Kapitel zweiundvierzig

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Keno PoV

"Wer schlägt dich denn bitte einfach so nieder in deiner Familie?", hakte ich misstrauisch nach.

"Scheint jemand zu sein, der sehr wütend ist", meinte Arian aus der Ecke, der mit Verschränkten Armen zusah, wie ich Violet ein Kühlpack reichte.

"Wir waren nicht ganz einer Meinung", stammelte sie hilflos vor sich hin, was mir kein beruhigendes Gefühl verschaffte.

"Wusstest du schon, dass Valentina am Abend eurer Hochzeit einfach verschwunden ist?", fragte mein kleiner Bruder in ihre Richtung. Auf ihrem Gesicht breitete sich Entsetzen aus, während sie eine leicht rötliche Farbe annahm.

"Wirklich? Und ihr habt seit dem nichts von ihr gehört?", hauchte sie vorsichtig und wählte scheinbar bewusst ihre Worte aus. Ich sah im Augenwinkel, wie Arian seine Augenbrauen in die Höhe zog.

"Ne, du etwa?", provozierte er es, weshalb ich ihn einen Todes Blick zu warf. Falls Violet etwas mit Valentinas Verschwinden zu tun haben sollte, sollten wir uns nicht anmerken lassen, dass wir etwas Ahnen.

"Naja wie dem auch sei, ich wollte nur kurz meine Handtasche holen und mache mich dann wieder auf den Weg", meinte Violet, reichte mir das Kühlpack und lief mit einem gekonnten Hüftschwung Richtung Flur.

Arian stemmte die Hände in die Seite und musterte mich prüfend, als würde er darauf warten, dass ich etwas zu ihrem seltsamen Verhalten sagte.

>> Ich habe gehört, wie sie zu jemanden gesagt hat, dass sie euch nur ausspionieren will. Ich denke da ist was Faul Keno und du solltest aufpassen was du ihr erzählst <<

Ihre Worte hallten durch meinen Kopf. Hatte sie mich jemals wirklich angelogen? Würde sie mich jemals anlügen?

Sie ist nicht so ein Mensch. Sie hat mir immer die Wahrheit gesagt, war aufrichtig und ehrlich zu mir, ganz zu schweigen von dem Vertrauen, welches sie mir gegenüber aufgebracht hatte.

>> Ich will dich! << 

Waren ihre Worte vor zwei Tagen. Sie vertraut mir und ich vertraue ihr. Sie würde mich nicht einfach ohne ein Wort hier sitzen lassen. Nicht nach allem, was wir vor einigen Stunden zusammen erlebt und gefühlt haben. 

Ich lief ohne zu zögern Richtung Flur, öffnete einen kleinen Schrank und kramte nach einem Autoschlüssel, den ich in die Luft hielt. Arian lehnte schweigend im Türrahmen und beobachtete mich dabei, bis er den Schlüssel entdeckte. Mit sicheren Schritten kam er auf mich zu, rempelte meine Schulter an und verschwand Richtung Kellertreppe.

"Endlich", murrte er sauer und schloss eine Schwere Eisentür auf. Mit einem leisen klacken schaltete er das Licht an und zum Vorschein kam ein alter Mercedes 190SL in schwarz, mit einem schwarzem Lederdach. 

Das war so viel wie das Undercover Auto unserer Familie. E war nicht zu protzig, wie man es von uns gewohnt war. Für einige Fälle war es schlauer dies zu fahren, als einen unserer Sportwagen. 

Fast Synchron stiegen wir ein, während Arian mit seinem Handy das Automatische Garagentor öffnete und ich das Auto in Bewegung setzte. Wir konnten gerade noch sehen, in welche Richtung Violet durch unser Eisentor verschwand, sodass wir ihr gut folgen konnten. 

Dann wollen wir mal gucken was sie zu verstecken hat.

Valentina PoV

Die Eisentür öffnete sich mit einem knartschen, weshalb ich mich aufrecht in mein Bett setzte. Es war Diabolo, der in mein Blickfeld trat, was mich nur genervt aufseufzten ließ. Desinteressiert fiel ich wieder Rückwärts in die Matratze und bereute es sofort, da sie nicht so weich war wie ich es gewohnt war. 

Ein stechender Schmerz zog sich durch meine Wirbelsäule, weshalb ich mich einige Sekunden nicht bewegen konnte. 

Diabolo schloss die Tür hinter sich und stellte sich mit verschränkten Armen davor. 

"Was willst du?", fragte ich genervt, was ihn nur belustigt aufschnaufen ließ. Ich hörte, wie er mir näher kam, da er mit seinen Füßen über den Boden schlurfte. Stöhnend setzte ich mich auf, damit ich jeden Schritt beobachten konnte, den er tat. 

"Was ich will?", wiederholte er bedrohlich meine Frage. Ich entschied mich dazu, mich aufzustellen, damit ich nicht wie ein hilfloses Küken auf ihn wirkte. Jedoch funktionierte dies nicht wie gehofft, da er mich mit der Hand wieder auf die Matratze verbannte, bevor ich überhaupt richtig stand.

"Lass den Scheiß!", verlangte ich ernst, da mir die ganze Situation ein wenig gegen den Strich ging. Ich bin tough und selbstsicher, aber Diabolo machte mir gerade enorme Angst mit seinem auftreten. 

"Du hast mich geschlagen", erinnerte er mich. Ein kleines stolzes grinsen bildete sich auf meinen Lippen. Als er des bemerkte, geschah alles ganz schnell. Er holte mit seiner rechten Hand aus und schlug dieser mit voller Kraft gegen meine Linke Wange. 

Ungläubig riss ich die Augen auf und meine Kinnlade fiel auf. Ich starrte ihn an, während meine linke Hand ihren Weg zu meiner Wange zu suchen, um das unerträgliche Pochen zu stillen.

"Du mieser Bastard", fluchte ich sprachlos, weshalb er mir noch eine verpasste, die ich einigermaßen mit meiner Linken Hand abwehrte, die immer noch auf meiner Wange ruhte. 

Wütend wollte ich aufstehen, wurde aber wieder zurück in die Matratze geschupst. 

"Auf einmal nicht mehr so ein großes Mundwerk? Hast wohl nicht damit gerechnet, dass ich eine Frau schlage, richtig?", fragte er provozierend und schenkte mir dazu ein zwinkern. Mein Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig, während mein Herz immer schneller schlug. 

Meine Gedanken schweiften zu Keno. Tränen stiegen mir in die Augen, aber ich wollte Diabolo diesen Erfolg nicht geben. Ich dachte an Arian und seine Worte bezüglich Selbstverteidigung. 

Mit einem mal hob ich mein rechtes Bein in die Höh und traf genau zwischen Diabolos Beine. Zischend hielt er sich eine Hand an seinen Schritt und krümmte den Oberkörper zusammen. Ohne zu zögern stand ich auf und verschaffte den nötigen Abstand zwischen uns.

>> Regel Nummer Eins! Du solltest deinem Gegner IMMER gegenüber STEHEN. Ansonsten hast du so gut wie keine Chance, also sorge mit allen Mitteln dafür, dass du dich aufrichten kannst, falls du ihm nicht sowieso schon gegenüber stehst! <<

"Ich werde mich nicht schlagen, wir beenden das mit dir sowieso heute Abend", meinte er trocken, schloss die Tür auf und Verschwand.

Na das klingt ja Vielversprechend.

***

"Du kommst mir sehr bekannt vor", teilte ich Enola unnötigerweise mit. Sie schnaufte nur auf, während sie das Tablett mit Essen auf mein Bett stellte. 

"Du passt nicht sonderlich in die Garcias Familie, kann das sein?", sprach ich meine Gedanken weiterhin laut aus.

"Und woran machst du sowas bitte Fest?", meinte sie spöttisch und ein ironischer Unterton schwang in ihren Worten mit.

"Charakterlich, Vom Verhalten und definitiv vom Aussehen", beantwortete ich ihre Frage, auch wenn sie dies nicht sonderlich ernst gemeint hatte.

"Nicht jeder muss Aussehen wie die Eltern", meinte sie neutral und lief wieder auf die Eisentür zu, um sich dann nochmal zu mir umzudrehen. Mit einem mal konnte ich den Schalter in meinem Kopf sich förmlich umlegen hören. 

Alles machte plötzlich einen Sinn. 

Die Gerüchte, das Verhalten von Raniya und Sergio bei dem Artikel, die Fotos. Einfach alles fügte sich wie ein Puzzle zusammen. 

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Where stories live. Discover now