Kapitel 33

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Ich stand an meinem Fenster und sah hinunter auf die Straßen von London. Seit ich wieder im Zimmer war, hatte ich nichts anderes getan. Ich hatte beobachtet, wie Zauberer und Hexen den Tropfenden Kessel betraten und auch wieder verließen. Außerdem hielt ich Ausschau nach Todessern. Es war absurd. Sie konnten nicht wissen, dass ich hier war.

Meine Gedanken schweiften zu Draco und ich hoffte inständig, dass er wegen meiner Flucht, keine Probleme bekommen hatte. Vielleicht hätte ich ihn mitnehmen sollen? Aber zu zweit wären wir noch auffälliger gewesen.

„Sie ist auf unserer Seite." Seine Worte klangen in meinem Kopf nach und ich atmete tief durch. Er hatte sich für mich eingesetzt, obwohl er von der Geschichte mit der DA wusste. Und was hatte ich gemacht? Ich war abgehauen, weil ich zu feige war.

Ein leises Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Ich schreckte zusammen und meine Hand wanderte in meine Manteltasche zu meinem Zauberstab. Angespannt lauschte ich, ob es der Zimmerservice war, doch nichts geschah. Die Tür hatte ich wieder magisch verschlossen, also sollte hoffentlich niemand ungebeten hereinkommen.

Eine halbe Ewigkeit schien zu vergehen, bis erneut geklopft wurde. „Lou?" hörte ich eine Stimme fragen und sofort entspannte ich mich etwas. Nur meine Freunde kannten meinen Spitznamen. Mit leisen Schritten ging ich auf die Tür zu. „Bist du da?" fragte die Stimme weiter und ich lies mit einem stummen Zauber, die Tür öffnen.

Ich blieb etwas auf Abstand und hatte den Zauberstab erhoben, als die Person langsam und unsicher hereinkam. Ein roter Haarschopf kam zum Vorschein und ich lies den Zauberstab sinken. „George", sagte ich erleichtert und zog ihn ins Zimmer.

Er setzte sich auf die Bettkante und beobachtete, wie ich die Tür wieder magisch verschloss. Als ich fertig war, drehte ich mich zu ihm und er wandte der Blick schnell aus dem Fenster. Kurz hatte ich das Gefühl, dass es ihm unangenehm war, bei mir zu sein. Vielleicht war es aber auch die Tatsache, dass ich uns gerade eingeschlossen hatte.

„Du wolltest mit mir reden?" fragte er und wandte den Blick zurück zu mir. „Auch mal aufgefallen?" erwiderte ich genervt und verdrehte die Augen. Ich weiß, dass ich nicht viel dafür getan hatte, mit ihm über den Kuss zu sprechen, aber ich hatte es nicht versucht tot zu schweigen.

„Tut mir leid, es war wirklich viel los. Die Menschen brauchen gerade in so düsteren Zeiten etwas zum Lachen", entschuldigte sich George und sein Blick glitt zurück aus dem Fenster. Der Himmel hatte sich zugezogen und die ersten Regentropfen fielen auf das Glas. Ich wusste genau, was er meinte. Auch wenn ich dachte, dass die meisten Menschen immer noch nicht den Ernst der Lage verstanden hatten. Keiner konnte genau wissen, wie mächtig die Todesser waren. Außer jene, die Teil ihrer Gruppe waren.

„Ich habe aber nicht erst seit heute versucht, mit dir zu sprechen", erinnerte ich ihn und ging mit langsamen Schritten auf das Bett zu. „Ja", hauchte er und ich fühlte mich mit einem Mal wieder so unwohl in meiner Haut. Verwirrt blieb ich neben ihm stehen und starrte ihn nur an. Wo war der lustige, aufgeweckte Regelbrecher hin, welcher er in Hogwarts war?

„Aber jetzt bin ich ja hier, also, worüber wolltest du reden?" fragte er plötzlich und als er sich zu mir drehte, lag auf seinen Lippen wieder dieses verspielte Lächeln. Mit einem Mal wirkte er wieder, wie der Schüler aus Hogwarts. Ich fragte mich, worüber er nachgedacht hatte. Aber nein, jetzt war erst der Kuss dran und dann konnte ich ihn immer noch danach fragen.

„Über den Kuss", sagte ich mit fester Stimme und bevor ich es mir anders überlegen konnte. „Ähm, ja, oh, das hab ich total vergessen", gestand George und kratzte sich peinlich berührt im Nacken. „Vergessen?" gab ich erstaunt und auch ein wenig erschrocken zurück. Ich hatte auch viel um die Ohren und trotzdem hat sich dieser Kuss immer wieder in mein Gehirn geschlichen. Aber vielleicht auch nur, weil ich mir ständig den Kopf zerbrochen habe, wie ich George sage, dass ich dabei nichts gefühlt habe.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now