Kapitel 23

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Peter wartete. Seine Augen hatte er auf das kleine Fenster gerichtet, durch das er den von Sternen überzogenen Nachthimmel sehen konnte. Ein leises Schnarchen kam von Sirius' Bett. Er, Sirius, Frank Longbottom und Will Thomas waren die einzigen, die sich in dem Schlafsaal aufhielten.

James war über Nacht bei Lily geblieben, so wie in den letzten Tagen auch. Ein leises Murmeln kam von Will's Bett zu ihm herüber. Auch er war endlich eingeschlafen. Nur von Frank's Bett konnte Peter keine Geräusche hören.

Wurmschwanz hoffte, dass er das seinem tiefen Schlaf zuschreiben konnte und schwang seine Füße unter seiner Decke hervor. Schnell schlüpfte er in seine Schuhe. Dann zog er den Tarnumhang hervor, den er unter seinem Bettlaken versteckt hatte.

Mit leisen Schritten verließ er den Schlafsaal. Er schlich die gewundene Treppe herunter, bis er im Gemeinschaftsraum ankam. Ein kleines Feuer brannte noch im Kamin. Schnell überprüfte er, ob er auch wirklich alleine war. Dann öffnete er das Portrait der fetten Dame und trat hindurch.

Sofort zog er sich den Tarnumhang über den Kopf. Dann schwang das Bild von selbst wieder zu. Prüfend beobachtete Wurmschwanz den Korridor, auf der Suche nach Lehrern oder Vertrauensschülern, die Patrouille gingen. Kurz blieb sein Blick an einem Bild hängen, dass ein paar Meter rechts von ihm hing. Fast hatte er geglaubt, eine ungewöhnliche Bewegung wahrzunehmen, musste aber jetzt feststellen, dass er sich diese wahrscheinlich nur eingebildet hatte.

Dann begann er leise die Treppe in den sechsten Stock hinunter zu gehen.

Peter schaffte es ohne einen Zwischenfall das Eingangstor zu erreichen. Selbst Peeves der Poltergeist ließ sich in dieser Nacht nicht blicken. Als er leise das breite Tor auf schob und nach draußen trat, sah er sich noch ein letztes Mal um. Nichts war zu sehen oder zu hören. Wurmschwanz sah das als gutes Zeichen für sein Vorhaben.

Nachdem er den verbotenen Wald erreicht hatte, legte er den Tarnumhang ab und versteckte ihn unter einer dicken Wurzel. Später würde er wieder kommen und ihn mitnehmen, doch jetzt brauchte er ihn nicht mehr. Niemand, der ihn jetzt noch sehen würde, wäre nicht genauso schuldig, wie er. Peter folgte dem, ihm schon bekannten Weg durch den Wald, bis er ihn schließlich verlies und wenige Minuten später auf die selbe Lichtung, wie vor einer Woche kam. Wieder brannte ein großes Feuer in ihrer Mitte und strahlte ein beruhigendes blaues Licht aus.

In dunkle Umhänge gekleidete Gestalten hatten sich auf der ganzen Lichtung versammelt. Wurmschwanz kam es so vor als wären es mehr als doppelt so viele, wie bei dem Treffen vor einer Woche. Unter ihnen war wieder Lucius Malfoy, der Peter sofort ins Auge fiel. Seine langen blonden Haare glänzten im Schein des Feuers und ein selbstgefälliges Grinsen hatte sich auf seinem Gesicht breit gemacht. Die Arroganz, für die die Familie Malfoy bekannt war, sprach aus seinen kalten Augen und wurde durch seine Körperhaltung widergespiegelt.

"Na Pettigrew!"

Grinsend trat Mulciber neben Peter. Auf seinem Gesicht war ein seltenes, nettes Grinsen zu sehen. Seine dunklen Augen funkelten und ließen vermuten, dass ihm die Angst, die sich im Schloss breit gemacht hatte, mehr als zusagte.

"Mulciber!"

Peter nickte ihm kurz zu. Stolz erfüllte ihn bei dem Gedanken, dass auch er einen wichtigen Teil zu diesem Erfolg beigetragen hatte. Von nun an würde es eine Zukunft ohne Schlammblüter geben. Dieser Gedanke löste in ihm ein warmes Kribbeln im ganzen Körper aus.

Endlich würde er Lily los sein. Das kleine, alles besser wissende, Schlammblut Lily. Seit der vierten Klasse war sie zu einer immer ernster werdenden Bedrohung für ihn geworden. Auch wenn sie James' Gefühle nie erwidert hatte, bestand seit dem Tag, an dem er ihr seine Liebe das erste Mal gestanden hatte, die Gefahr, dass sie Peter's Platz in der Gruppe einnehmen und ihn verdrängen würde.

Peter wusste, dass diese Sorge auf puren Egoismus zurück zu führen war. Trotzdem war ihm jedes mal bei dem Gedanken übel geworden, dass Lily und James ein Paar werden könnten. Diese Angst verwandelte sich im Laufe der Jahre in immer stärkeren Hass, der sich nicht mehr nur auf Lily, sondern langsam auch auf alle anderen Schlammblüter zu richten begann.

Und nun war seine größte Angst eingetreten. Als Wurmschwanz Lily und James heute so vertraut gesehen hatte, war der alte Hass wieder in ihm hoch gekommen, stärker als je zuvor. In diesem Moment hatte sich seine Angst vor Lily, dass sie ihm seine Freunde nehmen könnte, endgültig in einen unglaublichen Hass gegen Schlammblüter verwandelt.

Es hatte sich angefühlt, als wäre pures Feuer durch Peter's Venen gerast und bei dem Anblick von Lily's Gesicht war ihm schlecht geworden. Selbst jetzt noch beschleunigte sich bei dem bloßen Gedanken an sie sein Puls und er verspürte den unmenschlichen Drang sie zu erwürgen.

Wurmschwanz schüttelte diesen Gedanken schnell ab. Er zwang seine Hände sich wieder zu öffnen. Unbewusst hatte er sie zu Fäusten geballt. Seinen Blick richtete er kurz auf die kleinen roten Halbmonde, die er mit seinen Fingernägeln in seine Handfläche gebohrt hatte. Dann schüttelte er seine Hände, um sie wieder zu lockern und ließ sie etwas steif neben sich hängen. Versucht seine Gedanken möglichst von Lily fern zu halten, richtete er seine Aufmerksamkeit jetzt wieder auf seine Umgebung.

Das hier war seine Feier. Er sollte es genießen und sich nicht Gedanken über dumme Schlammblüter machen, die sowieso bald tot sein würden. Das Grinsen stahl sich bei diesem Gedanken zurück auf sein Gesicht. Wie sehr er doch diesen Moment erwartete.

James drückte seine Lippen zuerst auf Lily's Stirn und dann auf ihren Mund. Sie kicherte leicht. Dieses Geräusch von ihr zu hören war für James so ungewohnt, dass es sofort ein Grinsen auf sein Gesicht zauberte. Seufzend drückte er seine Stirn gegen ihre und sah ihr einfach nur in ihre wunderschönen grünen Augen. Wie gern er doch jetzt die Zeit anhalten würde und für immer hier mit ihr liegen würde.

Die Bettdecke raschelte leise, als Lily sich lachend von ihm wegdrehte und sich aufsetzte. Ihre langen roten Haare hatte sie zu einem lockeren Dutt nach hinten gebunden, aus dem sich einige Haarsträhnen gelöst hatten, die jetzt in ihr Gesicht fielen. Bei diesem Anblick machte James' Herz einen Satz, wie so oft in letzter Zeit, wenn er Lily sah.

Nachdenklich musterte sie ihn. Das kleine Lächeln, das sie schon seit Stunden im Gesicht hatte, wurde noch etwas breiter und intensiver. Dann rückte sie wieder zu ihm und kuschelte sich an seine Brust. James schlang seine Arme um sie und zog sie noch etwas näher an sich heran. Ein kleines Gähnen kam über Lily's Lippen. James richtete seinen Blick auf den Wecker, der auf dem Nachttisch links von ihm stand. Es war schon lange nach Mitternacht, wie er vermutet hatte. In weniger als sechs Stunden mussten sie schon wieder aufstehen, etwas, das James schon gewöhnt war, Lily aber nicht.

Ihr Atem hatte sich verlangsamt und wurde langsam gleichmäßig. Jeden Moment würde sie eingeschlafen sein. James strich ihr vorsichtig eine der Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann fasste er nach der Decke und zog sie über sie beide. Er griff nach seinem Zauberstab, richtete ihn auf die Nachttischlampe und zog sich währenddessen die Brille von der Nase. Zusammen mit seinem Zauberstab legte er sie auf den Nachttisch, der jetzt im vollkommenen Dunkel lag, genauso wie der Rest des Zimmers. Dann schloss er die Augen und schlief fast genauso schnell ein, wie Lily.
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Tut mir leid, dass schon so lange nichts gekommen ist, aber ich hatte einfach eine totale Schreibblockade, die zum Glück heute Nachmittag verschwunden ist :D ich wünsche euch allen frohe Ostern :) uuuund ich wollte mich für fast 20k Reads bedanken ♡ das ist einfach unglaublich und ich hätte nie gedacht, dass jemals so eine große Zahl zusammen kommt. Danke :) :* ♡

Secret Love - Lily Evans und James Potter FF (Jily)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt