Phil - Why Me?

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Es war weit nach Mitternacht.
Die Straße lag in vollkommener Stille da.
Nur das Licht vereinzelter Straßenlaternen warf ein schwaches Licht auf den ausgestorbenen Ort.
Er kannte ihn nicht und doch kam er ihm seltsam vertraut vor.
Natürlich, er war schon einmal hier gewesen.
Seine Träume hatten ihn schon öfter an diesen Ort geführt, doch dieses Mal fühlte es sich real an.
Er war wirklich hier, konnte den leichten Wind auf seinem Gesicht spüren.
Für einen Moment schloss er die Augen.
Konnte es sein?
War er wirklich hier?
Er öffnete sie wieder und fand sich auf derselben Straße wieder.
Spätestens jetzt war er sich sicher, das war real.
Bedacht darauf, kein Geräusch zu machen, tat er ein paar Schritte.
Nichts rührte sich.
Kein Geräusch war zu hören.
Vorsichtig setzte er weiter einen Fuß vor den anderen, bis er auf dem Fußweg stand.
Kurz blieb er stehen.
Da war etwas, ein Gefühl in seiner Brust.
Es zog ihn den Weg entlang.
Er spürte ein Verlangen, eine Neugier, die für ihn sonst so untypisch war.
Da hing etwas, ein Schild.
Es verströmte ein leichtes Licht, das ihm ein Gefühl von Sicherheit spüren ließ.
Er trat weiter heran.
Eine zarte verschlungene Schrift war in das Holz eingeritzt worden.

Nicht jeder Feind ist auf der anderen Seite zu suchen. Manche von ihnen leben direkt neben uns und wir bezeichnen sie als unsere Freunde.
~ eine Botschaft im Gedenken an Peter Pettigrew

Ein erschrockenes Keuchen entwich ihm.
Er stand vor einer Gedenktafel und der Name des Verstorbenen kam ihm bekannt vor.
Doch bevor er seinen Gedanken zu Ende führen konnte, ließ ein Knacken ihn herumfahren.
Stahlgraue Augen blitzten ihm durch die Nacht entgegen.
„So spät noch unterwegs, Junge? Und dann auch noch allein, das ist in diesen Gegenden nicht ratsam." Die Stimme des Fremden klang kratzig, als ob sie lange nicht mehr benutzt worden war und ein wahnsinniges Lächeln bildete sich auf dem verwahrlost aussehenden Gesicht.
"Warte mal! Ich kenne dich. Du siehst genauso aus wie er."
Angst stieg in ihm hoch.
Er war unfähig zu antworten.
Wer war dieser Mann und woher kannte er ihn?
„Es ist schön dich zu treffen Philippe. Wirklich schade, was mit deinem Vater geschehen ist. Es hätte länger dauern, qualvoller werden sollen. Und du wirst der nächste sein!"

Schweißgebadet schreckte Philippe Pettigrew hoch.
Schweratmend saß er auf seinem Bett, die grünen Augen vor Schreck weit aufgerissen.
Sirius Black, es war Sirius Black gewesen, der ihn bedroht hatte, der Mörder seines Vaters.
Er wollte ihn hassen, doch er konnte es nicht.
Da war kein Hass, sondern nur diese unbändigende Angst, die ihn seit vier Wochen nicht richtig schlafen ließ.
In jeder anderen Nacht würde sich jetzt sein Patenonkel Remus Lupin neben ihn setzen, ihn trösten und ihm Halt geben.
Doch in dieser einen Nacht im Monat war das unmöglich.
Sein Onkel hatte sich in den nahen Wald zurückgezogen, um ihn nicht zu gefährden.
Jede Vollmondnacht war für sie beide eine Qual und sie waren froh, wenn sie vorbeiging.
In diesem Jahr musste eine dieser Nächte ausgerechnet auf den 1. September fallen.
In gerade einmal sieben Stunden fuhr der Hogwartsexpress ab und auch Remus würde in diesem Jahr mitfahren.
Er hatte sich nach einer langen Diskussion mit dem Schulleiter Albus Dumbledore dazu bereit erklärt, die Stelle des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste anzutreten.
Phil wusste, wie schwer es für ihn sein musste, zurück nach Hogwarts zu gehen.
Von seinen drei besten Freunden waren zwei tot und der dritte lief als ihr Mörder frei herum.
Er wollte nicht weiter darüber nachdenken, die Gedanken an seinen Vater schmerzten einfach zu sehr.
Er sollte lieber noch etwas schlafen, schließlich ging es morgen zurück in die Schule.

„Phil! Phil, aufstehen, wir sind spät dran. Es ist schon um neun. Wir müssen bald los." Die erschöpfte Stimme seines Onkels weckte ihn am nächsten Morgen.
Irgendwie hatte er trotz der Menge an Gedanken noch geschafft einzuschlafen, dennoch spürte, dass es kein erholsamer Schlaf gewesen war.
Das Drehen seines Kopfes fiel ihm noch recht schwer, auch wenn das Gesicht seines Onkels ihm ein Lächeln übers Gesicht jagte.
„Guten Morgen, Schlafmütze. Ich habe deine Sachen schon runtergebracht und beeil dich. In 20 Minuten gibt es Frühstück."
Phil nickte, er war noch zu müde, um ein richtiges Gespräch zu führen.
Remus klopfte auf seine Oberschenkel und richtete sich ein wenig schwankend auf.
Er verschwand aus dem Zimmer und Phil konnte die Treppe knarzen hören.
Das kleine Haus, in dem sie lebten, war alt und heruntergekommen, aber sie liebten es beide.
Es war ein wenig windschief und jedes Möbelstück knarrte, sobald man es berührte.
So auch sein Bett, als er sich nun erhob, seine Klamotten schnappte und im nahen Badezimmer verschwand.

Die Kinder der Rumtreiber - the beginningWhere stories live. Discover now