your sister would've said the same

609 51 10
                                    

D A N I E L

Tagelang hatte ich versucht Harper zu trösten und aufzumuntern, aber sie hatte sich wieder völlig vor mir verschlossen wie sie es auch kurz nach der Fehlgeburt getan hatte.

Für sie musste es sich so anfühlen, als ob sie schon wieder von jemandem verlassen worden war, den sie geliebt hatte und es tat mir unendlich Leid sie in dieser Verfassung zu sehen.
Nichtmal für Elliott schaffte sie es, sich wirklich zusammenzureißen und obwohl es mich immer gestört hatte, wenn sie für ihn eine fröhliche Fassade aufgesetzt hatte, vermisste ich das jetzt beinahe.

Nichts was ich tat oder sagte schien ihr helfen zu können und je mehr Tage vergingen, umso verzweifelter wurde ich.
Als Harper sich Freitagmorgens nichtmal etwas ordentliches anzog und sich nicht auf ihr Bett setzte wie sonst, sondern in Schlafsachen blieb und sich nach dem Frühstück wieder hinlegte und weiterschlief, wurde es mir zu viel. So konnte es nicht weitergehen und die einzige Möglichkeit ihr zu helfen, war Theo.

Ich musste es schaffen, dass er sich mit ihr aussprach und die Wahrheit darüber erfuhr, warum Harper damals gegangen war.
Also schrieb ich Harper auf einen kleinen Zettel, dass ich unterwegs war, schnappte mir Auto- und Hausschlüssel und verließ die Wohnung. Die Adresse der Schule war noch im Verlauf meines Navis gespeichert und so stand ich schließlich vor Theos Schule.

Das große, kühle Gebäude strahlte für mich nichts als Unfreundlichkeit und Arroganz aus, aber ich vermutete, dass Harper früher auch auf genau so einer Schule gewesen war.
Es überraschte mich immer noch, dass diese pragmatische Frau, die seit Jahren jeden Penny zweimal umdrehen musste, aus einem wahnsinnig reichen Elternhaus kam und mit Chauffeuren, Putzfrauen und Gärtnern aufgewachsen war.

Bestimmt war es ihr anfangs extrem schwergefallen sich selbst um alles zu kümmern, wenn sie gewöhnt gewesen war, dass alles von Angestellten erledigt wurde.
Heute würde sie sich wohl weigern die Kontrolle abzugeben und alles selbst machen wollen und beim Gedanken daran, wie sie ihrem Chauffeur erklärte, dass sie selbst fahren würde, musste ich unweigerlich grinsen.

Dann wurde meine Aufmerksamkeit mit einem Schlag wieder auf die Schule gezogen, denn in diesem Moment klingelte es und der Hof begann sich mit Schülern zu füllen.
Von Harper wusste ich, dass an solchen Schulen alle zur selben Zeit Schluss hatten, außer sie besuchten noch irgendwelche Wahlfächer und ich hoffte einfach, dass Theo kein solches belegte.

Angestrengt hielt ich nach ihm Ausschau und hoffte, dass ich ihn erkennen würde, denn ich kannte ihn lediglich von dem Foto im Internet, das Harper mir gezeigt hatte und von unserem letzten Besuch an der Schule.
Aber ich hatte Glück.
Nach etwa drei Minuten entdeckte ich ihren Bruder, stieg aus dem Auto und lief zu ihm.

Während ich auf Theo zusteuerte, begann ich krampfhaft zu überlegen, was ich ihm eigentlich sagen wollte. Wenn er Harper angeschrien und weggeschickt hatte, wieso sollte er sich dann von ihrem Freund überreden lassen, ihr noch eine Chance zu geben?

Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, hatte ich mein Ziel erreicht und schaute den Jungen ein bisschen unsicher an.
"Hey, du bist Theo, richtig?"

Verwirrt nickte er.
"Ja, bin ich. Und wer sind Sie?"

"Ich heiße Daniel, ich bin... ich bin der Freund deiner Schwester Harper."

Sofort verdunkelte sich seine Miene.
"Hat sie Sie geschickt? Ich will nichts mehr von ihr wissen, falls ich mich noch nicht klar genug ausgedrückt habe."

Seine Ausdrucksweise hätte mich beinahe zum Schmunzeln gebracht, weil er seiner Schwester so ähnlich klang, aber ich riss mich zusammen und schüttelte den Kopf.

Melt My Ice, Sunnyboy (Daniel Ricciardo FF)Where stories live. Discover now