Kapitel 1: Jack Frost

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Es ist einfach so schön, Kindern beim Spielen zuzusehen. Jedes Kind hat seine eigene Fantasie und eine eigene Welt, in der es lebt. Manche haben eine größere Fantasie und manche können vielleicht nicht so darauf zugreifen wie andere. Dabei helfe ich, ich bin Jack Frost und ich liebe es, Kindern ihre Möglichkeiten zu zeigen, wenn sie spielen. Ich bin ein großer Freund von Schneeballschlachten, Schlittenfahren, einen Schneemann bauen, oder was man sonst noch so alles mit Schnee machen kann. Ich halte mich viel in einem kleinen Ort in Ohio auf, der in der Nähe meines Sees liegt. An diesem See habe ich meine erste Erinnerung, dort bin ich zum Leben erwacht. Das ist jetzt mehr als 200 Jahre her, dass Einzige, was ich damals erfahren habe, ist mein Name. Seitdem halte ich mich an diesem Ort auf, natürlich bin ich auch schon weiter rumgekommen und habe die Welt erforscht. Aber dieser Ort ist einfach mein Zuhause und ich kehre immer wieder hierher zurück.

Jetzt gerade beobachte ich einen kleinen Jungen, namens Jamie, wie er seine kleine Schwester auf einem Schlitten durchs Dorf zieht und dabei die wildesten Kurven macht. Jamie ist ein Junge, der immer viel draußen spielt und eine blühende Fantasie hat. Ich schaue ihm gerne zu, wenn er mit seinen Freunden oder seiner Schwester, wie jetzt gerade, spielt. Jamie nimmt gerade eine zu starke Kurve für den Schlitten und verliert das Seil, der Schlitten fährt auf die Straße zu. Ich reagiere schon aus Reflex, plötzlich entsteht eine Eisschräge und der Schlitten wird wieder auf den Bürgersteig, Richtung Jamie gesteuert. In dem Moment kommt die Mutter raus und sieht Jamie, wie er vor Sophie hockt und sie erleichtert anschaut. „Alles in Ordnung, Jamie?", fragt sie nur. Jamie springt überrascht auf die Beine, schielt kurz in Richtung Straße, wo vorhin noch die Eisschräge war, die Sophie gerettet hatte, und antwortet schnell: „Ja, alles bestens. Können wir jetzt nach Hause?" Ich entferne mich wieder und beobachte, wie die drei mit dem Schlitten und den Einkäufen der Mutter nach Hause gehen.
Das habe ich mir als Aufgabe gemacht, ein wenig auf die Kinder zu achten und darauf, dass sie immer Spaß haben. Daher könnte ich auch niemals ein Hüter sein, sowie es North oder der Osterhase sind. Die haben immer etwas vor in ihren Paläste und Höhlen, wo sie alles für einen Tag in einem Jahr vorbereiten. Nur der Gedanke lässt mich schon erschaudern. Auch wenn ich zugeben muss, dass mich schon öfter die Neugier gepackt hat, was am Nordpol wohl alles los ist. Meine Einbruchversuche waren bis jetzt nicht wirklich erfolgreich, aber irgendwann werde ich noch herausfinden, was hinter den Mauern alles los ist.
Wie du vermutlich schon raus gehört hast, liebe ich die Kälte, warum auch immer, kann ich Kälte hervorrufen. Meistens tue ich das in Form von Eis, ob ein zugefrorener See oder einfach nur Muster auf einer Fensterscheibe. Ich habe diese Kräfte und ich kann sie kontrollieren, am besten mit meinem Stab den ich kurz nach meinem Erwachen gefunden habe und gelernt habe damit umzugehen. Ich kann sogar damit fliegen, ohne jedoch, kann ich deutlich weniger. Der Stab verstärkt sozusagen meine Kräfte und unterstützt mich. Und damit mache Kindern eine Freude, ob ich kältefrei an Ostern mache oder eine Schneeballschlacht an stachel. In dem kleinen Ort, in dem ich lebe, sorge ich dafür, dass niemand vergisst, was Spaß haben bedeutet.
Inzwischen dämmert es und ich konnte beobachten, wie Jamie zu Bett gebracht wurde. Er hatte heute Morgen seinen ersten Wackelzahn verloren und seitdem ihm seine Mutter von der Zahnfee erzählt hatte, arbeitete er jetzt schon eine Woche daran, dass dieser Zahn raus fiel. Ich ging zu dieser Zeit auf den Dächern herum und beobachtete den Ort zur frühen Morgen Stunde, als ich plötzlich Jamie durchs offene Fenster rufen hörte: „Er ist draußen, er ist endlich draußen!" Als ich dann durchs Küchenfenster sah, wie er stolz den Zahn seiner Mutter zeigte, wusste ich schon, worum es ging. Jetzt legte er gerade den Zahn aufgeregt unter sein Kopfkissen und nahm seine Taschenlampe in die Hand. Seine Mutter kommt rein und nimmt ihm die Lampe weg: „Jamie, du weißt doch, was ich erzählt habe. Wenn du nicht einschläfst, dann wird sie nicht kommen." „Ja aber ich will sie so gerne mal sehen!" Er hüpfte aufgeregt auf dem Bett herum. „Jamie, ab ins Bett, Jetzt!", sagt seine Mutter im strengen Ton. Jamie hört auf und legt sich ins Bett, die Mutter legt seine Bettdecke über ihn und er kuschelt sich in eine, für ihn, passende Schlafposition. Er bekommt ein Kuss auf die Stirn und die Mutter geht aus dem Zimmer und macht das Licht aus, Jamie bleibt noch eine Weile mit offenen Augen liegen, aber letztendlich fallen sie ihm doch zu. Kurz danach schießt plötzlich ein helles Licht an mir vorbei und ich wusste genau, wer da war, Sandmann. Er war immer pünktlich zur Bettzeit der Kinder da und erfüllte den ganzen Ort mit hellem sandartigen Licht, jeder Streifen führte zu einem Kind und schenkte ihm schöne und hoffnungsvolle Träume.
Nachdem der Ort komplett in dunkel gehüllt war und jeder schlief, entschloss ich, in einen Ort zu fliegen, wo es aktuell morgens wurde oder zumindest kurz vor der Dämmerung war. Ich landete letztendlich in Europa, in Norwegen, um genau zu sein. Hier gab es nicht viel, die Häuser auf dem Land standen sehr weit auseinander und die Ortschaften waren bestimmt immer 20 Kilometer voneinander entfernt. Ich flog über die schöne Landschaft, bis ich an einen Fjord kam, von denen es einige in Norwegen gibt. Das besondere an diesem war, dass ich am anderen Ufer ein Schloss sah und ein Dorf davor. Es musste ein kleines Königreich sein. Ich flog hinüber und schaute mir den Ort genauer an. Kaum einer war wach, die Morgensonne blickte gerade so über den Horizont. Nur vereinzelt waren Eltern wach, die das Frühstück vorbereiteten indem sie Brötchen beim nächsten Bäcker holten oder auf dem Wochenmarkt Zutaten fürs Mittagessen kauften. Irgendwann kam ich an eine Brücke, die zum Schloss Tor führte, es war geschlossen. Aber ich merkte, dass etwas hinter dem Tor los war und plötzlich bewegten sich die Tore nach außen und gaben einen direkten Blick auf den Schlosshof mit zwei großen Brunnen. Ich flog über die Tore und schaute mir den Schlosshof von oben an. Zwei lachende Mädchen kamen plötzlich aus dem Palast und jagten sich gegenseitig über den Hof. Das eine hatte braun-rote Haare und zwei geflochtene Zöpfe. Die andere, etwas Größere hatte blonde fast schon weiße Haare und einen geflochtenen Zopf, sie wirkte fröhlich, wie sie der anderen hinter lief. „Ich krieg dich Anna!", rief sie offensichtlich Anna, mit den braun-roten Haaren hinterher. Diese rief lachend zurück, während sie um einen der Brunnen lief: „Du kriegst mich niemals Elsa, ich bin schneller als der Blitz!" Ich hätte den beiden ewig beim Spielen zuschauen können, aber was mich besonders beeindruckte oder zumindest erschrak, was schon eine Weile niemand mehr bei mir geschafft hatte, da ich schon fast jedes Szenario mit Kindern durchgemacht hatte. Aber als Anna plötzlich stehen blieb und Elsa mit riesigen erwartungsvollen Augen ansah. Und Elsa als Antwort nur mit den Augen rollte und lächelte, war ich verwirrt. Was wollte Anna von ihr? Als dann aus dem Nichts eine Eisschicht unter ihren Füßen entstand, war ich sprachlos. Ich war mir sicher meinen Stab nicht benutzt zu haben und sah schließlich, wie Elsa mit ihren Händen Schnee hervorzauberte und es im Schlosshof schneien ließ. Ich konnte nicht anders als dieses Mädchen mit den blonden Haaren einfach nur an zu starren. In fast 100 Jahren hatte mich schon keiner mehr so überraschen können, wie dieses kleine Mädchen.

A Jelsa Fanfiction - The first FrostWhere stories live. Discover now