Melt My Ice, Sunnyboy (Daniel Ricciardo FF)

bonding (2)

H A R P E R

Nachdem wir die Weihnachtsdeko bezwungen und das Haus komplett geschmückt hatten, setzten Grace und ich unser Werk in der Küche fort, wo wir erst einige Dinge für morgen und übermorgen vorbereiteten und dann einen Kuchen für heute Nachmittag zu backen begannen.

Normalerweise kam ich nicht zum Backen und schaufelte mir nur für Elliotts Geburtstag die Zeit frei, um ihm einen Geburtstagskuchen zu backen, der in den meisten Fällen eine etwas erweiterte Backmischung war, weil ich es zeitlich doch nicht geschafft hatte.
Während ich die Schokolade beobachtete, die über dem Wasserbad schmolz, entfuhr mir ungewollt ein leises Seufzen.

Bei seinem nächsten Geburtstag würde ich ihm endlich den Kuchen backen, den er verdiente, und ich würde es definitiv schaffen, weil ich dann ja noch hier sein würde und Urlaub hatte. Wenn ich genau darüber nachdachte, hatte ich an seinem Geburtstag bisher nur einige wenige Male frei gehabt, meistens hatte ich mir einen freien Tag so kurz nach den Feiertagen und dem Jahreswechsel nicht leisten können.

Grace, die mein Seufzen offensichtlich gehört hatte, sah mich besorgt an.
"Alles okay?"

Ich nickte schwach, dann schüttelte ich doch den Kopf und seufzte erneut, während mein Blick auf der Schokolade haften blieb.
"Der letzte Kuchen, den ich gebacken habe, war eine Backmischung zu Elliotts siebtem Geburtstag. Und zu dem davor und zu dem davor und zu dem davor.
Aber dieses Mal hab ich an dem Tag tatsächlich Urlaub und Zeit und wir können das richtig feiern und ich werde ihm endlich einen ordentlichen Kuchen backen, so wie ich es eigentlich in all den Jahren schon tun wollte."

"Wie habt ihr seinen Geburtstag denn bisher gefeiert?"

"Er hatte fast immer mitten in der Woche, also war es für mich ein normaler Arbeitstag und ich hab versucht, etwas früher Schluss zu machen, sodass wir gemeinsam den Kuchen zu Abend essen konnten.
Dann hat er seine Geschenke ausgepackt und wir haben uns gemeinsam in mein Bett gekuschelt und einen Film angeschaut, den er sich wünschen durfte. Meistens ist er dabei gegen Ende eingenickt und hat dann die Nacht bei mir im Bett geschlafen und weil einer seiner besten Freunde nur zwei Tage später auch Geburtstag hat, haben er und Elliott ihre Feiern dann immer auf das nächstmögliche Wochenende zusammengelegt. Und die haben dann immer dort stattgefunden, weil unsere jeweilige Wohnung zu klein war."

Überrascht stellte ich fest, dass es mir leichter als erwartet fiel, das alles zu erzählen.
Zwar kannte ich Grace erst seit gestern persönlich, aber durch die vielen Videotelefonate war sie mir längst keine Unbekannte mehr und ich musste verwirrt feststellen, dass ich es mochte mit ihr zu reden. Es rührte mich, wie viele Gedanken sie sich über Elliott, Theo und mich machte und dass sie alles gab, damit wir uns hier wohlfühlten.

"Ich bin mir sicher, dass Elliott all seine bisherigen Geburtstage geliebt hat. Du hast ihm immer das Gefühl gegeben, wichtig zu sein und ihr habt auf eine wunderschöne, intime Weise gefeiert, die ihm tief in seinem Herzen sicher viel länger in Erinnerung bleiben wird, als irgendwelche Partys mit vielen anderen Kindern."

Zweifelnd sah ich Grace an und senkte nachdenklich den Kopf, während sich mein Herz schmerzhaft zusammenzog.
"Was ist, wenn ich irgendwann merke, dass ich lauter falsche Entscheidungen für ihn getroffen habe?
Er ist so ein toller Junge, der beste Sohn, den man sich wünschen kann. Aber manchmal hab ich Angst, dass ich eines Tages Schuld daran sein werde, wenn er unglücklich ist, weil ich irgendwann etwas entschieden oder gesagt oder getan habe, das die Weichen für sein Leben in die völlig falsche Richtung verschoben hat."

Auf meine Lippe beißend hob ich den Blick und bemerkte, dass Grace mir eine atemberaubend liebevolles Lächeln schenkte.
"Glaub mir Harper, hinter jedem großartigen Kind steht eine Mutter, die sich ziemlich sicher ist, vieles falsch gemacht zu haben.
Elliott ist ein wundervoller Junge und du bist die beste Mutter, die er sich nur wünschen kann. Du hast stets zu seinem Wohl gehandelt und das bedeutet, dass keine deiner Entscheidungen für ihn falsch ist."