Dienstag 23. August

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"Schön dich mal in echt zu sehen.", sagte die kalte Stimme neben mir. Als sie meine Hand ergriff schlug ich meine Augen auf. "Was zur Hölle willst du hier?, versuchte ich zu sagen aber meine Stimme brach ab. "Ich will dich leiden sehen. Was denkst du wer die die Chance gegeben hat rauszukommen? Ich wollte dich nicht einfach so gehen lassen." Ich riss meine Hand von ihrer los und schaute sie böse an. Ihre grasgrünen Augen starrten in meine. "Ein schönes gelb hast du da.", lachte sie. Da ich nicht reden konnte, schwieg ich vor mich hin. "Ich wollte nur das du aufwachst. Ich verschwinde gleich wieder." Doch dann geschah es. Ihre Augen wurden von grün, zu feuerrot. Und dann spürte ich einen unglaubliche Schmerz in meinem Arm. Als es krachte wusste ich er war gebrochen, denn die Schmerzen die ich hatte waren auch keine leichte Prellung. Dann wechselte ihre Augenfarbe zurück zu grün und sie drehte sich ohne ein Wort zu sagen um und verschwand im Flur. Kurz darauf kam der Arzt wieder und schaute mich erschrocken an. "Ich rufe sofort ihre Mutter an." Er stürmte aus dem Zimmer und ich hörte wie er aufgeregt mit meiner Mutter sprach. Hallo, mein arm war gebrochen, kannst du dagegen auch mal was tun? "Fehlt ihnen etwas?" Ich nickte. "Was genau?" Ich versuchte meinen linken Arm zu heben aber vor lauter Schmerzen begann ich zu weinen. "Linker Arm.", flüsterte ich damit meine Stimme nicht wieder mittendrin abbrach. Er fühlte an meinem Arm. "Aua.", brüllte ich durch den Raum als er auf den gebrochenen Knochen drückte. "Was hast du gemacht?" Ich zuckte mit den Schultern. "Das du noch nicht reden kannst, wundert mich nicht. Aber es ist besser wenn du deine Stimme noch schonst." Ich nickte und rutschte weiter in mein Kissen. "Ich komme gleich wieder und verarzte deinen Arm." Mit den Worten verschwand er aus der Tür. Eine Weile lag ich schweigend da, mit dem Kopf unter meiner Decke. Und dann kamen wieder die Tränen. Gott, was war ich nur für eine Pussy geworden. Nach eine halben Stunde kam der Arzt wieder und kümmerte sich um meinen Arm. "Kann ich Ihnen eine Frage stellen?", Fragte ich und der Arzt nickte. "Ist sie wirklich tot?" Wieder nickte er nur dieses Mal mit gesenktem Kopf. Und da überkamen mich wieder all die Gefühle die ich jahrelang verdrängt hatte. Wut, Trauer, Angst, Selbsthass. "Sie war sofort tot nachdem sie die Schläuche aus ihrem Arm entfernt hatte." Ich schaute gegen die Wand. Ich fühlte mich nur noch leer. "Kann ich was für Sie tun?" Ich schüttelte den Kopf. "Falls doch, drücken Sie auf den Knopf." Nachdem er draußen war, setzte ich mich auf. Alles drehte sich aber das war mir egal. Mein Blick fiel auf das Bild neben meinem Bett. Kaithlin. Sie sah so glücklich aus und ich ebenfalls. Naja, das Bild war ja auch an Anfang entstanden. Ich nahm es in die Hand und betrachtete es. Plötzlich überkam mich eine unglaubliche Wut und ich schmetterte das Bild mit voller Wucht gegen die Wand. Das Glas zersprang in drei Millionen Teile und der Rahmen zerbrach in vier Teile. Das Bild landete auf der Fensterbank. "Was ist denn hier los? Sie sind nicht mal 2 Stunden wach und werfen schon mir Sachen durch die Gegend?", brüllte die Krankenschwester. "T-Tut mir Leid. Ich.." Und erneut brach meine Stimme ab. "Legen sie sich hin, ich mach das schon.", antwortete sie barsch aber lächelte gezwungen. Ich nickte und legte mich wieder unter meine Decke. "Wollen sie das Bild behalten?" Ich nickte und nahm es der Krankenschwester aus der Hand. Ich setzte mich gegen die Wand und betrachtete es. "Sie ist hübsch. Ist das deine Freundin?" "War. Sie war meine Freundin." Tränen sammelten sich in meinen Augen. Das zu sagen tat weh. "Wieso hat sie dich verlassen?" "Nicht nur mich, sie hat die Welt verlassen." Ich hörte wie die Schwester schlucken musste. "Das tut mir leid." Ich nickte und wendete mich wieder dem Bild zu. Mir fehlte ihre Nähe. Mir fehlte ihr Lachen, ihre bösartige Seite. Ich vermisse alles von ihr. "Du wirst jemanden finden, der ihr gleich wird." "Niemand ist so gut wie sie es war. Niemand." Sie streichelte mir übers Knie und verließ den Raum. Eine Weile starrte ich noch auf das Bild, dann fielen mir die Augen zu.

The Song of the DeadWhere stories live. Discover now