> 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟰𝟰

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Das Date mit Miles war... ganz gut, denke ich. Anfangs hatte ich noch Angst, dass wir nicht richtig ins Gespräch kommen würden, doch es stellte sich heraus, dass eine Unterhaltung mit Miles genauso einfach ist wie das Lesen eines guten Buches. Außerdem stellte sich heraus, dass wir einen ähnlichen Humor haben. Alles in allem würde ich also sagen, dass wir ein gelungenes Date hatten. Warum also fühle ich mich trotzdem schlecht?

Als Miles mich wieder vor meinem Zuhause absetzt, steige ich aus und er ist so nett, mich noch zur Haustür zu begleiten. Er ist nett, höflich und lustig und doch reißt mich das Licht des Nachbarhauses aus meinen Gedanken und hält mir wieder einmal die Realität vor Augen. Innerlich seufze ich.
„Danke, Miles. Das war ein schöner Abend."

Er lächelt. „Ja, ich fand es auch wirklich schön. Außerdem danke ich dir, dass du mitgekommen bist."

„Warum denn nicht?", frage ich leicht verwirrt.

„Na ja..." Unsicher kaut er auf seiner Unterlippe herum. „Ich dachte, dass du und Blake..."

„Was?", unterbreche ich ihn in einem zu schrillen Ton. „Nein. Nein, es gibt kein Blake und ich." Denkt das denn wirklich jeder?

„Oh gut. Ich dachte schon, ich hätte mich blamiert."

„Du dachtest, du hättest dich vor mir blamiert?" Ich halte einen Lacher zurück. Wie absurd, dass der coole Miles befürchtete, sich vor mir blamiert zu haben.

„Ja. Ich meine, du bist nett und hübsch und ihr hängst ständig miteinander rum."

„Wir sind Freunde, Miles. Er wohnt sogar neben mir." Mit einem Nicken deute ich auf Blakes Zuhause. Vielleicht hilft es meinen Gefühlen, diese Worte, die ich immer wieder in meinen Gedanken wiederhole, so oft es geht auch ausspreche. Vielleicht schmerzt es dann immer weniger.

„Okay." Peinlich berührt lachte er auf und kratzt sich an der Stirn. „Gut, dass wir das geklärt hätten. Wir sehen uns in der Schule?"

„Ja, wir sehen uns." Mit einem weiteren Lächeln und einem Winken geht er zurück zum Auto, bleibt jedoch noch einen Moment stehen. „Avery?"

„Ja?"

Er kommt nochmal zurück und sieht mir tief in die Augen. Oh Gott, bitte küss mich jetzt nicht.

„Ich glaube wir wissen beide, dass sich das niemals wiederholen wird, oder?"

Oh. „Ähm..."

„Ist schon okay." Miles räuspert sich. „Ich wollte es wenigstens versuchen. Ich mag dich wirklich, Avery, aber ich kann nichts daran ändern, dass du schon jemand anderen magst."

„W-Was..." Mein Herz schlägt gerade viel zu schnell. Was meint er damit?

„Keine Sorge, ich werde es ihm nicht sagen. Er wird es irgendwann bemerken. Viel Glück, Avery." Mit einem letzten Lächeln läuft er endgültig zu seinem Auto zurück und steigt ein. Noch immer vollkommen perplex starre ich ihm hinterher, als er weiterfährt. Wovon hat er geredet? Denkt er... Oh mein Gott, natürlich denkt er das. Nein, er denkt es nicht nur, er weiß es.

Endlich schaffe ich es, mich von der Stelle zu bewegen und gehe ins Haus zurück. Nachdem ich meine Jacke und Tasche weggehängt habe, schreibe ich Bri eine Nachricht, dass mein Date gut verlief und lasse mich rückwärts auf mein Bett fallen. Ich seufze laut und reibe mir mit den Händen übers Gesicht. Nein! Was er sagt, stimmt nicht. Ich mag ihn nicht so, wie er denkt. Ja, genau. Und deswegen werde ich jetzt zu Blake aufs Dach steigen und mit ihm abhängen. Ganz so, wie Freunde das tun. Vorhin habe ich gesehen, dass sein Fenster auf ist, also bin ich mir ziemlich sicher, dass er oben ist.

Als ich zu ihm klettere, sitzt er bereits da und schaut in den Sternenhimmel. „Hey", begrüße ich ihn und setze mich daneben.

Seinen Blick hat er immer noch nach oben gerichtet, als er meine Begrüßung lustlos erwidert.

„Was ist los?"

„Nichts. Wie war dein Date?", fragt er und sieht mich endlich an. Jedoch könnte sein Desinteresse nicht größer sein.

„Es war gut, danke der Nachfrage", antworte ich abweisend und wende meinen Blick dem Himmel zu.

Einen kurzen Moment herrscht Stille zwischen uns, bis Blake seine nächste Frage stellt. „Was habt ihr denn so gemacht?"

„Wir waren essen und haben geredet."
Draußen ist es ja schon ziemlich kühl, aber zwischen uns herrscht gerade Eiszeit und ich habe keine Ahnung, wieso. „Cool."

Zweifelnd wende ich ihm wieder meinen Blick zu. „Cool? Es freut mich, dass du dich so für mein Leben interessierst, Blake."

„Was soll ich denn sonst sagen? Und, ist er süß? Habt ihr euch geküsst? Hat er dir Komplimente gemacht?", verstellt er seine Stimme und klingt wie ein kleines Mädchen. „Komm schon, Avery, so bin ich nicht."

Meine Laune ist nun endgültig im Keller. Soviel dazu, dass ich seine beste Freundin bin. Er interessiert sich ja nicht einmal richtig für mich und mein Leben. „Wow. Weißt du Blake, manchmal bist du ein richtiger Idiot."
Kopfschüttelnd will ich mich aufstemmen, ändere aber meine Meinung und drehe mich wieder zu ihm. „Was ist eigentlich dein Problem?"

Blake zuckt mit den Schultern. „Ich habe kein Problem."

Ich lache humorlos auf. „Ah ja. Wenn das so ist." Nun stehe ich endgültig auf und gehe zur Treppe zurück. Noch ein letztes Mal drehe ich mich um. „Nur damit du Bescheid weißt, am Montag fahre ich mich dem Bus zur Schule."
Damit klettere ich schließlich in mein Zimmer zurück und ziehe meine Vorhänge zu.
Seufzend lasse ich mich wieder auf mein Bett fallen. Warum hat Blake so reagiert? Ich dachte, wir wären Freunde und er würde sich wenigstens ein bisschen für mich freuen, aber nein. Ich versuche wirklich, irgendwie darüber hinwegzukommen, wie sehr ich ihn mag und verhalte mich so normal wie ich kann, doch dann kommt er und zerstört alles. Und das verwirrt mich noch mehr, als ich sowieso schon bin.

Warum müssen Jungs nur immer so sein?

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Was glaubt ihr? Hat Blake ein Problem und wenn ja, welches könnte das sein?

(𝗡𝗼𝘁) 𝗬𝗼𝘂 𝗔𝗴𝗮𝗶𝗻Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt