Kapitel 11

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„Du hattest Sex. Großartigen, denkwürdigen Sex", begrüßte Kev Lív, als er zur Wohnung hereinkam. Lív war nicht nach Hause gekommen und die Zeichen an dessen Hals waren mehr als eindeutig.

Eine tiefe Röte wanderte über Lívs Wangen. Er setzte sich auf das Sofa und umarmte das Kissen. Beide schauten sich schweigend an.

„Du hast dich verliebt, und zwar Hals über Kopf. Wag es nicht, etwas anderes zu behaupten, denn dein Gesicht spricht Bände, mein Freund", durchbrach Kev die Stille. Sein Freund nickte nur leicht und daraufhin umarmte er Lív. „Gott, ich freu mich so für dich." Endlich hatte diese Trantüte jemanden gefunden, der ihn so behandelte, wie er es verdiente.

Lív spielte mit den Fingern. „Ich werde ihm sagen, wer ich bin." Er würde das Versteckspiel beenden.

Kev lehnte sich etwas zurück. „Es ist dir also ernst." Dass Lív über den dunklen Teil seiner Familie sprechen würde, sagte einiges aus.

Kev war der Erste und Einzige, dem sich Lív geöffnet hatte und über seinen Onkel erzählt hatte. Eine solche Familie wünschte sich niemand und er hatte mehr als Mitleid. Sie hatten ihm nur Verachtung entgegengebracht und nun, da er nützlich erschien, nutzten sie seine einzige Schwachstelle.

Er hoffte, dass sich das Ganze mit Bastian ändern würde. Bei diesem Hottie würde ich auch nicht zögern. Lív hatte ihm ein Bild auf dem Handy gezeigt und verdammt er war wirklich gutaussehend. Vielleicht treffe ich ja auch irgendwann Mr. Right.

Sie unterhielten sich noch aufgeregt, wann sie sich treffen und wie Lív es ihm sagen sollte. Als das Telefon klingelte, verstummte Lív jedoch und jegliche Freude wich aus dessen Gesicht. Er nahm den Anruf an und Kev konnte sehen, wie sich Dunkelheit in den Blick seines besten Freundes schlich.

Lív legte auf. „Ich muss heute Nachmittag dorthin", sagte er mit monotoner Stimme.

Dorthin. Kev wusste, was Lív meinte. Bitte lass es nur eine Kuppelparty wie das letzte Mal sein. Leider beschlich ihn eine dunkle Vorahnung.

Um kurz vor fünf Uhr am Abend verließ Lív die Wohnung und fuhr zum Anwesen seines Onkels. Er trug einen Rollkragenpulli, um die Zeichen von Bastian zu verstecken, auch wenn er wusste, dass sein Geruch noch an ihm haftete. Als er den Eingangsbereich betrat, bekam er eine Gänsehaut. Er überlegte umzudrehen, doch dann öffnete sich die Tür.

Schweigend folgte er dem Wachmann in das Anwesen. Sie gingen jedoch nicht wie zuvor ins Teezimmer, sondern in ein geräumigeres Zimmer mit zwei Sofas und Sesseln und keinem anderen Zugang außer der Tür, durch die er lief. Unruhe überkam ihn, als er sich setzte.

Die Tür öffnete sich und sein Onkel trat ein. Er setzte sich ihm gegenüber und schaute ihn abschätzig an. Lív ballte die Faust, denn der Geruch, den er ausströmte, verursachte ihm Übelkeit.

„Ich habe dich auf die Party geschickt, damit meine Geschäftspartner dich kennenlernen." Die Worte ließen Lívs Hände kalt werden. „Nach diesem Abend hatten sich einige Interessenten gemeldet, doch der, den du mit auf das Zimmer genommen hast, überraschenderweise nicht. Vielleicht hat er das Interesse verloren, wie auch immer. Ich habe nun einen Kandidaten, mit dem du dich verbinden und Nachkommen zeugen wirst."

Fassungslosigkeit stand in Lívs Gesicht. Hatte er sich verhört? „Vergiss es."

In den Augen seines Onkels stand nur Verachtung. „Wenn du nicht wie sie aussehen würdest, hätte ich dich bereits schon längst auf die Straße gesetzt. Dein einziger Wert ist dein Aussehen und dass du Nachkommen gebären kannst. Führe deine Aufgabe aus oder ich werde meine Drohung wahrmachen."

In diesem Moment wurde Lív bewusst, dass es keine leere Drohung war. Sein Hals war wie zugeschnürt und er konnte nicht atmen. Ich habe schon einen Alpha. Bevor er etwas sagen konnte, stand sein Onkel auf. „Du wirst ihn nun kennen lernen und ihm Vergnügen bereiten. Denk an meine Worte."

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