> 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟱𝟯

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„Avery!"

Beim Klang von Blakes Stimme setzt mein Herz einen Schlag aus. Bevor ich mich zu ihm umdrehe, atme ich schnell durch und setze ein Lächeln auf. „Hey."

„Hey. Ich dachte, ihr wolltet die ganzen Ferien wegbleiben."

Das war ursprünglich auch der Plan, aber Dads Arbeit braucht ihn dringend. Also mussten wir verfrüht zurückfahren, was ich natürlich traurig fand, weil ich noch mehr Zeit mit Fiona verbringen wollte. Aber andererseits freute ich mich darauf, Blake wiederzusehen. Was jedoch bedeutet, dass ich ihm einige Tage früher die ungefilterte Wahrheit sagen werde, wofür ich noch kein bisschen bereit bin. Ich schlucke. „Mein Dad wird im Büro gebraucht."
Er nickt. „Verstehe."

Dann erst fällt es mir auf. „Du hast ein neues Trikot." Es ist eins der Kansas City Chiefs.

Ein Lächeln breitet sich auf Blakes Gesicht aus. „Ja. Und schau mal." Er zeiht seine Jacke aus und dreht sich um.

„Parker 19. Echt cool."

Sichtlich glücklich dreht er sich wieder zu mir. Gott, sein Lächeln ist so unglaublich schön. Wenn es hier schneien würde, da bin ich mir sicher, würde der Schnee schmelzen, sobald Blake lächeln würde. Ugh. Was denke ich denn da?

„Nicht wahr? In ein paar Jahren wird es hoffentlich echt sein."

„Ganz bestimmt. Wenn die NFL dich nicht will, dann wissen sie gar nicht, was ihnen entgeht", erwidere ich und hoffe, nicht rot zu werden. Seit wann fühle ich mich bei einem Gespräch mit Blake Parker eigentlich wieder so unbehaglich wie am Anfang?

„Danke, Avers. Natürlich bekommst du eine Art Ehrenticket für mein erstes Spiel."

„Das lasse ich mir doch nicht entgehen."

Statt etwas zu erwidern, sieht Blake mich einfach nur an. Ich liebe und hasse diesen Blick zugleich. Zum einen, weil er wunderschöne Augen hat und es sieht gut anfühlt, von ihm wirklich wahrgenommen zu werden. Zum anderen jedoch, weil er mich, ohne es zu wissen, schwach macht und ich mich zusammenreißen muss, ihm nicht um den Hals zu fallen.

Schließlich nehme ich all meinen Mut zusammen und spreche endlich das aus, was ich mir schon seit Tagen vorgenommen habe und mit Fio geprobt habe, zu sagen. „Blake, wir müssen reden."

Sein Gesichtsausdruck verändert sich von fröhlich zu besorgt. „Okay... ist irgendwas passiert?"

Ja, verdammt! Ich kann mich in deiner Nähe nicht mehr wie ein normaler Mensch verhalten, so verknallt bin ich in dich. Ach und außerdem habe ich dir in der neunten Klasse meine Liebe gestanden und du hast mich deswegen mit der ganzen Schule ausgelacht, womit mein Selbstbewusstsein bis heute noch zu kämpfen hat. Wenn ich mutig genug wäre, hätte ich ihm genau das gesagt. Stattdessen antworte ich nur: „Nicht wirklich."

Doch ich habe nicht bedacht, dass Blake mich mittlerweile mindestens genauso gut kennt wie ich ihn. Dazu bin ich gerade viel zu nervös, um mein gequältes Lächeln weniger als solches darzustellen.

„Hm... okay."

„Ich meine damit, dass du mir unbedingt erzählen musst, wie ihr den Kuchen hinbekommen habt und wie euer Weihnachtsfest war", erwidere ich und hoffe so, die Intensität der Situation etwas zu verringern.

Blake lächelt. „Auf jeden Fall. Treffen wir und später?"

Ich nicke. „Auf dem Dach?"

„Ist vielleicht ein bisschen kalt. Wir wär's, wenn du einfach rüberkommst? Meine Mom wird sowieso bei deiner sein. Dann können wir in Ruhe reden", schlägt er vor. Am liebsten würde ich sagen, dass ich für dieses Gespräch lieber neutralen Boden hätte, aber das klingt zu sehr nach Trennung. Was nicht einmal passt, weil wir überhaupt nicht zusammen sind. Und doch fühlt es sich an, als müsste ich ihm eine schlimme Lüge beichten. Gott, warum ist ein Teenager zu sein eigentlich so kompliziert? „Ja, gut. Dann komme ich später einfach rüber."

„Schön. Du musste mir natürlich erzählen, wie es bei dir war. Und welches Essen es gab."

Ich muss auflachen. „Natürlich."

Damit dreht er sich um und geht zurück in sein Haus und ich in unsers.

In meinem Zimmer stelle ich meine Tasche ab und lasse mich aufs Bett fallen. Obwohl ich in Hanford ständig über mein bevorstehendes Gespräch mit Blake nachgedacht und mit Fiona mein Vorgehen geplant habe, weiß ich trotzdem nicht, was ich nachher sagen soll. Ich war noch nicht einmal so nervös, als ich ihm das erste Mal meine Liebe gestanden habe. Anderseits war ich auch noch nie in der Situation, dass ich meinem besten Freund gestehen muss, dass ich in ihn verliebt bin und ihn eigentlich schon seit Jahren kenne. Mehr oder weniger jedenfalls. Das kann ja nur schiefgehen.

(𝗡𝗼𝘁) 𝗬𝗼𝘂 𝗔𝗴𝗮𝗶𝗻Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt