> 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟰𝟱

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Ich habe mein Versprechen gehalten und bin mit dem Bus zur Schule gefahren. Erst da wurde mir klar, was für einen Luxus ich mit der Möglichkeit habe, mit Blake zur Schule zu fahren und den ganzen kichernden und schreienden Schülern entgehen zu können. Trotzdem werde ich nicht nachgeben, ehe er sich für sein Verhalten mir gegenüber entschuldigt hat. So viel Stolz habe ich schließlich und außerdem war nicht ich diejenige, die blöd war. Jetzt ist er mal an der Reihe, sich um unsere Freundschaft zu bemühen.

Als Bri mich entdeckt, kommt sie mir mit einem verwirrten Gesichtsausdruck entgegen. „Wo warst du? Ich dachte schon, du wärst krank, weil du nicht bei Blake im Auto saßt."

„Ich bin mit dem Bus gefahren."

„Wieso das?"

Ich zucke mit den Schultern und gehe in Richtung Eingang. „Ich wollte nicht mit ihm fahren."

Meine Freundin holt zu mir auf und mustert mich von der Seite. „Was ist passiert? Habt ihr euch gestritten?"

Ich nicke. „Blake war ziemlich blöd zu mir."
Bevor wir ins Schulgebäude gehen, hält Bri mich am Arm zurück. „Warte mal. Und jetzt bitte einmal ganz von vorne. Was ist passiert?"

Ich seufze. „Nach meinem Date mit Miles war Blake einfach blöd zu mir. Er war abweisend und hat dumme Kommentare gemacht."

Einen Moment schaut Bri mich nur an, bis die Klingel uns unterbricht und sie mich loslässt. „Wir haben jetzt Englisch." Ohne ein weiteres Wort zu meiner Erklärung geht sie rein und lässt mich stehe. Was ist nur mit allen los?

*

Den ganzen Schultag über versuche ich den Blickkontakt mit Blake zu vermeiden, was ich auch mehr oder weniger schaffe, weil er mir ebenfalls aus dem Weg zu gehen schein. In der Mittagspause setze ich mich mit dem Rücken zu ihm, wofür ich von Bri nur ein Kopfschütteln bekomme. Ich sehe ja ein, dass ich mich vielleicht kindisch verhalte, aber Blake ist genauso. Komischerweise hat sie mich gar nicht mehr gefragt, was genau zwischen Blake und mir vorgefallen ist, was untypisch für sie ist. Aber das ist mir nur recht. Ich will weder darüber sprechen noch darüber nachdenken, denn sonst fürchte ich, nicht mehr damit aufhören zu können.

Nach Schulschluss bin ich froh, endlich von ihm wegzukommen, und mache mich erleichtert auf den Weg zur Bushaltestelle, als ich meinen Namen höre. Ich bleibe stehen und drehe mich um. „Ich muss zum Bus", sage ich in einem sachlichen Ton und verschränke die Arme vor der Brust, während ich Blakes Blick erwidere.

„Können wir kurz reden?"

„Ach, jetzt willst du auf einmal mit mir reden?"
Blake atmet laut aus. „Es tut mit leid, Avery."
„Was denn genau?"

Er leckt sich über die Lippen und ich muss mich daran erinnern, dass ich wütend auf ihn bin. So wird er mich nicht weich kriegen. Auch wenn er so wunderbare Lippen hat... Nein! Darum geht es jetzt nicht. „Dass ich gestern so abweisend war. Ich habe mich dir gegenüber echt mies verhalten. Du bist immer so nett zu mir und ich war... Freitag war ein komischer Tag." Er wendet seinen Blick von mir ab und fährt sich durch die Haare.

„Warum hast du es mir denn nicht einfach gesagt? Du kannst doch mit mir reden."

Wieder hebt er seinen Kopf und sieht mir in die Augen. Ich schlucke. In seinen Augen liegt ein Ausdruck, den ich nicht deuten kann. „Ich wollte dir den Date nicht vermiesen."

„Das hättest du nicht", antworte ich, ohne nachzudenken. „Ich hätte es... wir hätten schon eine Lösung gefunden." Nochmal gerettet. Fast hätte ich ihm gesagt, dass ich mein Date für ihn abgesagt hätte. Aber das muss er nicht wissen. Niemand muss das wissen. Denn, wenn ich ehrlich bin, hätte ich das ohne zu Zögern getan.

Blake lächelt mich an. „Ich weiß. Deshalb bist du auch die Beste, Avers." Avers. Wie immer schlägt mein Herz ein wenig schneller, wenn er diesen Spitznamen ausspricht. „Ich möchte es wieder gut machen. Wie wär's, wenn wir etwas essen gehen?", fragt er.

„Jetzt?"

„Natürlich jetzt. Wir haben einen langen Schultag hinter uns und ich habe Hunger", grinst er.

„Hast du denn kein Training?", frage ich vorsichtig. Ich könnte zwar auch etwas vertragen, aber irgendwie will ich nicht mit Blake essen gehen. Und doch spüre ich Aufregung in mir aufsteigen.

„Ich kann es auch einmal ausfallen lassen", sagt er locker.

Mit großen Augen starre ich ihn an. „Seit wann das denn? Ich dachte, Football ist deine Liebe und deine zukünftige Karriere."

„Ich habe auch mal gesagt, dass ich auch andere Dinge mag und eine kleine Pause manchmal auch nicht schlecht ist." Noch immer schaue ich ihn an, als hätte er gerade spanisch geredet. „Mach den Mund zu, sonst bleibt das so", lacht Blake und erst da komme ich wieder zu mir und schließe den Mund.

Ich räuspere mich. „Äh... okay. Wohin sollen wir denn fahren?"

„Was hältst du von Pizza?", schlägt er vor. „In der Stadt gibt es einen sehr guten Italiener."

„Pizza beim Italiener?"

„Klar. Deine Mom muss davon ja nichts erfahren", erwidert er verschwörerisch. Blake weiß genau, dass meine Mom kein großer Pizzafan ist und in einem italienischen Restaurant ihrer Meinung nie bestellt werden dürfte, weil es so viele andere tolle Gerichte gibt. Demnach haben wir das auch nie getan.

„Na gut. Aber dir ist klar, dass sie den Pizzageruch an mir riechen wird, oder?"

„Guter Einwand. Dafür werden wir eine Lösung finden." Blake hält mir seine Hand hin. „Also sagst du ja?"

Unentschlossen – nein, eigentlich bin ich sogar mehr als entschlossen. Und genau da liegt das Problem. Es ist wie Freitag, als Miles vor mir stand, nur dass es heute Blake ist. Genau wie ich es mir immer gewünscht habe. Oh Mann. Das ist nicht gut. Es ist nur ein Essen, rede ich mir ein. Ein Essen unter Freuden. Etwas ganz Normales, Alltägliches. Und doch schlägt mir das Herz bis zum Hals, als ich seine Hand ergreife und wir Hand in Hand das Schulgebäude verlassen.

(𝗡𝗼𝘁) 𝗬𝗼𝘂 𝗔𝗴𝗮𝗶𝗻Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt