Kapitel 11: Die Krönung

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Ich atmete tief durch und wendete mich vom Anblick der Menschenmenge ab. Ich ging auf ein Porträt von meinem Vater zu, wie er gekrönt wurde. In seiner rechten Hand hielt er das Zepter und in der linken den Reichsapfel. Genau diese beiden Dinge würde ich in einer Stunde in meinen Händen halten müssen. Ich schaute das Bild an und wie mein Vater dort alleine stand. Ich legte meine Handschuhe ab. Ich nahm einen Kerzenständer in die linke Hand und eine kugelförmige Schatulle in die rechte und versuchte, meine Kräfte zu kontrollieren. Jedoch vergebens, das Eis breitet sich schnell auf den Gegenständen aus. Bevor es schlimmer wurde, stellte ich die Dinge ab. Jack war auf die Idee gekommen, dass ich an solchen Dingen üben konnte und es meine Angst etwas lindern würde. Ich hatte es beim Üben schon besser kontrollieren können, als jetzt, aber ich war jetzt auch viel nervöser. Ich zog meine Handschuhe wieder an. „Nur heute wird es sein. Es ist nun bald so weit", sprach ich zu mir selbst. Ich konnte es nicht mehr länger hinauszögern, ich musste es tun. Damit ging ich auf die Tür zu, öffnete sie und gab den Bediensteten die Anweisung: „Sagt den Wachen, öffnet nun das Tor!" Der Befehl kam schneller am Tor an, als ich erwartet hatte. Ich ging durch den Flur und kam bei den Balkontüren an. Dieser Balkon zeigte zum Schlosshof und ich würde mich den hineinkommenden Besuchern nun zeigen müssen. Ich öffnete die Türen und trat ins Licht. Mein Herz machte ein Sprung, als ich die Massen sah, die auf unseren sonst so friedlich, leeren Schlosshof kamen. Zu Anfang fiel ich noch nicht auf, aber nach und nach wendeten sich immer mehr Blicke in meine Richtung. Ich konnte mich zu keinem Lächeln durchringen, also winkte ich ihnen nur vorsichtig zu und beobachtete, wie die Menge größer wurde.

„Prinzessin Elsa, Ihre Kutsche ist nun bereit", sprach mich nun eine Bedienstete namens Ingrid von hinten an. Ich drehte mich zu ihr um und zwang mich zu einem Lächeln. „Danke", mit diesem Wort ging sie vor und ich folgte ihr. Hinter mir gingen die anderen Bediensteten, auch Nora.
Ich stieg in die Kutsche und sie setzte sich kurz danach in Bewegung. „Sie machen das toll, Prinzessin", versicherte mir Nora, sie war die Einzige mit mir in der Kutsche und saß mir gegenüber. Ich hob meine Mundwinkel halbherzig und wandte meinen Blick nach draußen. Wie viele Jahre war es her, dass ich Arendelle von Nahem gesehen hatte. Es war ein wundervolles Königreich, schon mein Vater hatte immer davon geschwärmt. Der Geruch von frischem Apfelkuchen und Obst stieg mir in die Nase und das Tummeln der Menschen auf den Straßen, es war wundervoll. Für einen kurzen Moment vergaß ich, wo die Kutsche eigentlich hinfuhr. Leider wurde diese viel zu kurze Zeit, mit dem Läuten der Kirchenglocken mit einem Ruck beendet und ich war wieder in der schrecklich wahren Realität gelandet. Die Kutsche hielt an und ich schaute auf das offene Tor der Kirche. Gerade als jemand die Tür öffnete, sah ich, wie jemand in die Kirche hinein huschte. Anna. Sie brachte mich aus dem Konzept, das vorsichtige Räuspern des Kutschers holte mich wieder zurück. Ich war in der Bewegung stehen geblieben aus der Kutsche zu steigen, der Kutscher bat mir seine Hand an, um mich hinaus zu begleiten. Aber ich nickte nur ab und hielt mein Kleid hoch, um nicht zu stolpern. Nora direkt hinter mir.

Ich ging in die Kirche, in einen Vorraum. Meine kleine Schwester sollte vor mir hinein gehen, ich sah gerade noch, wie sie beim Altar ankam. Ich war die Nächste, die nun rein gehen sollte. „Sie schaffen das", flüsterte Nora mir noch über die Schulter. Ich bekam es, jedoch kaum mit, meine Ohren rauschten so laut. Selbst der Chor war für mich kaum zu hören, nur ein dumpfes Geräusch im Hintergrund. „Prinzessin." Jemand gab mir die Geste, dass nun ich hinein gehen sollte. Jeder Schritt näher an den Altar ließ mich mein Herz höher schlagen. Jeder Schritt ließ meine Atmung lauter werden. Jeder Schritt ließ mich mehr und mehr die Leute um mich herum verschwinden, bis ich schließlich vorne angekommen war. Die Begrüßung des Pastors bekam ich nur nebenbei mit. Schließlich war es so weit. Der Pastor nahm die Krone und wandte sich an mich. Ich bückte mich und spürte kurz danach, wie das kalte goldene Stück, das von nun an mein Leben bestimmen sollte, in mein Haar gesetzt wurde.

Das war leider erst der leichte Part gewesen, als ich mich wieder gerade hingestellt hatte, wurde mir schon das Kissen hingehalten. Mein Blick ging nach unten auf das Zepter und den Reichsapfel, den ich nun vor allen in der Kirche in die Hand nehmen sollte. Ich griff danach, doch ein Räuspern des Pastors unterbrach meine Bewegung. Ich schaute ihn an und sein bedauern, mir gegenüber, spiegelte sich in seinen Augen wieder. Auch er hatte Kenntnis über meine Kräfte, da mein Vater sich viel an die Kirche gewandt hatte um Rat. Ich konnte schon immer seine Skepsis meinen Kräften gegenüber ansehen, aber verhielt sich immer neutral und unvoreingenommen, wofür ich ihm immer dankbar war. „Euer Majestät, die Handschuhe." Nun war es so weit, ich musste meine Handschuhe ablegen. Das zittern während des Ausziehens konnte ich nicht vermeiden, zum Glück konnte es nur der Pastor sehen und nicht Anna, die rechts ungefähr zwei Meter von mir entfernt stand. Als die Handschuhe nach einer gefühlten Ewigkeit von meinen Händen waren, fühlte ich mich nackt und verletzlich. Ich zögerte kurz, in diesem kleinen Moment fing das Kribbeln in meinem Bauch an, das nur kam, wenn Jack in der Nähe war. Ich ließ mir nichts anmerken, auch wenn ein Stück Erleichterung vorhanden war. Diese war schnell wieder verflogen mit dem Blick auf, was ich als Nächstes tun sollte. Ich atmete einmal tief durch und nahm schließlich das Zepter und Reichsapfel in meine nackten zitternden Hände. Ich drehte mich zu den Leuten in der Kirche um und war nur darauf konzentriert, meine Kräfte unter Kontrolle zu halten. Das Eis breitete sich nicht so schnell aus, wie zuvor, jedoch machte es mich nervös und die Worte des Pastors kamen mir, wie eine endlose Schleife vor. Als mich schließlich mein Name erlöste, legte ich, so schnell ich konnte, die goldenen Dinge aus und die warmen sicheren Handschuhe an meine Hände. Alle sprachen dem Pastor nach: „Königin Elsa von Arendelle." Ich drehte mich um, verschränkte meine Hände und konnte mich zu einem erleichterten Lächeln ringen. Dann standen alle auf und Klatschen. Ich hatte es wirklich geschafft.

Danach verging die Zeit recht schnell. Inzwischen wieder im Schloss wurden wir, Schwestern unseren Besuchern vorgestellt. Erst ich, als Königin und dann Anna als Prinzessin. Es war noch recht fremd für mich, diese Bezeichnung anzunehmen. Da ich den schlimmsten Part geschafft hatte, ohne aufzufallen, war ich für den Rest des Tages entspannter.
Bevor ich in den Ballsaal eingetreten war, hatte ich noch mit Jack geredet. Er war so stolz gewesen und hatte mich fest in seine Arme geschlossen, nachdem wir alleine im Flur standen. „Du warst klasse Els!" Ich lächelte ihn schüchtern an: „Danke." Ich sah durch die Tür des Ballsaals, dass Harald mich bald ankündigen würde. „Jack, ich muss jetzt raus", sagte ich vorsichtig, auch wenn ich viel lieber bei ihm geblieben wäre. „Ja natürlich. Aber Els, du kannst jetzt den Abend genießen. Nutze die Chance rede mit Anna." Ich schaute ihn mit großen Augen an, an diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht gedacht. Er zwinkerte mir zu und flog durch den Flur davon. Ich grinste ihm hinterher, drehte mich dann um und ging nach draußen in unseren riesigen Ballsaal. „Königin Elsa von Arendelle. Prinzessin Anna von Arendelle", hallte nun Haralds Stimme durch den Ballsaal. Anna kam etwas ungeniert an den Platz neben mich, es war für uns beide etwas Neues, wieder so nah beieinanderzustehen. Nach einer Weile ergriff ich die Initiative und begann ein Gespräch. Durch den Handelspartner von Weseltown, wurden wir schließlich unterbrochen, letztendlich musste Anna mit ihm tanzen. Mein Vater hatte sich früher schon des Öfteren über ihn aufgeregt und auch Harald, mahnte mich, dass ich bei ihm aufpassen sollte, und immer auf die Handelsbedingungen achten, wenn sie sich ändern sollten. Anna kam jetzt von ihrem wilden Tanz zurück. Wir mussten beiden Lachen. Es war so schön, mit ihr zu reden und zu erfahren, dass es ihr gut ging.

A Jelsa Fanfiction - The first FrostOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz