Kapitel 14

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„Ah, Miss Gaunt, setzen Sie sich doch", begrüßte Professor Dumbledore mich, nachdem ich zaghaft an seine Bürotür geklopft hatte. Blaise brachte mich nach dem Abendessen zum Feuerspeier und ohne dass ich ein Passwort sagte, machte er den Weg frei. ‚Dumbledore erwartet dich' hatte Blaise gemeint und mich vorsichtig auf die Treppe zugeschoben.

„Sie wollten mich sprechen, Sir?" fragte ich und ging auf den Schreibtisch des Schulleiters zu. „In der Tat, haben Sie sich mittlerweile gut in Hogwarts eingefunden?" Er sah mich über seine Halbmondbirlle an, während ich mich auf den viel zu großen Stuhl setzte. Ich überschlug die Beine und verknotete meine Hände in meinem Schoß.

Er sollte nicht bemerken, wie nervös ich war. Zwar hatte Blaise mich auf dem Weg hier hoch versucht zu beruhigen, doch das hatte nicht viel gebracht. Ich wusste nicht, was mich nervöser machte, das Gespräch beim Schulleiter oder das Date. Ich hätte es nicht direkt hintereinander legen sollen.

„Ich gebe mir Mühe, Sir", erklärte ich mit ruhiger Stimme. „Davon bin ich überzeugt. Sie sind viel in der Bibliothek, wie ich höre", setzte Dumbledore das Gespräch unbeirrt fort und wischte beinahe nebensächlich einige Blätter von seinem Schreibtisch zu einem Stapel zusammen. „Ich habe viel nachzuholen", erwiderte ich und konnte einen verwirrten Blick nicht verhindern. Was wollte er von mir?

„In der Tat. Ihr Vater hat wohl die Prioritäten etwas anders gesetzt, als es hier der Fall ist", überlegte der alte Mann weiter und ließ den Stapel Blätter in einer Schublade verschwinden. Ein Wink mit dem Zauberstab hätte genügt, warum machte er es per Hand? Wollte er etwas zu tun haben? „So kann man es ausdrücken", bestätigte ich seine Vermutung und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie unangenehm mir das Gespräch war. Ich wollte nicht über meinen Vater reden. Er hatte es nicht verdient, dass man über ihn sprach.

„Ihre Mutter hatte ihrer Zeit hier auch nicht viel für die Häuserrivalität übrig", wechselte der Schulleiter wie beiläufig das Thema, „Wenn ich mich richtig erinnere, war ihre beste Freundin eine Hufflepuff." Was sollte das werden? Wie kam er jetzt auf meine Mutter? Es kam mir vor, als würde er einfach nur jemanden zum reden brauchen, so wie er dasaß und scheinbar willkürlich Gesprächsthemen suchte.

„Davon hat sie mir erzählt", bestätigte ich auch diese Aussage. Dass er sich noch so an sie erinnerte? Oder tat er das bei all seinen Schülern? „Ich bin froh, dass Sie mehr wie Ihre Mutter, als wie Ihr Vater sind", erklärte Dumbledore und lächelte mich freudig an. Ich stutzte. „Woher wollen Sie das wissen?" Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen und löste meine Hände voneinander.

„Ich habe Sie mit Mr Longbottom gesehen", erklärte der Professor und nickte kurz. „Er hilft mir lediglich in Kräuterkunde", kommentierte ich, das seltsame Lächeln des Schulleiters ignorierend. „Oh, das weiß ich. Aber laut Professor Sprout, haben Sie beiden sich vortrefflich verstanden." Worauf wollte er hinaus? Hatte er mir nach spioniert? Was ging es ihn an, was ich tat?

„Er ist ganz nett", erklärte ich und versuchte meinen gleichgültigen Gesichtsausdruck beizubehalten. „Ich bin überrascht und erfreut zugleich, dass es trotz der Häuserrivalität funktioniert." „Scheint wohl so", äußerte ich, immer noch bemüht um meine Gleichgültigkeit. Ich wusste schließlich nicht, ob ich dem Mann vor mir trauen konnte. Auch wenn ich schon einige Geschichten über ihn gehört hatte, kannte ich ihn nicht.

„Was denken Sie, müsste passieren, dass die Rivalitäten auch bei den anderen Schülern abflachen?" erkundigte sich Dumbledore weiter. Wenn er schon Vermutungen anstellte, obwohl er doch so selten sein Büro verließ, dann würden es nicht lange dauern, bis die Schüler aus meinem Haus die gleichen Schlüsse ziehen. Ich war zu unvorsichtig.

„Ist es das worüber Sie mit mir reden wollten? Denken Sie wirklich, dass ich, als Neue, hier irgendwas zu sagen kann? Warum fragen Sie nicht jemanden, der schon länger ihre Schule besucht und mehr Erfahrung bei diesem Thema hat?" überlegte ich und musste zugeben, dass mein Ton mit einem Mal recht schroff geworden ist. „Ich frage Sie, weil Sie diese Hürde gemeistert haben. Mr Longbottom scheint Ihnen nicht abgeneigt zu sein und in diesem Moment wartet Mr Weasley vor meinem Büro. Auf Sie, nehme ich an?" fragt Dumbledore und setzte ein wissendes Lächeln auf. Woher wusste er, dass George vor seinem Büro war?

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now