Kapitel Einundzwanzig

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Ich saß im Schneidersitz auf meinem Bett und hatte die Hände zusammengefaltet. Ich stützte meine Ellbogen auf meinen Oberschenkeln ab und ließ mein Kinn auf meinen Fingerspitzen ruhen.

Yemaya saß mir gegenüber in Leoparden-Gestalt neben ihrem Bett und wetzte ihre Krallen an dem Holz. Waris, der an den Schrank gelehnt auf dem Boden saß, hatte es mittlerweile aufgegeben, ihr zu sagen, dass sie es lassen sollte.

Mein Blick streifte über Youma und Anayo, die eng umschlungen auf Yemayas Bett saßen. Brandon, Lou und Holly saßen im Zimmer verteilt auf dem Boden.

Nach der Schule hatten wir uns auf unser Zimmer zurückgezogen, bevor Tikaani und Carag uns abfangen konnten. Allerdings hatte ich durchaus die Blicke gesehen, die die beiden uns zugeworfen hatten. Beide schienen nicht sonderlich glücklich darüber zu sein, dass ihre besten Freunde den Nachmittag lieber mit uns verbringen wollten und sie nicht mal eingeladen hatten, mitzukommen. Ein bisschen leid taten mir die beiden schon, aber wir wollten noch mal über Miss Youngblood sprechen und Brandon wollte die beiden nicht dabei haben.

"Miss Youngblood war heute früh wieder in derselben Show zusehen wie gestern. Na ja, eigentlich ist es keine Show. Sie hat eine Show unterbrechen lassen für ihr Video, das aber an einem anderen Ort aufgenommen wurde", erzählte Lou.

Holly riss den Kopf hoch. "Was?"

Brandon legte den Kopf schief. "Und was hat sie gesagt? Oder, besser noch, hast du das Video?"

Lou nickte und holte ihr Handy raus. Sie spielte das Video ab und wir versammelten uns um sie herum.

Sobald Miss Youngblood auf dem Bildschirm erschien, fühlte ich, wie Brandon, der sich neben mich gesetzt hatte, sich anspannte. Holly knibbelte nervös an einem der Fäden herum, die sich von ihrem roten Wollpullover gelöst hatten.

Miss Youngblood setzte ein trügerisches Lächeln auf, das nur von Wandlern, die sie kannten, oder von ihr gehört hatten, richtig deuten konnten.

"Mr. Milling mag weggesperrt sein, aber glaubt nicht, dass ihr damit einfach so davonkommt", warnte sie, Gift in ihrer Stimme. Ihr Blick schien sich in meinen zu bohren.

"Ich habe viel geplant, und wenn es soweit ist, werden die Menschen mich kennenlernen. Sie werden vor mir knien und mir Opfer bringen, sie werden mich verehren. Mal sehen, wer sich dann noch gegen uns ausspricht."

"Die ist ja vollkommen größenwahnsinnig", kommentierte Yemaya, als Miss Youngblood anfing, von ihrer Überlegenheit und der Tatsache, dass sie eine Göttin war, zu reden. Ich konnte nur zustimmen.

"Ja", sagte Brandon und ich sah einen Anflug von Zorn in seinen Augen, als er in die Runde schaute. "Die meint das ernst, oder?"
"Wieso, was soll sie denn großartig ausrichten?", fragte Waris mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich verstand es auch nicht ganz, aber immerhin hatten wir Miss Youngblood noch nie getroffen und konnten nicht nachvollziehen, wieso die anderen so viel Angst vor ihr zu haben schienen. Für uns war das alles relativ neu und wir kannten nur die Ansicht der anderen, die uns sagten, dass die Löwen-Wandlerin die Böse war.

Lou zuckte die Schultern und schaltete ihr Handy aus, nachdem das Video zu Ende war. "Wir hatten ja gestern schon überlegt, dass sie vielleicht schon sowas wie eine Armee aufgestellt hat. Es wäre naiv zu glauben, dass Miss Youngblood keine Kontakte hat, um ihre Pläne durchzusetzen."

Wir stehen in Flammen (Woodwalkers Fanfiction)Место, где живут истории. Откройте их для себя