her life in a nutshell

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H A R P E R

"Außerdem brauche ich bis morgen früh noch die Statistiken 13a und 15f. Die müssen spätestens um 8 Uhr auf meinem Schreibtisch liegen, Ms. Sanders."

Ich verkniff mir eine flapsige Antwort, während ich im Kopf bereits zu überschlagen begann, wie viele Überstunden ich heute wohl machen musste, um all das zu schaffen, was Mrs. Frier von mir verlangte. Meine Chefin erklärte ihre Anordnungen für beendet, indem sie sich auf dem Absatz umdrehte und das Vorzimmer verließ, um wieder zurück in ihr Büro zu gehen.

Angespannt lauschte ich und sobald ich ihren Schreibtischstuhl hörte und mir sicher sein konnte, dass sie sich hingesetzt hatte und in den nächsten Sekunden nicht zurückkommen würde, zückte ich mein Handy.

Innerlich seufzend schrieb ich meiner Nachbarin Lauren eine Nachricht, um zu fragen, ob sie nachher für zwei Stunden zu Elliott gehen konnte, damit er nicht allein sein musste, wenn er ins Bett ging. Obwohl er es immer zu bestreiten versuchte, wusste ich natürlich, dass ihm die Dunkelheit nicht geheuer war und wenn er dann auch noch allein in der Wohnung war, wurde es natürlich schlimmer für ihn.

Sobald ich die Nachricht geschrieben hatte, legte ich das Handy so, dass ich das aufleuchtende Display sehen würde, sobald Lauren antwortete, dann machte ich mich wieder an die Arbeit.

Wie die Zeit verging bekam ich gar nicht wirklich mit, dann wurde die Tür zu Mrs. Friers Büro geöffnet und sie schaltete hinter sich das Licht aus. Mit hochgezogener Augenbraue musterte sie mich, bevor sie in Richtung ihres Büros nickte.

"Legen Sie die Akten später auf meinen Schreibtisch."

"Natürlich. Gute Nacht, Mrs. Frier."

Meine Chefin nickte nur, dann verließ sie entschlossenen Schrittes den Raum und ich widmete mich wieder meiner Arbeit. Als wenige Minuten später endlich mein Handy auf sich aufmerksam machte, griff ich sofort danach und atmete erleichtert auf, als ich sah, dass Lauren zugesagt hatte. Es wäre angebracht ihr dafür ein wenig Geld zu geben, aber ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, wo ich gerade auf welches verzichten konnte, um das möglich zu machen.

Ich beschloss, diesen Gedanken erstmal beiseite zu schieben und fokussierte mich wieder auf die Statistiken für Mrs. Frier, mit denen ich eineinhalb Stunden später endlich fertig wurde. Schnell legte ich sie auf ihren Schreibtisch, dann fuhr ich den Computer runter, schaltete das Licht aus und verließ mit meiner Tasche über der Schulter den Raum.

Während ich durch die Gänge lief, begegneten mir kaum Menschen, denn ich war wohl eine der wenigen, die heute zu Überstunden verdonnert worden war. Während der Aufzug mich in die Tiefgarage brachte, kramte ich bereits meinen Schlüssel aus der Tasche und zehn Minuten später saß ich bereits in meinem Auto und fädelte mich in den Verkehr ein.

Das typisch englische Regenwetter zeigte sich heute mal wieder von seiner besten Seite und die Scheibenwischer meines Autos hatten eine Menge zu tun, um mir eine halbwegs akzeptable Sicht zu ermöglichen.

Zu Hause angekommen fand ich natürlich ausgerechnet heute keinen Parkplatz in der Nähe des Hauses und bis ich vom Wagen zur Haustür gelaufen war, hatte der Regen mich vollständig durchnässt und mit Sicherheit auch mein Make up ruiniert. So schnell wie möglich schloss ich die Tür auf und lief tropfend die Treppe nach oben in den ersten Stock.

Vor der Wohnungstür streifte ich mir schonmal die hohen und furchtbar unbequemen Schuhe von den Füßen, weil ich Elliott mit den Absätzen nicht wecken wollte, dann schloss ich auf und betrat unser Zuhause.

Leise schloss ich die Tür hinter mir und zog meinen dünnen Mantel aus, den ich zum Trocken an die Garderobe hängte, dann lief ich in die Küche, wo noch Licht brannte.

Lauren saß am Küchentisch und sah lächelnd auf, als sie mich bemerkte. Schnell wechselte ihr Gesicht zu einer besorgten Miene.

"Großer Gott, du bist ja klatschnass. Du solltest besser schnell eine heiße Dusche nehmen."

Ich erwiderte ihre Worte mit einem winzigen, erzwungenen Lächeln, denn sie konnte ja nicht wissen, dass der Vermieter uns das heiße Wasser abgestellt hatte, weil ich die letzte Miete nicht vollständig hatte zahlen können.

"Ich will Elliott nicht wecken, also werde ich mich einfach gut abtrocknen und dann etwas warmes anziehen. Vielen Dank fürs Aufpassen, Lauren."

"Jederzeit gerne, Elliott ist wirklich ein Schatz."

Ich nickte, dann öffnete ich meine Tasche und nahm das Portemonnaie heraus.

"Wie viel bekommst du für die zwei Stunden?", fragte ich und betete innerlich, dass sie keine zu hohe Summe nennen würde, denn ich hatte kaum Geld zur Hand.

Zu meiner Erleichterung grinste Lauren mich an und schüttelte den Kopf.

"Lass stecken, alles gut. Wie gesagt, ich mach's gerne. Aber jetzt bin ich auch müde und werde mich in Richtung meines Bettes begeben."

Wieder nickte ich und beobachtete, wie sie aufstand und sich dann an mir vorbei aus der Küche schob.

"Gute Nacht, Harper."

"Gute Nacht, Lauren."

Sie schloss die Wohnungstür hinter sich und sofort verschwand das kleine Lächeln von meinem Gesicht und meine Schultern sackten nach unten. Erschöpft öffnete ich einen der Schränke und holte ein Glas heraus, dann füllte ich es mit Wasser und ließ mich auf den Stuhl sinken, auf dem meine Nachbarin eben noch gesessen hatte.

Erst als ich die Flüssigkeit auf meiner Zunge spürte, fiel mir auf, dass ich heute noch kaum etwas getrunken hatte. Auf meine Mittagspause hatte ich verzichten müssen, weil Mrs. Frier eine Datenauswertung für ein spontanes Meeting um 14 Uhr gebraucht hatte und irgendwie hatte ich in all dem Stress wohl nicht nur das Essen, sondern auch das Trinken vergessen.

Wie gerufen begann in diesem Moment mein Magen zu knurren, aber ich ignorierte es und leerte das Wasserglas in wenigen Zügen, dann stand ich auf und lief ins Badezimmer, wo ich mich aus den nassen Sachen schälte und sie auf Bügel hängte, in der Hoffnung, dass sie schnell trockneten. Dann rubbelte ich mich mit einem Handtuch trocken und wusch mir das restliche Make up aus dem Gesicht.

Meine zur Hälfte hochgesteckten Haare fasste ich in einem unordentlichen Dutt zusammen, damit ich sie morgen früh nicht waschen und stylen musste, dann verließ ich das Bad und lief ins Wohnzimmer, das ich als Schlafzimmer nutzte.

Das tatsächliche Schlafzimmer hatte ich zu Elliotts Zimmer gemacht und für mich selbst eine Schlafcouch organisiert, die eigentlich immer ausgezogen war, weil ich sie jede Nacht als Bett nutzte. Aus dem Schrank holte ich mir eine kuschelige Jogginghose und einen Pullover, dann schlüpfte ich in ein paar dicke Socken und lief zu Elliotts Zimmer.

Vorsichtig öffnete ich die Tür ein wenig, sodass ich hineinschauen und einen Blick auf meinen Sohn werfen konnte, der schlafend in seinem Bett lag. Im dämmrigen Licht, das durch eine der Straßenlaternen vor dem Fenster in den Raum fiel, konnte ich seinen Schulranzen sehen, der bereits neben seinem Schreibtisch stand.

Elliott packte ihn immer schon am Abend davor, in dieser Hinsicht waren wir uns unheimlich ähnlich, denn auch ich war immer gerne auf alles gut vorbereitet. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen warf ich einen letzten Blick auf meinen Sohn, dann schloss ich die Tür wieder und lief in die Küche, wo ich zwei weitere Gläser Wasser trank, bevor ich ins Wohnzimmer ging.

Auf dem Weg dorthin holte ich aus meiner Tasche einige Unterlagen, die ich für morgen schonmal durchschauen wollte und setzte mich mit ihnen auf mein Bett. Eine Weile befasste ich mich damit, dann spürte ich, wie meine Augen immer schwerer wurden und ich mich zunehmend schlechter konzentrieren konnte, weshalb ich entschied, dass es keinen Sinn machte, noch weiterzuarbeiten.

Eilig räumte ich die Dokumente weg, dann ging ich Zähneputzen und ließ mich schließlich fix und fertig auf die Schlafcouch fallen. Im Halbschlaf stellte ich noch meinen Wecker für den nächsten Morgen, dann war ich auch schon eingeschlafen.




Willkommen in Harpers Leben👀

Anders als bei meinen bisherigen Geschichten, wird es hier feste Uploadtage geben:
Neue Kapitel kommen ab jetzt jeden Montag und Freitag😊

Melt My Ice, Sunnyboy (Daniel Ricciardo FF)Where stories live. Discover now