Alice - Arrival Trouble

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Der Hogwartszug glitt durch die immer grüner und hügeliger werdende Landschaft Großbritanniens.
Vier Schüler aus Slytherin hatten sich ein Abteil im zweiten Waggon gesichert.
Jeder von ihnen ging einer eigenen Beschäftigung nach.
Blaise machte sich daran, einen Teil der Süßigkeiten, die er sich vor wenigen Minuten bei der Süßigkeitenhexe gekauft hatte, in seinem Koffer unterzubringen.
Tracey hatte sich hinter einem ihrer neuen Bücher verzogen, während Daphne dabei war ihre Schminkutensilien umzusortieren.
Die letzte im Bunde, Alice, war immer noch damit beschäftigt, eine Lösung für den lustigen Würfel zu finden, den sie zum Geburtstag bekommen hatte, doch an einem bestimmten Punkt kam sie nach Wochen nicht weiter und mittlerweile frustrierte sie das kleine Ding ungemein.
Aber eine Shafiq gab nicht auf, irgendwann würde sie hinter das Rätsel des kleinen bunten Würfels kommen.
Ihre Geschwister hatten sich in den ersten Wochen noch über ihren Ehrgeiz lustig gemacht, allerdings hatte sie Henri schon dabei erwischt, wie er ihn aus ihrem Zimmer stibitzt und selbst etwas ausprobiert hatte.
Sie war froh, dass sie sich mittlerweile so gut mit ihnen verstand.
Vor wenigen Jahren hatten sie in ihr immer nur die kleine schwächliche Schwester gesehen, doch mittlerweile verbrachten sie sogar in Hogwarts freiwillig Zeit mit ihr.

Das Quietschen der Tür riss sie aus ihren Gedanken.
Daphnes kleine Schwester Astoria stand im Rahmen und lugte mit ihren großen Augen schüchtern in das Abteil.
Ihr Gesicht hatte eine ungesund helle Farbe angenommen und sie schaute hilfesuchend zu ihrer Schwester.
„Daphne, hast du meine Tasche eingepackt? Die kleine grüne?"
Die Angesprochene hob den Kopf, wühlte in ihrem Rucksack und zog eine kleine grüne Tasche heraus, die sie ihrer Schwester in die Hand drückte.
„Mom hat sie mir vorhin noch gegeben. In Hogwarts kann ich dir deine Sachen aber nicht mehr hinterhertragen, Tori. Okay?"
Diese nickte und ging wieder, vermutlich zu den anderen Erstklässlern, zurück.
„Was hat deine Schwester eigentlich? Du erwähntest doch mal, dass es ihr nicht so gut ging und ihr Gesicht war gerade ganz schön blass." Tracey hatte ihr Buch weggelegt und schaute zu Daphne hinüber.
Diese seufzte und schien in ihrem Kopf abzuwägen, ob es schlau war, den dreien dieses Geheimnis anzuvertrauen, schlussendlich entschied sie sich offenbar doch dazu: „Was ich euch jetzt erzähle, solltet ihr nach Möglichkeit für euch behalten und ich möchte nicht, dass meine Schwester weiß, dass ihr es wisst," bei diesen Worten fixierte sie besonders Blaise, und erst als er genickt hatte, fuhr sie fort, „Tori leidet seit ihrer Geburt an einem vererbbaren Blutfluch. Das bedeutet ihr Körper ist sehr schwach und sie muss Medikamente nehmen, damit sie nicht sofort zusammenklappt. Mom und Dad haben sie nur nach Hogwarts gehen lassen, unter der Bedingung, dass sie sich regelmäßig von Madame Pomfrey durchchecken lässt."
Keiner erwiderte darauf hin etwas.
Alice tat die Kleine leid.
So ein junger Mensch sollte solchen Qualen nicht ausgesetzt sein.

Die nächste halbe Stunde hing jeder seinen Gedanken nach und die etwas gedrückte Stimmung wurde erst durch ihre zwei weiteren Freunde aufgelockert.
Blaise schlug bei seinem besten Freund Theodore ein und Millicent ließ sich neben Tracey nieder.
„Und, wie waren eure Ferien?"
Theo war offenbar in den Stimmbruch gekommen.
Seine Stimme war von einem hohen leicht mädchenhaften Ton zu einem tiefen Bass geworden, auf den Professor Flitwick in seinem Chor bestimmt nur wartete.
Daphne freute sich offensichtlich darüber jemanden vollquatschen zu können, denn weder Tracey noch Blaise oder Alice konnten ihr lange folgen, aber Theo war der geduldigste Mensch, den sie kannten und es wurde ihm nie zu viel sich mit ihr zu unterhalten.
Auch heute schalteten die anderen nach kurzer Zeit ab.
Wenn Daphne gerade nicht dabei war, verglich Blaise sie gerne mit Professor Binns, dem Lehrer für Geschichte der Zauberei, der ebenfalls eine sehr einschläfernde Stimme besaß und dem nur wenige Schüler länger als wenige Minuten folgen konnte.
Während Theodore sich nun also voll quatschen ließ, verschwanden Tracey und Millicent hinter einem Stapel von Briefen und Urlaubsfotos.
Blaise und Alice schnappten sich einen aus Theos Tasche ragenden Tagesphropheten, dessen Titelseite, wie jede Ausgabe der letzten Wochen, von einem großen und einschüchternden Bild Sirius Blacks dominiert wurde.
Sie erinnerte sich noch lebhaft an die Nacht ihres Geburtstages.
Ihr Vater war erst am nächsten Morgen von der Arbeit zurückgekommen und hatte resigniert über den Erfolg Blacks berichtet.
Er war der erste Mensch, der es je geschafft hatte aus Askaban auszubrechen. Das Zaubereiministerium, die gesamte Zauberergemeinschaft und selbst die Muggel suchten ununterbrochen nach Black, doch niemand hatte ihn bis jetzt gesehen oder gar gefangen.
Er war wie ein Phantom.
Keiner sah ihn und doch war da eine immerwährende Gefahr, die so schnell vermutlich kein Ende nehmen würde.
Doch statt den Menschen einfach die Wahrheit zu sagen, gaukelte man ihnen vor die Situation unter Kontrolle und Black bald wieder hinter Schloss und Riegel zu haben.
Auch im heutigen Tagespropheten wurde wieder nur darauf aufmerksam gemacht, dass er gefährlich sei, aber nicht mehr lange frei herumlaufen würde.
Alice wandte ihren Kopf ab.
Plötzlich war ihr die Lust vergangen Quidditchberichte oder dergleichen zu lesen.
Stattdessen wandte sie sich ihrer schwarzen Eule zu, deren Käfig am Fenster vor ihren Füßen stand.
Vorsichtig strich sie ihr über das geschmeidige Gefieder und das Tier blickte sie mit seinen großen dunklen Augen an.
Diese Augen zogen sie jedes Mal auf Neue in ihren Bann und sie waren auch der Grund für den Namen, den sie ihrer Eule gegeben hatte: Pearl, die Perle.
Alice fand ihn mehr als passend für das stolze Tier.

Die Kinder der Rumtreiber - the beginningWhere stories live. Discover now