Kapitel 1

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Über das Flohnetz reisten wir zum Manor, wo bereits ein Koffer mit meinen einzigen Besitztümern wartete. Eine der Hauselfen hatte ihn, auf Lucius Befehl hin, aus meinem alten Wohnhaus geholt, noch bevor er ins Ministerium gekommen war. „Sie bekommt das Gästezimmer Nummer 3 im ersten Stock", gab Lucius eine Anweisung und sofort tapste die Elfe herbei, um mein Gepäck in das besagte Zimmer zu bringen.

Ich folgte dem Hausherrn in den Salon, wo wir Narzissa und Draco wieder trafen. Ich setzte mich auf eines der Sofa, während Lucius in einem Sessel Platz nahm. Lange hatte ich nicht mehr auf so etwas bequemen gesessen. Die letzte Strafe, für das Weigern einen Cruciatus-Fluch an einer Katze durchzuführen, war es, auf dem Boden zu schlafen, bis ich den Zauber erfolgreich ausführte.

„Nun Lucinda, du wurdest bis jetzt zuhause unterrichtet", stellte mein Pate mehr fest, als dass er fragte. Dennoch nickte ich leicht und beobachtete ihn aus misstrauischen Augen. „Nun, das wird jetzt nicht mehr möglich sein. Du wirst am ersten September Draco nach Hogwarts begleiten", bestimmte er und wieder nickte ich. „Bevor ich dich jedoch dorthin schicke, muss ich wissen, was du alles schon gelernt hast oder ob du unsere Familie blamieren würdest", redete mein Pate weiter. Er griff nach seinem Gehstock und zog seine Zauberstab hervor.

„Ich kann dir wohl kaum alles auflisten", murmelte ich mehr zu mir, als zu ihm und er schien es, zum Glück, auch gar nicht wahrzunehmen. „Du wirst dich mit Draco duellieren. Mal sehen, was du so kannst." Lucius hielt mir seinen Zauberstab mit dem Schlangenkopf am Griffende entgegen. Langsam stand ich auf und auch Draco schien von der Idee nicht ganz so begeistert zu sein. Trotzdem nahm ich den Zauberstab und ging auf die große Fläche vor den Sofas.

Zögerlich standen Draco und ich nebeneinander. „Blamier' mich bloß nicht", zischte mein Duellpartner leise, sodass sein Vater es nicht hören konnte und ich musste schmunzeln. Er wollte seinem Vater immer noch um jeden Preis gefallen. „Werd' ich nicht", antwortete ich leise und dann stellten wir uns Rücken an Rücken. Lucius zählte, während wir auseinander gingen und Draco eröffnete das Duell.

Ich verteidigte mich fast ausschließlich. Nur vereinzelnd setzte ich einige schwache Zauber so daneben, dass es ausgeschlossen war, dass sie Draco verletzen konnten. Eigentlich hätte ich ihn schon nach seinem ersten Zauber besiegen können, doch irgendwas sagte mir, dass ich besser meinen Stolz runter schluckte und auf Nichtskönner machen sollte. Außerdem spürte ich förmlich, wie sich Lucius Zauberstab in meiner Hand gegen mich wehrte.

Irgendwann kniff ich die Augen kurz zusammen und hoffte, dass Draco das Signal verstehen würde. Zu meiner Überraschung tat er dies und feuerte einen Entwaffnungszauber auf mich ab. Lucius Zauberstab flog aus meiner Hand und landete bei seinem eigentlichen Besitzer. Dieser steckte ihn zurück an seinen Platz und nickte uns dann zu.

„Nicht gut, aber ausreichend. Morgen werden wir dir einen Zauberstab, die Schuluniformen und deine Bücher besorgen", verkündete er und ließ unser Duell unkommentiert. In Dracos Augen blitzte kurz Enttäuschung auf, doch dann wand er sich ab und verließ den Raum.

Am nächsten Tag reiste Lucius mit mir in die Winkelgasse und musste mich oft ermahnen, meine Begeisterung zurück zu halten. Für mich war alles neu, was ich dort sah. So viele verschiedene Eindrücke, die ich nicht zuordnen konnte. Ich hatte nie etwas anderes außer das Manor oder mein Zuhause gesehen. Das ich keinen Kulturschock erlitt, grenzte an ein Wunder. Auch war es sehr hektisch und durcheinander in dieser Gasse und ich war froh, als Lucius mich in den kleinen, dunklen Zauberstabladen schob.

Mr. Ollivander war überrascht, da er mich noch nie zuvor gesehen hatte, doch nach einem drohenden Blick meines Paten, hielt er seine Fragen zurück und drückte mir einen schlichten, braunen Stab in die Hand. Der Zauberstab brannte in meiner Hand, weshalb ich ihn sofort fallen ließ. „Du sollst ihn schwingen, nicht auf den Boden schmeißen", mahnte Lucius, doch Mr Ollivander ging sofort dazwischen. „Der ist es nicht", erklärte er und verschwand im hinteren Teil des Ladens. Er kam mit vier weiteren Päckchen zurück, doch wieder nichts.

Lucinda - The Mask of a SlytherinHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin