Kapitel Neunzehn

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Wir saßen eine Weile lang still nebeneinander. Keiner wagte sich, irgendwas zu sagen und jeder war in seinen Gedanken versunken. Irgendwann verabschiedeten Tikaani und Carag sich und verschwanden auf ihre Zimmer.

Youma und Anayo fingen an, leise miteinander zu sprechen.

Als Lou ihr Handy rausholte um irgendwas nachzuschauen, krallte sie sich plötzlich an meinem Arm fest und schlug die Hand über den Mund.

"Das müsst ihr euch anschauen!", rief sie und schüttelte meine Schultern aufgeregt. Ihr Verhalten erschrak mich, sie hatte eben noch so ruhig verhalten, als wolle sie nicht bemerkt werden.

Mehrere Paare von verwirrten Augen starrten sie erwartungsvoll an.

Lou stand auf und setzte sich zwischen Waris und mich, damit wir alle besser auf ihr Handy schauen konnten. Dann zeigte sie uns ein Video, das sie gesehen hatte und das sie so in Aufruhr versetzt hatte.

Eine junge Frau mit goldblonden Haaren und unnatürlich bernsteinfarbenen Augen lächelte in die Kamera.

"Rebecca Youngblood", wisperte Holly. Ich schaute zu Brandon, der blass geworden war.

"Wer?", fragte Youma und runzelte die Stirn. Sie und Anayo beugten sich neugierig  über Lous Handy.

"Sie ist eine Löwen-Wandlerin", hob Brandon an.

"Echt? Cool, ich bin auch ein Löwe", verkündete Youma mit glänzenden Augen. Brandon und Holly tauschten einen Blick.

"Youngblood hat Milling unterstützt. Letztes Schuljahr war Carag in einen Kampf mit ihr verwickelt", klärte Lou sie schnell auf.

"Oh." Youma verzog das Gesicht.

Die Frau im Video fing an, über den Tag der Rache, Andrew Milling und die Überlegenheit der Wandler zu erzählen. Sie erzählte wutentbrannt von Millings Verhaftung und von ihrer Flucht und davon, dass sie eine Göttin wäre und man sie verehren anstatt über den halben Kontinenten sollte. Ich fand sie gruselig.

Holly verschränkte die Arme und zog die Augenbrauen hoch. "Was hat das zu bedeuten?"

Lou zuckte die Schultern. "Scheint so, als würde sie immer noch an Millings Pläne festhalten."

"Denkt ihr, sie plant einen Angriff? Sie hat von Rache an den Menschen und uns gesprochen", erwähnte Brandon.

Ich legte den Kopf schief und sah Lou fragend an.

"Wahrscheinlich", antwortete das Wapiti-Mädchen. "Meint ihr, sie hätte genügend Zeit gehabt, um wieder Verbündete zusammenzusuchen?"

Brandon zuckte ratlos die Schultern.

Ich wandte meinen Blick dem Handy zu, wo Miss Youngblood gerade ihr teilverwandeltes Gebiss präsentierte.

Wir stehen in Flammen (Woodwalkers Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt