Mittwoch, 10. November

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Das ich mich gut erholt hatte, durfte ich in 3-4 Tagen nach Hause. Etwas, das mich sehr erleichterte. Als erstes wollte ich Christoph besuchen. Der Vollidiot musste auch jemanden mit nem Messer abwerfen, verfehlte Gott sei dank aber. "Er hat es für dich getan." Waren Lorena's Worte gewesen. Nachdem ich sie geküsst hatte war das zwischen uns anders. Sie war jeden Tag bei mir gewesen und wir hatten viel geredet. Sie wusste mehr über mich und ich mehr über sie. Sie hatte keine Mutter, da sie vor ein paar Monaten bei einem Flugzeugabsturz gestorben war. Sie war auf Geschäftsreise gewesen und kam nicht mehr nach Hause. Nun lebt sie mit ihren drei kleinen Brüder, ihren zwei älteren Schwestern und ihrem Vater alleine. Wobei ihr Vater seitdem Tod ihrer Mutter nie Zuhause ist sondern drei Jobs gleichzeitig hat und erst Nachts nach Hause kommt. Heute war sie auch da, holte sich nur was zu essen. Währenddessen stellte der Arzt die Geräte für meine Schmerzmittel ab und löste die Kabel aus meinen Armen. Die Infusion blieb trotzdem drin, auch wenn die das ekelhafteste war. Meine Narbe am linken Arm war besser geworden, aber trotzdem noch sichtbar. "Bin wieder da.", rief Lorena und schmiss die Tür hinter sich zu. "Wie oft soll ich ihnen noch sagen das sie die Tür nicht so zuschmettern sollen?", brüllte der Arzt. "Tut mir leid.", gab sie leise von sich und setzt sich an den Tisch mit ihrem essen. "Alles soweit in Ordnung bei Ihnen?" Ich nickte und kletterte aus meinem Bett. "Dann einmal ans Ende des Zimmers laufen bitte." Gesagt, getan. Ich taumelte zwar noch etwas aber es ging besser. "Gut, dann ruhen Sie sich weiter aus. Bis morgen dann." Er schüttelte von uns beiden die Hand und verließ mein Zimmer, dann setzte ich mich zu Lorena. "Ob Kathy das so wollen würde.", sagte sie schließlich und starrte auf ihre Suppe. Ich packte ihr Kinn und schob es nach oben sodass sie mir in die Augen schaute. "Und wie sie das wollen würde, glaub mir." Letztendlich war ich mir selber noch nicht so sicher ob es so war, aber man muss ja irgendwie neu anfangen. "Aber ich bin nicht so hübsch wie sie, nicht so klug, vermutlich auch nicht so dünn und sportlich.." Ich grinste sie an. "Warum grinst du so?" "Du bist nicht so wie sie, aber genauso wunderbar. Ihr seit euch in so vielen Sachen ähnlich, angefangen bei dem ständig an sich selbst zweifeln. Ihr seit beide so unglaublich toll und wollt es nicht einsehen." Sie wurde ein wenig rot und senkte wieder ihren Blick. "D-Danke, du auch. Auch wenn du das auch nicht einsiehst." Da ihr Teller bereits leer war, schob ich das Tablett beiseite und rückte mit meinem Stuhl näher an sie ran. Sie klammerte sie an mich und schluchzte in meine Halsbeuge. "Ist okay, alles wird gut." "Sie fehlt mir so sehr. Ich will meine beste Freundin zurück haben." Ich strich ihr durchs Haar. "Ich weiß, sie fehlt mir doch auch." Lange schwiegen wir nur und saßen in dieser Position. "Ich muss nach Hause, kochen tut außer mir sonst keiner." Sie stand auf und packte sich ihren Rucksack. Ich stand ebenfalls auf, packte sie an den Hüften und zog sie an mich. Dann strich ihr Pony zur Seite damit ich ihr ins Gesicht sehen konnte. Ihre Haaren wieder in einem hellen Lilaton, was unglaublich schön aussah. "Bis morgen.", sagte sie, ging auf Zehenspitzen und legte ihre Arme um meinen Nacken um mich zu küssen. "Bis morgen.", brummte ich in den Kuss da wir beide nicht aufhören wollten. Ja ich weiß, dafür das wir anfangs unsere Verschiedenheiten hatten, war sie jetzt doch so anders. Und das mit uns ging auch schnell, aber es fühlte sich richtig an. Besonders nachdem Kathy gesagt hatte das ich es zulassen soll. Ich schaute ihr noch hinterher wie sie zum Ende des Flures ging und in den Fahrstuhl ging. Wir winkten uns noch kurz zu und dann war ich wieder alleine. Da wir erst Mittag hatten, beschloss ich etwas spazieren zu gehen. Nur dieses Mal innerhalb des Parks, nochmal sollte es nicht in einem Alkoholrausch enden. Ich saß auf einer Brücke, nahes eines Brunnens und überlegte. Was hier ständig passierte, verwirrte mich immer mehr. Erst verschont mich Lena, dann das mit Lorena, das jeder sich Sorgen um mich macht und generell. Mein Leben wurde immer verwirrender. Und es überforderte mich. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Ich genoss die letzten warmen Sonnenstrahlen, da es mittlerweile schon richtiger Winter war. Und ich saß hier nur in Sneakers, Jogginghose und einem Pullover. Die Leute schaute auch ziemlich entsetzt, da alle mit dicken Wintersachen umherliefen. Es Waren doch nur -2 Grad, also was spielten sie sich so auf? In manchen Ländern ist das heißes Wetter. Um sieben machte ich mich wieder auf den Weg zurück ins Krankenhaus, wurde aber von einem stechenden Gefühl in meinen Beinen aufgehalten. Ich brach auf der Stelle zusammen da sich alles in meinen Beinen so verkrampfte das ich nicht mehr laufen konnte. Eine Schwester die eine geraucht hatte, kam zu mir rüber und kniete sich neben mich. "Was fehlt dir?" Ich zeigte auf meine Beine da ich vor Schmerzen nur Geschrei aus meinem Mund bekommen hätte. Als hätte jemand einen Zauberspruch aufgesagt, waren die Schmerzen sofort wieder verschwunden. "Es ist wieder besser.", sagte ich schmerzerfüllt und setzte mich auf. "Wirklich?" Ich nickte und rappelte mich auf. Als ich mich umdrehte, erkannte ich wie Lena gerade wegrannte. Ohne darüber nachzudenken, folgte ich ihr. Sie drehte sich um, sah das ich ihr folgte und wurde schneller, aber da ich so lange Beine hatte konnte ich größere Schritte machen. Ich packte sie am Arm und drückte sie gegen eine Hauswand. "Wieso tust du das verdammt? Was habe ich dir getan?" "Du bist eine Missgeburt. Du gehörst hier nicht her." Ich packte sie am Hals, wie in dem Traum. "Ob ich hierher gehöre oder nicht kann ich immer noch selber bestimmten. Nur weil du dämliche komplexe hast, ist das nicht mein Problem." Und zum ersten Mal setzte ich meine Kräfte ein, ohne es zu wollen. Ich stellte mir vor wie Lena eine Blumenvase auf den Kopf bekam, als in diesem Moment eine aus dem Fenster geworfen wurde, ich zurückschreckte und sie voll auf Lena Kopf landete. Sie fiel zu Boden und bewegte sich nicht. Doch als sie sich hinsetzte und mich mit ihren roten Augen anfunkelte, wusste ich, das es nun kein Spaß mehr war. "Du bist zu mutig Max. Pass auf was du tust." Sie knackte mit ihrem Genick und stand auf. "Wir sehen uns wieder.", sagte sie, Strich mir über den Oberarm und verschwand. Mein Oberarm begann zu brennen und als ich meinen Ärmel hochschob erkannte ich eine riesige Narbe die dazu aussah als wäre sie mit einem Messer geschlitzt worden. So schnell ich konnte ging ich zurück ins Krankenhaus und legte mich in mein Bett. Ich schaltete den Fernseher ein und überlegte. Ich hatte den Pullover ausgezogen und vergessen was ich am Oberarm hatte. "Was hast du da?", fragte die Krankenschwester empört als sie mir mein Abendessen brachte. "Ach nichts.", antwortete ich und richtete weiterhin meine Aufmerksamkeit auf den Fernseher. Sie näherte sich mir und betrachtete die Wunde. "Wo warst du?" "Spazieren." Sie seufzte. "Mit wem hast du dich gestritten?" "Das würden sie nicht verstehen." Sie stellte das Tabletten neben mir auf den Tisch und drehte sich nochmal zu mir. "Du bist ein Sorgenkind."

The Song of the DeadWhere stories live. Discover now