendwas vergessen, war ich halb nackt oder was? Naja bis auf, dass das Kleid nur zur Hälfte meiner Oberschenkel ging war ich schon irgendwie halb nackt.

„Ich geh trainieren", meinte Arian nun, drückte sich mit einem grinsen an mir vorbei und verschwand die Treppe hinauf, wahrscheinlich um sich umzuziehen. Mein Blick glitt wieder in die Küche, wo ich Keno entdeckte, der immer noch meine Oberschenkel anstarrte. Ich räusperte mich, weshalb sein Blick wieder nach oben in mein Gesicht glitt, was ich mit einem grinsen absegnete.

Jetzt fällt mir auch wieder ein, weshalb ich immer eine Jeans oder einen Rock bis zu meinen Knien trug. Weil Männer gerne starrten. Ich lief auf den Hocker am Küchenthresen zu und setzte mich schließlich. Ich überkreuzte sofort die Beine und lehnte mich mit einem arm auf der Arbeitsfläche ab.

„Muss sie hier sein, wir besprechen gerade den Vorfall", knurrte Sergio nicht begeistert und Raniya wollte gerade einschreiten, als ich das Wort ergriff.

„Bei allem Respekt, Mister Moretti", setzte ich an und guckte ihm standhaft entgegen.

„Ich bin mit in die Situation involviert, ich habe alles gesehen und ihrem Bodyguard vermutlich das Leben gerettet, ob es ihnen passt oder nicht", beendete ich meinen Satz, was ihn seufzen ließ.

„Sie hat Recht Liebling", Schritt nun auch Raniya ein und deutete ihm an, dass er ruhig bleiben soll.

„Nagut, wenn du denkst, dass du so involviert bist in diese Familie, dann kannst du ja mit sicherheit meinen Sohn morgen begleiten", sprach Sergio, weshalb Keno seinen Vater an den Arm fasste und umdrehte.

„Bist du Wahnsinnig!", rief dieser sofort, was Sergio nur provozierend grinsen ließ.

„Du nimmst sie morgen mit", wiederholte Mister Moretti sich.

„Du weißt, was ihr passieren könnte", knurrte Keno.

„Sergio, ich weiß nicht so Recht", sprach nun auch Raniya und ich konnte nicht anders, als zwischen alle hin und her zu sehen. Was passierte hier gerade?

„Darüber wird nicht diskutiert. Valentina, sie kommen morgen um 07:00 Uhr hier her, wir gehen auf einen Ball und sie begleiten Keno", sprach Sergio an mich gewandt.

„Und wegen heute, sprechen wir später nochmal", meinte er nun zu dem Braunhaarigen Jungen Mann und verschwand schließlich aus der Küche. Raniya lief Sergio hinterher, weshalb ich nun mit Keno alleine war.

„Was für ein Ball?", fragte ich interessiert und sah mit an, wie mein gegenüber an mir vorbei stürmte und die Treppe hinauf lief. Einige Minuten später, kam er mit Arian wieder hinunter, weshalb ich zu ihm sprintete, so gut es in den hohen Schuhen eben ging. Ich legte meine Hand an seine Brust und stoppte ihn somit. Arian lief schon in den dunklen Flur, weshalb wir nun alleine waren.

„Ich habe keine Lust immer die unwissende zu sein und für dumm verkauft zu werden. Sprich vernünftig mit mir", verlangte ich ernst. Er blickte mich an, dann auf mein Dekolleté, das durch das Kleid gut betont wurde. Ich trat leicht gegen sein Schienbein, weshalb er wieder hinauf sah.

„Komm", meinte er nur und lief in den Flur. War das ein Witz? Wollte er mich nun umbringen? Ich durfte ja gar nicht hier sein. Zögernd hielt ich vor dem Flur an.

„Los, du hast meine Erlaubnis. Wobei dich das letztes mal auch nicht aufgehalten hat hier her zu kommen", neckte er mich ohne Ausdruck, weshalb ich mit den Augen rollte. Ich lief ihm also hinterher, durch die Eisentür, eine Treppe hinunter. Wir kamen in einem kleinen Flur an, der eine Holztür nach links und eine dicke Eisentür nach rechts hatte. Wir gingen durch die Holztür und kurz darauf stand ich in einem großen Raum.

Eine Wand war komplett verspiegelt und der Raum durch die gute Beleuchtung sehr hell. Der Boden bestand aus schwarzen Gummimatten. Die anderen Wände waren bis zur Hälfte mit einer Steintapete versehen und nach oben waren sie schwarz. Es hingen einige Schwarz Weiße Boxbilder an den Wänden und ich entdeckte ein schwarzes Regal, in dem verschieden Boxausrüstungen lagen.

In der einen Ecke stand ein Laufband  und in der anderen hing ein Boxsack von der Decke. Außerdem standen noch zwei Geräte zum Gewichte heben an der Wand und vor dem Spiegel ein Gewichthalter mit Hanteln, die von klein immer größer wurden. Keno zeigte auf die zwei Sessel direkt neben der Tür, weshalb ich mich langsam darin nieder ließ und zusah, wie die beiden sich fürs Boxen bereit machten.

„Der Ball morgen ist für alle Mafia Familien", fing Keno an, während er sich die Handschuhe zu schnürte.

„Er findet alle drei Jahre statt und ist wirklich für jeden offen um neue Kontakte mit anderen Familie zu knüpfen und so möglicherweise zu guten Geschäften zu kommen", erklärte er weiter.

„Es ist aber nicht so schön wie es klingt", warf Arian nun ein, der mich eindringlich betrachtete.

„Das stimmt. Jede Mafiafamilie hat nunmal auch Feinde, die im schlimmsten Fall auch dort auftauchen. Es kann nicht immer alles nach Plan verlaufen und dann entsteht halt so ein dummer streit, wie wir es zum Beispiel mit einer Familie haben", sprach Keno nun weiter, während er sich ein wenig dehnte.

„Garcias?", hakte ich nach, was Arian beeindruckt gucken ließ.

„Woher weißt du das?", fragte Keno.

„Der Name ist letztes mal gefallen. Ich merke mir sowas", meinte ich schulterzuckend und lehnte mich im Sessel zurück.

„Also es kommen alle Mafia Familien dieser Welt?", fragte ich ungläubig.

„Ja, deshalb wird es auch nur alle drei Jahre gemacht, immer am erstem Samstag im Juni. Es findet in Spanien statt, da es dort vor hunderten von Jahren von einem Spanier in die Welt gerufen wurde", erklärte er und mich wunderte es, dass er so offen mit mir darüber sprach. Vielleicht versuchte er mir auch Angst zu mache, damit ich nicht mitkam, wobei bis jetzt alles ganz in Ordnung klang.

„Es ist so, dass niemals die Feier verlassen wird, ohne das es mindestens ein oder zwei Tote gibt", sprach nun Arian, der sich grinsend die Hände rieb. Er stand wohl auf dieses Fest und ich hatte nun wirklich etwas Angst.

„Die Höchste Mordzahl an diesem Fest waren elf tote", fügte Arian hinzu und bekam von seinem Bruder einen schlag gegen den Kopf. Jetzt weiß ich, warum ich nicht mit sollte.

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt