Kapitel 45

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Lass meine Mutter zufrieden", rief ich und stürmte mit erhobenem Zauberstab hinter der Säule hervor. Mein Stiefvater lachte bitter auf und schleuderte einen weiteren Zauber auf seine Ehefrau. Sie wurde zurückgeschleudert und rutschte bewusstlos an der Wand hinab.

Sie hat es nicht anders verdient. Lügt ihren eigenen Ehemann an", brüllte der rundliche Mann und wollte auf meine Mutter zugehen. Allerdings warf ich mich dazwischen. „Wag es nicht, sie anzufassen", zischte ich und starrte ihn drohend an.

Ich beobachtete jede seiner Bewegungen, völlig darauf fokussiert, meine Mutter gegen diesen Mistkerl zu verteidigen. „Geh mir sofort aus dem Weg", keifte er und sein Gesicht verzog sich zu einer Maske des Zorns. Das herablassende Lachen war gänzlich verschwunden. „Niemals!"

Es war schrecklich diese Szene erneut sehen zu müssen. Trotzdem erlaubte ich mir, für einen kurzen Moment, den Blick auf meine Mutter zu richten. Blut rann aus ihrem Kopf und färbte ihr blondes Haar ein. Sie hatte die Augen geschlossen und ihr Arm stand seltsam ab. Ihre Atmung ging nur sehr schwach und das versetzte mir einen erneuten Stich in der Brust.

Dann zwinge ich dich eben dazu, Imperio", schrie mein Stiefvater und ich beobachtete, wie der Zauber auf mich zu schnellte. Mein Zauberstab wippte kurz und ein Schild trat hervor. Der Fluch wurde abgelenkt und traf die Decke des Salons. Wieder platzten kleine Steine ab und fielen zu Boden. Ich duckte mich, legte schützend die Hände über den Kopf, während mein Gegenüber einen weiteren Zauber abgab. Dieser Fluch traf mich genau in die Brust.

Ein diabolisches Lächeln legte sich auf die Lippen meines Vaters. Allerdings zeigte der Imperius-Fluch keinerlei Wirkung. Ich war immer noch Herrin meiner Sinne und gab meinerseits einen Entwaffnungszauber ab. Entsetzen und Verwunderung schoben sich über das Gesicht meines Gegenübers und er wehrte den Zauber ab.

In dem Moment tauchte Snape im Geschehen auf. Er musterte mich interessiert, wie ich mich weiter verteidigte, aber keinen Gegenangriff schaffte.

Mein Stiefvater drängte mich immer mehr in die Enge zu meiner am Boden liegenden Mutter. Er war rasend vor Wut und konnte vermutlich nicht mehr richtig entscheiden, welchen Zauber er als nächstes abfeuern wollte. Neben den Unverzeihlichen Flüchen kamen noch Explosionszauber und das Dämonenfeuer zutage. Wobei er das Feuer immer schnell wieder zurückzog. Schließlich wollte er sich damit nicht selbst verbrennen. Ein Zauber streifte mein Bein und ließ mich zu Boden gehen. Ich zischte vor Schmerz auf, als mich ein weiterer Lichtblitz traf und mir den Zauberstab aus der Hand riss.

Einen sehr kurzen Moment zuckte Snape, als wolle er zu mir gehen, doch er hielt sich zurück. Es waren meine Erinnerungen, er hätte sowieso nichts machen können. Trotzdem steigerte diese kaum merkliche Reaktion mein Vertrauen in ihn. Vielleicht würde er mir tatsächlich so gut er konnte helfen.

Der nächste Zauber verfehlte nur um Haaresbreite meinen Kopf und zog meine Aufmerksamkeit zurück auf meinen Stiefvater. Tränen liefen mir über die Wangen. Ich wollte nicht sterben. Die Panik hatte mich gelähmt und ich konnte nichts weiter tun, als zu dem rundlichen Mann hinauf zu starren.

Er hatte sich vor mir aufgebaut und sein Zauberstab schwebte nur wenige Zentimeter von meiner Nase entfernt. „Willst du wirklich für diese Schlampe sterben?" fragte er und grinste höhnisch.

Der Kampf war auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen. Seine Lippe war aufgeplatzt und seine Kleidung war zerrissen. Die kurzen blonden Locken standen in alle möglichen Richtungen ab und hatten den Glanz des Haargels verloren. An seinem linken Arm klaffte eine Schnittwunde, die meine Mutter ihm zugefügt hatte. Die Wunde am Bein hatte er von mir.

Sie ist meine Mutter." Ich versuchte, ihn böse anzufunkeln und meinen ganzen Hass in diesen Blick zu legen, doch mein Bild musste mehr lächerlich, als furchterregend sein.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now