Alice - The Truth

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Frustriert ließ Alice sich auf eine der Treppenstufen der Marmortreppe sinken.
Seit einer halben Ewigkeit war sie nun durch die diversen Etagen Hogwarts' gelaufen und hatte nach ihrem Zaubertrankprofessor Ausschau gehalten.
Doch gefunden hatte sie ihn nicht.
Madame Pomfrey hatte ihr den Auftrag gegeben sich bei ihrem Lehrer zu melden und nach ein wenig Murtlapessenz zu fragen.
An diesem Abend war sie mit Maybelle zusammengestoßen und hatte sich dabei am Ellenbogen verletzt.
Das Mädchen war auf dem direkten Weg zu den Ländereien gewesen und mit einem Blick hatte sie ihr mitteilen wollen, lieber im Schloss zu bleiben, aber sie war ignoriert worden.
Was sie jetzt für die sonderbare Karte der Gryffindor tun würde.
In den letzten Monaten waren aus den ehemaligen Rivalinnen fast so etwas wie Freundinnen geworden.
Sie hatten sich aus Streitereien unter den einzelnen Häusern geschickt rausgehalten und auch im Unterricht hatten sie die ein oder andere Unterhaltung geführt.

Ein dunkelbrauner Umhang flog an ihr vorbei.
Mit offenem Mund starrte sie ihrem Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste hinterher, wie er durch die Eingangshalle rannte und das Schloss verließ.
Was konnte der Professor um diese Uhrzeit draußen auf den Ländereien wollen?
Ihr wollte kein Grund einfallen.
Wenn er einen Vollmondspaziergang hätte machen wollen, wäre er vermutlich langsamer gelaufen.
Ihr wurde keine Zeit gelassen weiter darüber nachzudenken, denn der nächste Lehrer rannte an ihr vorbei.
Der schwarze Umhang von Professor Snape verschwand in der Nacht.
Ohne weiter darüber zu grübeln, stand sie auf und folgte dem Lehrer.
Ein kühler Wind umspielte ihr Haar und ihr Gesicht.
Wäre sie nicht so gespannt gewesen, hätte sie die angenehme Nachtluft vermutlich genossen, doch jetzt war ihre Neugier geweckt, was die Professoren mitten in der Nacht wollten.
Der volle Mond war zwar noch nicht vollkommen aufgegangen, aber das letzte Licht der Abenddämmerung genügte, damit sie den Lehrern folgen konnte, ohne direkt aufzufallen.
Ihr Herz klopfte, als Snape den Weg verließ und Querfeldein zu einem großen Baum schritt.
Mit Angst erkannte sie die Peitschende Weide und sie spürte ein unangenehmes Pochen in der Kehle.
Doch der Umstand, dass es sich um ein unfassbar gefährliches Gewächs handelte, schien ihn nicht zu interessieren und er trat an sie heran und verschwand unter der Wurzel.
Sie wartete einige Augenblicke, aber als der Baum sich nicht weiter bewegte, traute sie sich langsam einzelne Schritte heran.
Nichts passierte.
Sie schloss ihre Augen und atmete einmal tief durch, bevor sie schnellen Schrittes auf den Baum zu lief und das Loch an seiner Wurzel fand.
Alice tastete es vorsichtig ab und kam dabei an einen eigenartigen Knubbel.
Als sie ihn berührte, hörte sie ein Zischen neben sich und intuitiv duckte sie sich unter dem nahenden Ast weg.
Ihr Herz raste und ohne weiter nachzuprüfen, rollte sie sich in den Eingang unter der Wurzel und verschwand.
Sie rutschte ein Stück und fand sich in einem Geheimgang wieder.
Schmerzhaft verzog sie das Gesicht, als sie die Steine unter sich spürte.
Vorsichtig stemmte sie sich auf und erhob sich.
Der Gang schien sich bis ins Unendliche zu ziehen und mit einem Blick zurück beschloss sie ihm zu folgen.
Sie tastete in ihrer Tasche nach ihrem Zauberstab, konnte ihn aber nicht direkt finden und blickte panisch über den Boden.
Da entdeckte sie ihn.
Der dünne Holzstab schien zu schweben.
Verwundert näherte sie sich ihm und griff danach, doch anstatt ihn einfach hochheben zu können, griffen ihre Hände in etwas weiches.
Sie runzelte ihre Stirn.
Was konnte das sein?
Vorsichtig griff sie danach und hob es hoch.
Es fühlte sich an, wie ein unsichtbarer Stoff, der sich um ihre Haut schmiegte.
Mit ihren Händen tastete sie ihn ab und fand eine Ecke, an der sie nun zog.
Es kam ihr fast wie ein Umhang vor.
Natürlich, innerlich schlug sie sich gegen die Stirn.
Es war ein Unsichtbarkeitsumhang.
Sie hatte schon viel von ihnen gehört, doch gesehen hatte sie noch keinen.
Fasziniert legte sie ihn über ihre Schultern und sah mit Staunen, wie ihr gesamter Körper, abwärts der Schultern verschwand.

Sie erreichte vollkommen unsichtbar das Ende des Ganges.
Durch die Luke in der Decke kletterte sie in eine alte Holzhütte.
Verwundert blickte sie sich um, doch es blieb keine Zeit sich weiter umzuschauen, da sie aus der ersten Etage leise Stimmen vernehmen konnte.
Am oberen Ende der Treppe entdeckte sie Professor Snape, der mit erhobenem Zauberstab durch eine Tür schritt.
Vorsichtig stieg sie die Treppenstufen hinauf und konnte so auch das immer lauter werdende Gespräch besser belauschen.
Ihr Hauslehrer lachte leise bei seinen nächsten Worten:
„Sieh an, sieh an. Wie der Vater so die Tochter."
Alice runzelte die Stirn.
Von wem sprach Snape?
„Snape, du kannst dir nicht einfach irgendwelche Lügen aus deiner langen Nase ziehen," diese Stimme kannte sie nicht, aber die Kälte, die in ihr lag, jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
„Er lügt nicht," sie hätte am liebsten laut losgeschrien.
Es war Maybelles Stimme.
Dann musste der fremde Mann Sirius Black sein.
Sie ließ sich in einer Ecke auf den Boden sinken und blieb wie erstarrt dort sitzen, während sie den nächsten Worten des Massenmörders lauschte.
„Ich habe keine Tochter, das kann gar nicht sein."
Ein Junge kam aus dem Raum gestolpert.
Alice erkannte Meadowes aus ihrem Jahrgang, der ohne auf etwas zu achten, durch den schmalen Flur taumelte.
Sein Schuh verhakte sich kurzzeitig in einer Ecke des Umhangs und ihr eigener blitzte kurz in der Luft auf, bevor der Junge weiterlief.
Ihr Herz klopfte, sie merkte, dass sie die Luft angehalten hatte und atmete nun erleichtert aus.
Maybelles ironisches Lachen holte sie aus ihren Gedanken zurück in die Wirklichkeit:
„Dann sagt dir der Name Gastrell überhaupt nichts?"
Black keuchte:
„Mallory."
„Nun diese Familienzusammenführungen treffen mich wirklich sehr, aber wir haben hier noch einiges zu tun. Black und Lupin sie gehören hinter Gitter," Snapes kalte Stimme löste die Stille, die für einige Augenblicke geherrscht hatte.
„Und für sie vier, Mister Potter, Mister Weasley, Miss Granger und Miss Gastrell wird das hier vermutlich in einem Schulverweis enden."
Alice Augen wurden groß.
Wie viele Menschen hielten sich denn noch in diesem Raum auf?
Aber dass Potter und seine Freunde dort waren, verwunderte sie im Nachhinein nicht.
Immer wenn es irgendwo Ärger gab, waren er und seine beiden Freunde vorzufinden.

Die Kinder der Rumtreiber - the beginningWhere stories live. Discover now