Montag, 15. August

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Leider Gottes schlug ich meine Augen auf. Meine Mutter, zwei Krankenschwestern und gefühlte 3 Milliarden Ärzte standen im mich herum. "Na mein Schatz, auch mal wach?", sprach Senna mit zitternder Stimme. Sie Strich sanft über meinen Kopf. "Wir lassen sie mal alleine.", sagte eine Krankenschwester und schob alle Leute bis auf meine Mutter aus dem Raum. "Leider kannst du dich nicht mehr lange ausruhen. Dir bleiben noch vier Tage dann ist die Gerichtsverhandlung." Gerichtsverhandlung? Ich schaute sie verwirrt an. "Du wurdest angeklagt wegen Mordes.." Den Rest den sie sagte, könnte ich nicht mehr hören. Das Blut in meinen Ohren rauschte wie ein Strom aus Wasser. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich begann zu zittern. Die letzten Tage hatten mich so aufgewühlt das ich immer sensibler wurde. Und schwächer. "Ich weiß das wird schwer für dich aber da musst du durch. Ich bin bei dir, ich stehe zu dir. Und Lorena auch." "Lorena, ich dachte sie hasst mich?" Senna lächelte sie schief. "Sie ist der selben Meinung wie ich. Du kannst niemanden töten, abgesehen davon, hast du Kathy zu sehr geliebt um sie zu töten." Auch ihr liefen nun die Tränen übers Gesicht. Ich legte meine Hand auf ihre Schulte und Strich sanft drüber. Sie lächelte und schaute auf ihre Hände. "Du bist mein Sohn und ich liebe dich. Auch wenn ich dich nicht zur Welt gebracht habe, liebe ich dich wie mein eigen Fleisch und Blut." "Ich liebe dich auch Mama." Sie drückte mir einen Kuss auf die Stirn und stand auf. "Schlaf, du brauchst deine Kraft." Sie schloss die Tür hinter sich und nach einigen Minuten, schlief ich direkt ein.

"Du hast mich nicht gerettet." Ihre Stimme war gekränkt. Mit verschränkten Armen stand sie mir gegenüber und funkelte mich böse an. "Es ging zu schnell und du wolltest es so." "Nein wollte ich nicht, ich wollte nur sehen ob du mich rettest und das hast du nicht. Du liebst mich nicht." Sie wendete ihren Blick ab und drehte sich in Richtung Meer. "Doch und wie ich dich liebe.", sagte ich und packte nach ihren Hüften. Sie schlug meine Hände weg und ging den Strand entlang. "Als ich meinte 'reiß die Schläuche raus', wusste ich das du es nicht tun wirst, du wolltest Lena nicht gewinnen lassen. Also habe ich das selber in die Hand genommen. Lena freut sich oder?" Sie schaute mich wieder an. Ihre blauen Augen glänzten schmerzvoll. Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe ihr eine Lektion erteilt." Sie seufzte erleichtert. "Aber sie lebt noch?" Ich nickte und griff nach ihrer Hand. Anfangs war sie verkrampft, doch nach einiger Zeit verschränkte sich ihrer mit meiner. Als es langsam dunkel wurde, ließ sie mich los. Es fühlte sich so real an, dabei war alles nur ein Traum. "Max, das hier ist kein Traum. Das nächste Mal wenn du einschläfst, bin ich wieder bei dir. Du musst es dir nur wünschen.", sagte sie leise und gab mir einen Kuss auf die Wange. Im nächsten Moment verschwand sie und ich war alleine. Das Meer rauschte und die Wellen klatschten sanft an die Klippen. Ich setzte mich in den Sand und lauschte. "Komm zurück.", flüsterte ich und begann zu weinen. Also entweder ich wach endlich auf oder Sie kommt zurück. Und da saß sie plötzlich wieder neben mir. "Ich bin da. Du kannst mich vielleicht nicht sehen, aber ich steh dir bei." Sie lehnte sich an meine Schulter. "Lorena will mir helfen in vier Tagen." Sie nickte. "Ich weiß, ich habe es gehört. Und sie wird dir helfen, das kannst du mir glauben. Sie hat dich vielleicht gehasst, aber sie steckt nicht unnötig Vertrauen in Menschen. Und sie täuscht sich nie." Und erneut stieg die Stille an. "Max, ich kann nicht so lange hier sein. Ich muss langsam gehen und du musst aufstehen. Dein Mittagessen ruft.", sagte sie lachend. Ein letztes Mal drückte ich sie an mich, bis sie verschwand und ich wachte auf.

"Maximilian alles okay bei dir?" Er war Christoph. "Jo, alles prima." Er schaute mich schief an. "So durchwühlt wie du aussiehst glaube ich dir das eher weniger." Dann begann er zu schweigen da mein Blick ihm sagte das er die fresse halten soll. "Wie geht's dir?" Ich zuckte mit den Schultern. Meine Freundin ist tot, ihre Mutter verfolgt mich und will mich ebenfalls töten, ich werde vor Gericht geschleift weil ich mein Mädchen umgebracht haben soll. "Gut und dir?", antwortete ich heiser. Er schüttelte lachend den Kopf. "Dir geht's beschissen, steh wenigstens dazu." Ich zuckte mit den Schultern und starrte auf mein Essen. "Wen interessierts, ich bin ein Mörder schon vergessen?" Christoph schnaufte genervt. "Du bist kein Mörder, das weiß jeder. Nur gibt es Menschen die von ihren dämlichen Theorien überzeugt sind und das sind die, denen man gehörig in den ätsch treten sollte. Wann lernst du endlich mal so zu denken und nicht immer alles hinzunehmen?" Ich schluckte. Er hatte Recht, ich war derjenige von uns beiden der lieber kaputt ging als die Wahrheit zu verteidigen. Vermutlich wäre ich damals auch in den Knast gegangen hätte mir Christoph nicht diese Rede gehalten. "Junge du bist nicht am Tod von Kaithlin schuld. Kaithlin hat sich die Kabel selbst aus dem Arm gerissen, selbst der Arzt sagt das. Wenn ihr Vater der Meinung ist das du sie getötet hast, dann soll er doch eben verklagen. Die Beweise das es nicht so ist, sind größer." Ich nickte abwesend. Nach einigen Stunden, ging Christoph und ich war alleine. Ich ging ins Bad und betrachtete mich im Spiegel. Ich sah furchtbar aus. Meine Haare standen in alle Richtungen, meine Augenringe waren immer mehr geworden, meine Sommersprossen waren verschwunden und meine Pickel waren mehr geworden. Ich fühlte mich furchtbar und das sah man mir an. Ich nahm meine Brille ab und wusch mir mein Gesicht mit kaltem Wasser. Es klopfte an meiner Zimmertür und die Krankenschwester kam mit einem Tablett rein. "Hat's geschmeckt?" Ich nickte und setzte sich auf mein Bett. "Kann ich die was fragen?", sagte ich zurückhaltend. "Nein ruhig das du, ich heiße Josephine." Ich nickte. "Was würdest du tun, wenn du vor Gericht musst weil dir vorgeworfen wird das du deinen Freund umgebracht haben sollst, aber alle wissen das sie sich selber umgebracht hat?" Kurz schaute sie mich schockiert an, dann setzte sie sich neben mich. "Ich habe gesehen wie sie sich die Schläuche aus dem Arm gerissen hat. Deswegen waren auch so schnell Ärzte da. Ich habe gesehen das du es nicht warst und ich werde das für dich Aussagen. Mach dir keine Sorgen." Sie klopfte auf meine Schulter, nahm das Tablett und ging wieder aus dem Raum. Den ganze Tag überlegte ich was ich sagen könnte wenn der Richter mich etwas fragt. Ich schlief früh ein, was mich überhaupt nicht störte.

The Song of the DeadWhere stories live. Discover now