Kapitel 3: Das erste Kennenlernen

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„Was redest du da?", ich war verwirrt und schaute sie immer noch an. „Guck doch mal hoch, du kannst ihn sehen. Da!" Jetzt zeigte meine kleine Schwester, die alles glaubte, was man ihr erzählen würde, überzeugt an die Spitze unseres Kinderfensters. Ich konnte meinen Blick nicht von Anna wenden. Anna runzelte ihre Stirn und schaute mich an, ich konnte die Enttäuschung in ihren Augen sehen. Sie war enttäuscht, dass ich nicht nach oben schaute, und mit dieser Untätigkeit ihr symbolisierten, dass ich ihr nicht glaubte. Was absolut nicht der Fall war, im Gegenteil, ich glaubte ihr, mehr als sie ahnte. Daher hatte ich auch Angst mein Blickfeld auf die Spitze des Fensters zu erweitern. Was ist, wenn dieser Jack Frost, mein Gefühl auslöst? Und wenn ja, was bedeutet es? Hat es mit meinen Kräften zu tun? Ist er vielleicht gefährlich? Desto mehr ich, darüber nachdachte, umso nervöser wurde ich. Annas Gesicht verzog sich immer mehr, und ich sah, wie ihre Augen anfingen zu glitzern. Ich konnte ihrem Blick nicht mehr standhalten und schaute schließlich nach unten auf meine Hände. „Anna, das Eis hätte ich doch auch verursachen können. Da ist bestimmt keiner, du hast dich vermutlich nur verguckt und es war nur ein Schatten von einem Baum", ich konnte sie bei diesen Worten, die aus meinem Mund kamen, nicht angucken. „WARUM GLAUBST DU MIR NICHT!", schrie sie mir entgegen und rannte weinend aus dem Zimmer. „Anna", rief ich ihr nur halbherzig hinterher.
Ich fühlte mich schrecklich, aber ich konnte noch nie gegen meine Angst vorgehen, aber meine kleine süße Schwester damit zu verletzten war ein neuer Tiefpunkt für mich. Ich schaute nun aus dem Fenster und blickte langsam nach oben. Als ich keine Person sehen konnte, viel mir ein Stein vom Herzen. Ich war so erleichtert, mich mit dem Ganzen nicht mehr beschäftigen zu müssen. Bis ich plötzlich wieder dieses Gefühl bekam, stärker denn je. Als wäre der Auslöser direkt hinter mir. „Schade das du mich nicht sehen kannst", hörte ich nur eine Stimme hinter mir. Ich erstarrte, mein Blick ging direkt geradeaus gegen die Scheibe und dadurch konnte ich ein Spiegelbild von jemandem, der hinter mir stand, erkennen. Ich drehte mich blitzartig um und drückte meinen Rücken gegen die Fensterbank. Jede Erleichterung war wie weggeblasen, mein Herz pochte in meiner Brust so stark, das ich jeden Pulsschlag bis zu den Fingerspitzen spürte. „Du kannst mich sehen?", sagte der Junge, der mir gegenüber stand, mich jetzt erschrocken ansah und ein Schritt zurückging. Ich war wie festgefroren und starrte ihn nur an. Nein, nein, nein. Bitte nicht, ich will niemanden sehen! Wer ist das? Warum ist er hi-. Meine Gedanken wurden plötzlich von einer Stimme unterbrochen. „Jack, du bist noch da!" Mit diesen Worten lief Anna auf ihn zu und blieb staunend vor ihm stehen mit einem breiten Grinsen und bewundertem Blick. „Siehst du Elsa, ich hatte doch recht!", sagte sie stolz und hüpfte aufgeregt auf mich zu. Ich hatte mich keinen Zentimeter bewegt. „Elsa? Alles in Ordnung. Er tut doch nichts. Du brauchst keine Angst haben." Ich wurde von meiner sturen und ungeduldigen Schwester aus meiner verfestigten Position gezogen. Der Junge schaute nur harmlos zu uns rüber, aber irgendwas stimmte nicht, ich wollte auch nicht näher an ihn herantreten. „Anna, STOP!", rief ich irgendwann in den Raum, als wir drei Meter entfernt vor ihm standen. Anna blieb auf Schlag stehen und ließ meinen Arm los, an dem sie mich vorher noch gezogen hatte.

Jetzt entstand eine Stille, die sich kühl und unangenehm im Raum und zwischen uns dreien verteilte. „Aber-", fing sie an, sie wurde jedoch von dem Dritten im Raum unterbrochen. „Alles gut, Anna. Ich weiß, dass du mich verteidigen willst, aber das musst du nicht", sagte er mit ganz ruhiger Stimme. Aus irgendeinem Grund entspannte sich mein Puls und ich konnte, den großen Jungen vor uns kleinen Mädchen beäugen. Er hatte weißes Haar und einen blauen Kapuzenpullover an. Dazu eine braune enge Hose, die ihm bis zu den Knöcheln reichte. Dann konnte ich auch sehen, dass er Barfuß war. Außerdem hielt er in seiner rechten Hand einen Stock, der ungefähr so groß, wie er selbst sein musste. Der Stock sah aus, wie ein Hirtenstock und hatte feine weiße Linien im Holz. Ich konnte seine Größe nicht richtig einschätzen, da er sich hingehockt hatte. Er war damit auf Augenhöhe mit uns. Sein Blick ruhte auf mir, aber nicht auf eine fordernde Weise eher geduldig und ruhig.

„Hallo, ich bin Jack Frost und ich will dir nichts Böses." Ich schaute ihn an und plötzlich fiel alles unkontrolliert aus meinem Mund heraus: „Warum bist du hier? Was willst du von uns?" Er richtete seinen Blick auf den Boden, doch ich konnte sehen, dass er lächelte. „Ich bin einfach hier vorbei gekommen und habe euch im Schlosshof spielen sehen", beantwortete er meine erste Frage. Sein Blick ging von unten zu uns hoch, nicht bösartig eher belustigt. „Und ich will überhaupt nichts von euch", er stand auf und ging leichtfüßig durch unser Zimmer. „Ich hab gesehen, was du kannst. Das ist echt toll", sagte er und schaute mich an, es war eine Art Bewunderung in seinem Blick zu erkennen. Ich konnte nur verdutzt gucken. Bevor jedoch einer von uns reagieren konnte. Fing es plötzlich im Zimmer an zu schneien. „Häh? Elsa, was machst du?", fragte die Kleinste im Raum. „Ich mache gar nichts", verteidigte ich mich und schaute auf meine Hände. Dann sahen wir Schwestern Jack Frost an und mir ging ein Licht auf. Jack und ich schauten uns lange in die Augen, dann nickte er. Ich war nicht die Einzige mit solchen Kräften? Warum ist er auch so, wie ich? Hat es was zu bedeuten? Fragen, um Fragen wuselten in meinem Kopf herum. Mein Blick war leer und auf den Boden gerichtet. Annas Blicke gingen nur von Jack und mir hin und her und plötzlich rief sie: „Oh mein Gott! Du kannst auch zaubern? Wie cool!" Ich ging einen Schritt zurück und rutsche plötzlich aus. Eine Eisschicht war mir von der Fensterbank, wo ich den Schreck bekommen hatte bis zu mir gefolgt. „Alles okay?", fragte Jack mit Besorgnis in der Stimme. „Ja", antwortete ich kurz und wurde rot, es war mir unangenehm und ich wollte schnellstmöglich, das Thema wechseln. „Also du kannst auch mit Eis zaubern?", fragte ich schließlich. „Ja, genau. Deswegen hast du mich auch ziemlich überrascht heute Morgen", gab er, mit einem schiefen Lächeln, zu.

„Also wollt ihr beide, irgendwas spielen?", wechselte er das Thema. Flog, von der Zimmermitte ans Fenster und lehnte sich dagegen. Anna und ich folgte ihm mit unseren Blicken. Meine geliebte Schwester taute natürlich sofort auf und hüpfte vor ihm herum. „Ja, ja!", rief sie aufgeregt. Dann drehten sich deren Köpfe zu mir um und schauten mich erwartungsvoll an. „Was? Ich hab doch sowieso keine Wahl", gab ich auf deren Blicke zurück. „Stimmt", bestätigte Anna meine Aussage, nahm meine Hand und zog mich nach draußen auf den Flur. Jack folgte uns. Ich traute ihm immer noch nicht ganz, aber eher aus Prinzip. Von meinem Bauchgefühl aus fühlte ich mich vollkommen sicher, ich war verwirrt. Ich hatte so viele gemischte Gefühle und Gedanken, dass ich nicht mit bekam, wo Anna mich hinzog.
Dann hielt sie plötzlich an und stellte sich vor mich und Jack. Jack stand jetzt direkt neben mir und ich konnte jetzt sehen, wie riesig er war, fast schon beängstigend groß. Das abenteuerliche Mädchen mit sehr viel Fantasie fing an, Geschichten zu erzählen, sie zeigte ihre gemalten Bilder, die sie Mutter und Vater geschenkt hatte und warum sie es gemalt hatte. Ich musste schmunzeln, sie war einfach so stolz auf das, was sie geschafft hatte. Es war toll zusehen, wie fröhlich sie war. „Elsa, ich will wirklich nur spielen und Spaß haben", hörte ich plötzlich Jacks Stimme nah an meinem Ohr. Aber ich erschrak mich nicht, sie war angenehm, ruhig und Ehrlichkeit schwing mit ihr mit. Ich glaubte ihm und schaute ihn an: „Okay", antwortete ich nur und ging auf meine Schwester zu, die gerade eine wilde Schlittenfahrt im Palast zeigte. Dann fing ich auch an über meine Dinge zu reden, die ich gemacht hatte. Meistens waren es Figuren aus Eis, mit entweder zu großen Augen oder einer langen Nase. Jack hörte uns aufmerksam zu und wir lachten alle zusammen.

Danach kam Jack immer wieder und wir hatten viel Spaß zusammen, erlebten Abenteuer draußen, wie auch drinnen. Die Zeit verging und wir hatten ihn inzwischen fest in unsere kleinen Prinzessinnen Herzen geschlossen.

A Jelsa Fanfiction - The first FrostWhere stories live. Discover now