Kapitel Dreißig

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Wir umzingeln das Restaurant. Bill, du gehst mit Yemaya rein, befahl Miss Clearwater. 
Ich wollte mich gerade darüber beschweren, dass ich nicht mitdurfte und draußen warten musste, als mir auffiel, dass ich als Vogel nicht gerade unauffällig in einem Restaurant wäre.

"Merken die nicht, dass wir auch Wandler sind?", fragte Yemaya verwirrt. "Dann sind sie doch vorgewarnt und können mit Waris abhauen."

"Falls Waris sich überhaupt in der Gewalt von irgendwem befindet", hob Mr Bridger an, "und es sich bei denen auch wirklich um Woodwalker handelt, werden sie uns bemerken, ja. Aber deswegen geht ihr ja auch nur zu zweit rein. Wir anderen warten hier draußen an verschiedenen Orten, während ihr die Lage da drin abcheckt. Wenn etwas passieren sollte, könnt ihr uns rufen und wir kommen und helfen euch. Miss Clearwater und Akossiwa halten außerdem vom Himmel aus Ausschau - falls irgendjemand versucht zu fliehen, und an mir und Brandon vorbeikommt, können die beiden sofort hinterherfliegen und schauen, wohin sie fliehen."

Yemaya sah ihn immer noch zweifelnd an.
Wir verlieren zu viel Zeit, flüsterte ich in ihre Köpfe. Meine Klauen gruben sich tiefer in Brandons Schulter, worauf hin der Bison-Wandler zusammenzuckte, mir aber beipflichtete.
"Ich kann auf dem Parkplatz Wache halten", sagte er. "Wenn einer mit dem Auto abhauen will, kann ich mich verwandeln und ihn wenigstens kurzzeitig aufhalten."

Mr Bridger verzog bei diesem Vorschlag das Gesicht. "So wie das letzte Mal?"
Brandon lief rot an. Wären wir nicht in dieser Situation, würde ich das lustig finden. Die Story wollte ich aber definitiv noch hören.

Mr Bridger verzog sich zur Rückseite des Gebäudes und Brandon versteckte sich hinter den Bäumen und Felsen, die sich am Rande des Parkplatzes befanden.
Miss Clearwater und ich kreisten über dem Gelände. Ich sah es mir genauer an, während Yemaya und Mr Brighteye in das Restaurant eintraten.
Der Parkplatz und das Restaurant waren von höheren Felsen umgeben, schroffe Felswände ragten dem Himmel von allen Seiten entgegen. Nur dort, wo die Straße sich vom Parkplatz aus den Berg hinabschlängelte, war eine große Lücke im Gestein, die offensichtlich von Menschenhand geschaffen war.
Wir gingen davon aus, dass Waris aus welchem Grund auch immer entführt worden war, und wenn dem wirklich so war, und die Täter versuchten zu flüchten - ob mit oder ohne ihn -, könnten sie theoretisch nur durch die für Fahrzeuge geschaffene Passage fliehen. Es sei denn, Waris' Entführer waren Windwalker oder in zweiter Gestalt Tiere, die sehr gut klettern und rennen konnten. Falls sie überhaupt Wandler waren.

Ich wurde immer unruhiger, besonders, weil ich keine Ahnung hatte, wie lange Yemaya und der Wolfs-Wandler schon im Restaurant waren.
Noch hatten sie sich nicht per Gedankensprache bei uns gemeldet. Ich hoffte einfach, dass das hieß, dass alles in Ordnung war.
Ob sie Waris schon gefunden hatten?

Ich landete in einem Baum und schaute auf den Parkplatz hinab. Ein paar Bäume weiter stand Brandon hinter einem Baum. Gutes Versteck, dachte ich belustigt.


Was ist denn da los?, fragte ich ungeduldig. Mein Blick wanderte zu dem Weißkopfseeadler, der mittlerweile auch aufgehört hatte, Runden über dem Restaurant zu ziehen und sich auf einem anderen Baum niedergelassen hatte.

Keine Ahnung. Das dauert mir zu lange, aber wenn wir jetzt eingreifen, ruinieren wir vielleicht unsere Chancen, herauszufinden, was mit Waris ist, antwortete Miss Clearwater leise.

Innerlich seufzte ich. Sie hatte natürlich recht und ich wollte diese Mission nicht gefährden, weil ich zu ungeduldig war, aber ich wollte auch nicht, dass meinen beiden besten Freunden etwas zustieß.
Was, wenn Yemaya da drin durchdrehte, weil sie Waris wiederhaben wollte, und dabei den ganzen Laden auseinander nahm? Zutrauen würde ich es ihr.

Mach dir keine Sorgen, wenn etwas passiert wäre, hätten sie uns Bescheid gesagt, ertönte Brandons Stimme in meinem Kopf. Hätte ich jetzt mein Menschengesicht, hätte ich wohl gelächelt und mich bedankt. So blieb ich einfach stumm sitzen.

Ich kann sie jetzt im Fenster sehen, flüsterte Mr Bridger kurze Zeit später.
Was? Ich war sofort hellwach.
Sie reden gerade mit irgendeinem Typen, gab der Kojoten-Wandler zurück. Seine Gedankenstimme war nur ein leiser Hauch, den ich fast nicht gehört hatte.

Was kannst du noch sehen, James?, fragte Miss Clearwater.
Da sind noch ein paar andere Leute, die sich auf die Tische verteilt haben, aber scheinbar Interesse an dem Gespräch haben, in das Bill den Mann gerade verwickelt hat. Ich bezweifele, dass die alle hier hingewandert sind oder mit den zwei Autos draußen gekommen sind, wisperte Mr Bridger. Scheint so, als würde hier irgendwas ...
Der Lehrer brach abrupt ab. Ich war sofort in Alarmbereitschaft.
Mr Bridger?, rief Brandon unsicher und auch Miss Clearwater warf ein besorgtes James? ein.

Das glaubt ihr mir jetzt nicht, wer gerade dazu gekommen ist, ertönte erneut die Stimme des Wandlers.
Gerade eben ist Rebecca Youngblood aus einer Tür gekommen.

Wir stehen in Flammen (Woodwalkers Fanfiction)Where stories live. Discover now