Kapitel zwanzig

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„Ist Sergio auch noch so kühl zu dir?", fragte ich sie und nippte an meinem zweiten Weinglas.

„Nein. Er muss nur vertrauen zu dir finden und mit dir warm werden, dann ist er ein Herzensguter Mensch", beantwortete sie meine Frage.

„Er will einfach nur seine Familie beschützen und sieht dich momentan wahrscheinlich als eine kleine Bedrohung. Immerhin greifst du sehr in ihre Privatsphäre ein, weißt du", sprach sie weiter. Das klang mehr als logisch für mich.

„Ich würde nie etwas schreiben, was ihnen schaden würde, nach allem was sie schon für mich getan haben", versicherte ich der Brünette.

„Oh das glaube ich dir aufs Wort", meinte sie lächelnd.

„Wie war es letztes mal hier so?", fragte ich weiter, da ich mal wieder total Neugierig war.

„Es gab eine Schießerei, zwölf verletzte, einen toten aber ansonsten war die Stimmung ganz gut", scherzte sie ein wenig, was mich nicht wirklich beruhigte.

„Mach dir keine Sorgen, bis jetzt waren die Morettis noch nie drin verwickelt, soweit ich weiß", erwiderte sie und ich war froh, dass dieser Ball erst ab 15 Jahren war, denn wenn hier noch kleine Kinder oder Babys vor Ort waren, dann würde das mein Herz nicht mitmachen, wenn es dann wirklich Streit gab.

„Nelio scheint ziemlich heiß auf dich zu sein", stellte Grace grinsend fest. Ich folgte ihrem Blick und entdeckte den Schwarzhaarigen bei seinen Eltern, die mit Sergio, Raniya, Keno und Arian zusammen standen.

„Ich weiß, dass ist unfassbar oder, der klebt mir praktisch am Hintern", meinte ich seufzend und nahm wieder einen Schluck Wein.

„Er und Keno verstehen sich nicht sehr gut kann das sein?", fragte ich nun an Grace gewandt.

„In keinem Fall", sprach sie sofort und schüttelte dabei wild den Kopf, sodass ihre Haare wippten.

„Wieso?", fragte ich interessiert.

„Das kann ich dir leider nicht sagen, weil das ist wirklich zu hundert Prozent vertraulich", meinte sie, trug aber dennoch ein lächeln auf den Lippen, was mir versicherte, dass sie mir nicht böse war, dass ich diese frage gestellt hatte.

„Schon okay", erwiderte ich und trank mein Glas leer, um es dann einer Kellnerin auf das Tablett zu stellen. Wir machten uns wieder auf den Weg zu unseren Begleiter, wo ich mich direkt bei Keno einhakte. Dieser sah kurz zu mir hinunter und legte dann seine Hand auf meinen unteren Rücken.

Wir unterhielten uns noch einige Zeit, ehe ein Mann auf die Bühne trat und das Mikrofon in die Hand nahm, sodass die Gespräche langsam verstummten.

„Willkommen zur Feier", sprach er, sodass ein Gejubel durch den riesigen Garten ging. Ich sah mich beeindruckt um und klatschte dann wie alle anderen in die Hände.

„Es ist für alles gesorgt, bedienen sie sich und scheuen sie nicht vor neuen Kontakten! Ich hoffe es läuft heute alles ruhig ab und nicht wie die letzten Jahre", meinte er, sodass so gut wie alle lachten, außer die Morettis. Wie konnte man solche Witze über den Tod anderer machen. Ich blickte zu Nelio, der ebenfalls leise lachte und zog angeekelt eine Augenbraue hoch, was er bemerkte.

„Süße, sowas passiert", meinte er schulterzuckend in meine Richtung.

„Oh na dann wünsche ich dir passiert das auch. Einfach so. Und alle schmunzeln ebenso drüber", hauchte ich mit einem zuckersüßen lächeln zurück. Er schnaufte verärgter und sah wieder zu dem Mann, der gerade die Bühne verließ. Die Gespräche wurden wieder lauter und alle fingen wieder an sich über den braunen Rasen zum bewegen. Die Band spielte wieder spanische Lieder, weshalb Keno sich vor mich stellte und mir den Arm hin hielt.

„Lass uns ein Stück laufen", sprach er, weshalb ich meine Hand durch seinen Arm tat und meine Hand schließlich auf seinen Unterarm ablegte.

„Ich bin es gar nicht gewohnt, dass du so vornehm sein kannst", meinte ich belustigt und sah an mir herunter um zu prüfen, dass alles so sitzt wie es sein sollte.

„Wenn es drauf ankommt, dann schon", erwiderte er auf meine Worte hin und war auf dem Weg zur Treppe, die hinunter zum Strand führte, als mir eine junge Frau in mein Blickfeld sprang und Keno breit angrinste.

„Leander du heißer Kerl", sprach sie freudig und riss ihn in eine Umarmung, sodass ich von seinem Arm abgeschüttelt wurde. Ich atmete tief durch, da ich spürte, dass es die Art von Frau war, die man nicht gerne in seinem Umfeld hatte. Ich sah zu Grace, die erst mich ansah, danach die dünne Blondine vor mir. Sie machte den Mund auf und steckte den Zeigefinger hinein, so als ob sie sich gleich übergeben müsste. Danach zog sie Grimassen, weshalb ein leises kichern über meine Lippen kam.

„Und du bist? Ich hab dich ja gar nicht bemerkt, du fällst ja kaum auf", sprach die Blondie passiv aggressiv zu mir.

„Ich bin Valentina und ich habe dich schon bemerkt, es fällt einem schwer das nicht zu tun", erwiderte ich genauso frech wie sie zuvor. Ihr blieben kurz die Worte im Hals stecken, da sie wohl mit so einer Antwort nicht gerechnet hatte. Sagen wir es so, Journalisten werden oft untergebuttert und man muss wissen, wie man sich zu wehren hat, damit man nicht unter geht.

„Ich spüre, dass sie keine von uns ist Keno, stimmt's?", fragte sie an meinen Begleiter gewandt und ich verspürte den Drang ihren Namen heraus zu finden, damit in den nächsten Tagen ein gehässiger Artikel über sie in der Shine erscheinen kann. Auf ganz magische Art und Weise natürlich.

Gebt mir zwanzig Minuten und ich habe ihre dunkelsten Geheimnisse hervor geholt.

„Es ist kompliziert", sprach dieser nur, um nicht unnötige Informationen über mich preis zu geben, wofür ich sehr dankbar war.

„Wir haben lange nicht mehr richtig gesprochen, Keno", meinte sie mit einem erotischen Unterton und fuhr mit ihren Fingern über seinen Oberarm.

„Wenn du uns entschuldigst", sagte Keno schließlich, ohne auf ihre Anzüglichen Worte einzugehen, nahm meinen Arm und lief mit mir die Treppenstufen herunter. Ich drehte mich noch einmal zu der Frau um, die mir einen bösen Blick zu warf. Also tat ich das einzig logische in dieser Situation, ich setzte das unschuldigste und provozierendste lächeln auf, das ich besaß und ließ mich von Keno die Stufen hinunter begleiten.

„Wer war das denn?", fragte ich irritiert, da mir ihr auftritt sehr seltsam rüber kam.

„Eine alte bekannte", erwiderte er schlicht und legte unten angekommen die Hand auf meinen unteren Rücken. Wir liefen einen Steg entlang, sodass wir kurz darauf direkt über dem Meer waren. Der Holzsteg war am Geländer mit kleinen Lichtern und schwarzen Tüchern ausgekleidet, die im Wind wehten. Im Großen und ganzen sah diese Veranstaltung  aus wie eine Beerdigung, da alles schwarz dekoriert war.

„Geht es dir gut?", fragte er nach einigen Sekunden der Stille, weshalb ich mich zu ihm drehte.

„Wieso nicht?", fragte ich vorsichtig und hielt mein Kleid so gut es ging fest, damit man nichts sehen konnte.

„Weil es nicht deine Welt ist. Du bist nicht wie wir", meinte er und lehnte sich mit den Unterarmen auf den Holzzaun des Stegs. Ich stellte mich neben ihn und sah ebenso gerade aus auf das Wasser wie er. Ich wusste nichts so recht was ich darauf antworten sollte, da meine Gedanken Moment ziemlich kopf standen.

„Eigentlich ist alles gut so. Es sind ja alle sehr nett zu mir, wobei Nelio mir ein wenig suspekt ist", meinte ich nachdenklich.

„Halte dich einfach von ihm fern", erwiderte Keno und biss sich wieder auf sein Kiefer. Ich würde wirklich gerne wissen, was zwischen den beiden vorgefallen ist, jedoch weiß ich auch, wann man besser nicht weiter nach gräbt.

„Versuche ich bereits", meinte ich stumpf, da ich nichts dafür konnte, dass er mich ständig mit Blicken auszog oder dumme Bemerkungen machte.

„Ich passe auf, dass dir nichts passiert", sprach Keno zu mir, weshalb ich sanft lächelte und ihn schließlich bat mich nach oben zu begleiten, da es langsam sehr windig am Meer wurde.

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Where stories live. Discover now