> 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟰𝟯

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An den folgenden Tagen versuche ich indirekt herauszufinden, ob Blake von Miles' Vorhaben wusste, doch es gibt keine Anzeichen, dass er auch nur wüsste, dass Miles mit mir ausgehen möchte. Irgendwie hatte ich gehofft... Ja, was eigentlich? Dass er enttäuscht wäre? Dass er sich für mich freuen würde? Dass er mir sagen würde, dass Miles nicht der richtige für mich ist? Nein, sowas würde er bestimmt nicht sagen. Warum sollte es ihn auch interessieren? Schließlich frage ich ihn auch nie über irgendwelche Mädchen aus. Bei diesem Gedanken beginnt in mir etwas zu brodeln, von dem ich mir einrede, dass es Nervosität wegen Freitag ist.

Bisher hat Miles nicht mehr mit mir gesprochen, sondern mir nur bei jeder Begegnung zugelächelt oder gewunken. Je näher der Date-Abend rückt, desto nervöser werde ich. Daher bin ich mehr als erleichtert, dass Ash vor meiner Tür stand und ich ihm gerade bei seinen Mathehausaufgaben helfe. Eine Ablenkung hilft mir gerade mehr als alles andere.

„Super! Alles richtig", lobe ich ihn und schiebe ihm sein Heft zu.

Ein Grinsen breitet sich auf Ashtons Gesicht aus, das dem seines großen Bruders sehr ähnelt. Ich muss schlucken. „Danke, Avery! Ich freue mich schon auf die Gesichter meiner Freunde, wenn ich ihnen am Montag zeige, dass ich alles richtig habe."

„Die werden staunen", bestätige ich und schaue auf die Uhr. In einer Stunde kommt Miles mich abholen. Bis gerade konnte ich diese Tatsache gut verdrängen, doch jetzt ist meine Nervosität wieder zurück.

„Geht es dir gut?", fragt Ash und sieht mich mit schiefgelegtem Kopf an.

„Ja, mir geht's gut", antworte ich mit einem Lächeln. „Es tut mit leid, Ash, aber wir müssen jetzt leider aufhören. Ich habe später eine Verabredung und muss mich noch fertig machen."

„Okay." Der besorgte Gesichtsausdruck ist verschwunden. Er räumt seine Sachen zusammen und steht auf. „Danke und viel Spaß!"

„Danke." Ich begleite ihn bis zur Tür und winke ihm zum Abschied. Als nächstes steht mein Date mit Miles an und ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich mich dabei fühlen soll.

*

Nachdem ich geduscht, Haare geföhnt, mich umgezogen und ein bisschen geschminkt habe, stehe ich nun vor meinem Spiegel und betrachte mich. Da Bri mir geholfen hat, ein passendes Outfit zu finden, fühle ich mich ein wenig wohler. Ich wollte nicht zu overdressed, aber auch nicht zu underdressed sein, also haben wir eine schlichte Bluse und eine helle Jeans ausgesucht. Zuerst hatte ich überlegt, ein Kleid anzuziehen, mich dann jedoch wieder dagegen entschieden, weil ich nicht weiß, was Miles vorhat und es vielleicht ein falsches Signal senden würde.

Die Klingel holt mich aus meinen Gedanken. Schnell schnappe ich mir eine Jacke und meine Tasche und laufe nach unten. Zum Glück sind meine Eltern heute bei einem Geschäftsessen bei dem Chef meines Dads. Ich habe ihnen einen Zettel geschrieben, dass ich mit Bri unterwegs bin und erst später nach Hause kommen würde. Ja, das ist eine Lüge, aber ich wollte nicht, dass sie von meinem Date wissen. Mir wäre es viel zu peinlich gewesen, wenn die so eine große Sache daraus gemacht hätten und Miles hätten kennenlernen wollen. Nein, dem wollte ich entgehen.

Die Türklinke liegt wie Blei in meiner Hand, als ich sie herunterdrücke.

Mit einem freundlichen Lächeln steht Miles vor mir. Er trägt ein graues T-Shirt mit passender Jacke und eine dunkle Hose. In der Hand hält er eine Rose. „Hallo, Avery." Gerade flaute meine Nervosität wieder ab, doch als er mir die Rose hinhält, kehrt sie sofort wieder zurück. Alles in mir schreit Date! Dieser Junge ist dein DATE!

Mit zittrigen Fingern nehme ich die Rose entgegen und erwidere sein Lächeln. „Danke."

Mit einem schnellen Blick mustert er mich. „Du sieht toll aus."

Ich spüre, wie ich rot werde. „Oh, danke. Ähm... du auch." Oh Gott. Sagt man sowas überhaupt? Ich hätte bei all den Filmen besser aufpassen sollen.

Miles hält mir eine Hand hin. „Sollen wir dann? Unsere Tischbestellung wartet."

Immer noch vollkommen überrumpelt, starre ich auf seine Hand. Und das viel zu lange.

„Ist alles in Ordnung", fragt er und ich blicke ihm wieder ins Gesicht. Er hat braue Augen wir Blake. Und doch wirken sie bei ihm irgendwie fremd und weniger warm.

„Äh... ja. Ich... ich muss nur kurz die Rose weglegen." Schnell lege ich sie auf die Kommode und trete endlich nach draußen. „Wir können los."

Miles hält mir einen Arm hin und ich hake mich ein. Es fühlt sich komisch an. Noch nie war ich in so einer Situation und doch... Zwar bin ich bisher noch nie Arm in Amr mit Blake gelaufen, doch auf seinem Dach sitzen wir immer sehr nah beieinander.

Ich habe gar nicht bemerkt, dass Miles seinen Arm weggenommen hat, als er mir wie ein Gentleman die Tür aufhält. „Steigen Sie bitte ein, Miss Harrison."

Mit einem Lächeln setze ich mich in seinen Wagen und schnalle mich an, während er hinter mir die Tür schließt. Sofort spüre ich, dass es ein fremdes Auto ist. Erst der zitronenartige Duft erinnert mich daran, dass es in Blakes Auto immer leicht nach Vanille riecht, nur ist mir das nie so wirklich aufgefallen.

Als Miles den Motor startet erwarte ich fast schon, dass All Time Low aus den Boxen dröhnt, doch das passiert nicht. Stattdessen erklingt Ed Sheerans Stimme und ich rufe mir in Erinnerung, dass ich nicht in Blakes Auto sitze.

Mit einem Lächeln dreht Miles sich zu mir. „Bist du bereit?"

Ich atme tief durch und hoffe damit, meine Gedanken an Blake loszuwerden und mich vollkommen auf mein Date mit Miles einzulassen. „Ja, das bin ich."

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Hiermit möchte ich gerne festhalten, dass diese Geschichte momentan bei #youngadult auf Platz 1 zu finden ist. Was ehrlich echt cool ist :)

(𝗡𝗼𝘁) 𝗬𝗼𝘂 𝗔𝗴𝗮𝗶𝗻Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt