Kapitel 28

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"Du musst mit ihr reden!"
James' richtete seinen Blick weiter auf den Teller vor sich. Den Toast hatte er bisher nur vor sich hin und her geschoben, ohne einen Bissen zu nehmen.
"Ehrlich Krone, vielleicht ist das ja alles nur ein großes Missverständnis!"
Sirius versuchte weiter James zu überzeugen Lily auf das Geschehene in Hogsmeade anzusprechen, doch James ignorierte ihn einfach und schob seinen Toast von der linken unteren Seite seines Tellers zur rechten Oberen Seite.
"Wenn du nicht mit ihr redest, wirst du nie erfahren, wieso sie dich sitzen gelassen hat!"
James presste seinen Kiefer fest zusammen. Er wollte nicht mit Lily reden, er wollte nicht über Lily reden, und vor allem wollte er nicht über seinen Ausflug mit Lily nach Hogsmeade reden. Dieses eine Wochenende hatte alles zerstört. Alles, auf das er die letzten Jahre gehofft hatte. Er hatte es doch geschafft... Sie war seine gewesen, für einen kurzen, unglaublichen Moment. Was war in Hogsmeade nur schief gegangen? Hatte er sie mit seinem Angebot ihn an Weihnachten zu besuchen zu sehr bedrängt? War ihr das alles zu schnell gegangen? Wieder und wieder in der letzten Nacht hatte James sich ihre Gespräche durch den Kopf gehen lasse, wie sie sich verhalten hatte. Er hatte versucht Anzeichen und Gründe für ihr plötzliches Verschwinden zu finden. Doch je mehr er versuchte einen Fehler seinerseits zu finden, der ihr Verhalten erklären würde, desto frustrierten wurde er. Er hatte nichts falsch gemacht, da war James sich sicher. Und diese kleine Tatsache machte es für ihn nur noch schlimmer.
Vielleicht lag es ja gar nicht an seinem oftmals idiotischen Verhalten, welches er in den letzten Wochen so gut wie möglich versucht hatte vor Lily nicht mehr zu zeigen, sondern generell an ihm. Vielleicht mochte sie einfach nicht den Braunton seiner Augen, oder die Art und Weise, in der seine Haare immer in alle Richtungen abstanden. Unbewusst strich er sich durch die Haare und versuchte sie etwas zu glätten.
Oder sie mochte seinen Humor nicht,oder die Art wie er sprach. Die Liste der Dinge, die Lily an ihm vielleicht nicht ausstehen konnte, wurde in seinem Kopf immer länger und länger. Wie hatte er überhaupt je daran denken können, dass er Lily Evans in irgendeiner Art und Weise verdient hätte?
"Muss noch kurz in die Bibliothek!"
Dann schob er ohne weiter auf Sirius zu warten seinen Teller von sich, klemmte sich sein Verwandlungsbuch unter den Arm und verschwand aus der großen Halle.
Sirius beobachtete wie sein bester Freund die große Halle verlies. Seufzend schob er sich noch den letzten Rest seines Müslis in den Mund. Dann stand er auf und schlenderte langsam in die Eingangshalle. Seine Füße trugen ihn zu dem großen Eichentor, das trotz der frühen Uhrzeit weit offen stand. Sowohl seine als auch James' Probleme hatten sie beide frühzeitig aus dem Bett getrieben.
Als er das Ufer des schwarzen Sees erreichte lies er sich an dem Stamm einer der Eichen auf den Boden gleiten und beobachtete das dunkle, unendlich tief aussehende Wasser. Die Oberfläche schlug kleine Wellen, die den Eindruck erweckten, als wäre ein großes Seidentuch über dem See ausgebreitet worden.
Langsam griff Sirius nach einem der Steine, die neben ihm auf dem Boden lagen. Kurz wog er ihn in seiner rechten Hand ab, bevor er ihn mit einem gekonnten Wurf mindestens 15 Meter weit in Richtung See warf.
Müde lehnte er sich zurück, schloss kurz die Augen. James schien zu glauben,dass er der Einzige gewesen war, der die letzte Nacht kein Auge zugetan hatte. Doch das entsprach nicht der Wahrheit. Auch Sirius hatte nicht schlafen können. Viel zu sehr hatten ihn seine Gedanken über Alice und Kate wach gehalten. Wie sollte er nur mit dieser Situation umgehen? Jetzt wo Lily es wusste konnte es auch nicht mehr lange dauern, bis auch Alice und dann das restliche Schloss davon erfahren würden,mit wem er sie betrogen hatte.
Er hatte nie vorgehabt Alice zu verletzen. Sie war alles für ihn gewesen. War. Auf gute Zeiten folgen immer schlechte Zeiten, und auf schlechte Zeiten gute Zeiten. Er und Alice hatten ein wunderbares, unbeschreibliches Jahr gehabt. Doch dann war irgendetwas passiert. Ihre Beziehung hatte sich verändert. Sirius konnte nicht genau sagen, wie sie sich verändert hatte, doch das etwas passiert war, war unbestreitbar.
Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Kate hatte ihn aufgefangen, nachdem er und Alice sich so heftig gestritten hatten, wie noch nie zuvor. Sie hatte ihm zugehört, ihn beruhigt, ihn auf andere Gedanken gebracht. Sie hatten Stundenlang in einem der verlasseneren Korridor gesessen und geredet. Kate hatte ihn davon überzeugt noch einmal mit Alice zu reden, ihre Beziehung nicht einfach so aufzugeben.
Dann war eine Zeitlang alles gut gegangen. Doch manchmal,wenn es viele kleine Dinge gibt, die in einer Beziehung für Unstimmigkeiten sorgen, reicht es, dass ein weiteres dieser vielen kleinen Dinge dazu kommt, um das Fass zum überlaufen zu bringen.
Noch zu gut konnte Sirius sich daran erinnern, wie er nach einem weiteren Streit mit Alice Hals über Kopf in die Bibliothek gestürzt, und dort auf Kate getroffen war. Bei dem Gedanken daran, wie sie ihn damals angelächelt hatte, machte sein Herz sogar jetzt noch einen kleinen Hüpfer. Ihm hätte schon zu diesem Zeitpunkt klar sein müssen, dass er dabei war sich in Kate zu verlieben, und anstatt zu versuchen seine und Alice' Beziehung zu retten, hätte er diese beenden sollen, damit keiner von ihnen verletzt werden würde.
Doch jetzt war es für Reue zu spät. Er hatte Alice etwas angetan,von dem er vor einem halben Jahr noch überzeugt gewesen war, es niemals jemandem antun zu können. Und nicht nur,dass er sie betrogen hatte, nein er hatte sie auch noch mit ihrer besten Freundin betrügen müssen, in die er sich ohne es richtig zu bemerken verliebt hatte.
Wütend auf sich selbst, seine Gefühle und die Welt schlug er wieder die Augen auf. Eine Schülerin wurde immer noch vermisst, war wahrscheinlich tot. Lord Voldemort war dabei sich zu erheben und würde die Welt, so wie Sirius sie kannte und liebte, vernichten. Trotzdem konnte er nur über seine eigenen, daneben so irrelevant und unbedeutend wirkenden, Probleme nachdenken.
Er sprang auf, rannte auf den Rand des Sees zu und sprang ohne weiter darüber nachzudenken in das eisige Wasser. Für einen kurzen Moment erfasste ihn kalte Panik und legte sein Gehirn lahm. Er konnte wegen der Kälte nicht atmen. Seine Lunge zog sich zusammen, all seine Muskeln schienen sich zu verkrampfen.
Dann begann Sirius zu schwimmen. Er kannte eine kleine Lichtung, die sich an dem Rand des Verbotenen Waldes befand, der an den Schwarzen See grenzte. Die Rumtreiber hatten sie in ihrem zweiten Jahr gefunden, und Sirius war sich sicher, dass außer ihnen niemand von dem abgelegenen Ort wusste.
Nach einiger Zeit spürte er die lähmende Kälte kaum noch. Seine Arme schienen wie von alleine die gewohnten Züge durchzuführen, seine Beine durchbrachen mit jedem Schlag das kalte Wasser, dass drohte ihn jeden Moment in die Tiefe zu ziehen.
Ungefähr eine viertel Stunde später kam die Lichtung auf der linken Uferseite des Sees in Sicht. Sirius' Atem ging unregelmäßig und seine Arme konnte er kaum noch fühlen. Als er endlich Kies unter seinen Sohlen hatte, seufzte Sirius erleichtert auf. Erschöpft schleppte er sich aufs Trockene und lies sich auf der Wiese nieder.
Im nächsten Moment spürte er einen heftigen Schlag auf seinen Kopf. Irgendwie konnte Sirius aus seinen Augenwinkel einen großen Stein sehen, auf dem etwas rot glänzte,von dem er stark annahm, dass es sein eigenes Blut war. Dann wurde er ohnmächtig.
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R.I.P. Alan Rickman
"After all thist time?" ~ "Always!"

Ich kann es einfach immer noch nicht glauben... Das Ganze kommt mir irgendwie so surreal vor... :(

Secret Love - Lily Evans und James Potter FF (Jily)Onde as histórias ganham vida. Descobre agora