Kapitel 19

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Lív saß mit angezogenen Knien auf dem Bett in seiner Wohnung. Kev lag neben ihm, wusste nicht, was er sagen sollte. Was für ein Schlamassel.

„Lív. Es bringt nichts, wenn du dich hier verbunkerst. Du musst mit ihm sprechen. Probleme und Missverständnisse löst man nur, indem man miteinander spricht." Weglaufen brachte nichts, so war das in einer Beziehung.

Sein bester Freund vergrub sein Gesicht hinter seinen Armen. So ein Sturkopf.

Langsam wurde Kev wütend. „Langsam wird es lächerlich. Du hast einen tollen Mann gefunden, der dich liebt, scharf aussieht und dich auf Händen trägt. Himmel Herrgott, reiß dich zusammen. Es läuft nun mal nicht immer alles wie in einem Liebesroman mit Einhörnern."

Überrascht schaute Lív auf. Wieso schrie ihn sein bester Freund nun auch an? Natürlich wusste er, dass er Scheiße gebaut hatte. Sein Auftritt war mehr als daneben gewesen. Das Problem war nur, wie sollte er das wieder gerade biegen?

„Uns jemand sieht? Dann wärst du wohl erneut in den Schlagzeilen, aber nicht mit der Schnalle eines reichen Typen. Hast du Angst, dass dein Image leidet, weil deine nette kleine Affäre nur ein normaler Angestellter ohne tollem Stammbaum ist? Oder habe ich dich gestört, weil du dich noch mit jemand anderem treffen wolltest?"

„Fass mich nicht an. Ich werde nun, wie du gesagt hast, nach Hause gehen. In mein Zuhause. Ich will dich in nächster Zeit nicht sehen."

Er hatte diese Worte zu Bastian gesagt, daran gab es nichts zu rütteln. Scham überkam ihn, denn er hatte ihn letztendlich aufgrund seiner Position und Herkunft vorschnell verurteilt, ihm deshalb misstraut. Als ob er mich zurück will. Bastian konnte jeden haben.

Seine Finger fuhren über das Bissmal. „Was, wenn er den Bund lösen möchte?", fragte er mit zitternder Stimme.

Kevs Wut verflog und er zog seinen Idiotenfreund zu sich. „So schnell geht das nicht. Hach, Mensch. So sind Beziehungen. Man liebt sich und man streitet sich auch. Doch solange man sich ausspricht und verzeiht, sich versöhnt, geht das Leben weiter." Wieso musste er seinem Freund erklären, wie eine Beziehung funktionierte? Es hatte ihn so oder so schon gewundert, dass es so lange glatt gelaufen war. Hätten sie sich nicht zuerst über die Auswahl eines Films streiten können?

„Schluck deinen Stolz runter und schreib ihm." Das war der einzige Rat, den er ihm geben konnte.

Lív nickte und nahm sein Handy. Er schrieb Bastian eine Nachricht. Nach wenigen Minuten erhielt er eine Antwort. Er will mich morgen sehen. Er wusste, dass es ein langer Tag werden würde. Morgen war Samstag und er musste schauen, dass er die Zeit gut herumbrachte.

Ich vermisse ihn. Er vermisste seinen Geruch und die Wärme. Seufzend legte er sich hin und überlegte, wie er sich am besten entschuldigte.

Diese Gedanken hielten ihn noch lange wach, weshalb er am nächsten Tag erst kurz vor elf aus dem Bett kam. Er entschied sich einen Spaziergang im Park zu machen und auf dem Weg etwas zum Mittagessen zu besorgen. Kev war auf dem Sprung, denn er würde am Wochenende Fotos für die Kampagne schießen, an der er mitwirkte.

Seufzend zog er sich etwas Lockeres an und verließ die Wohnung. Er setzte sich seine Kopfhörer auf, denn er wollte seine Ruhe. Seine Füße trugen ihn durch den Park, bis er bei der Parkbank angelangte, wo er Bastian zum ersten Mal getroffen hatte. Hier hatte er sein Portemonnaie verloren.

Es war ihm erst vor kurzem gekommen. Ob er das überhaupt weiß? Sie waren sich also schon vor der Party begegnet. Könnte man fast als Schicksal bezeichnen. Er schaute in den blauen Himmel, während die Melodie in seinem Kopf abspielte. Nach einer Weile sah er, wie sich jemand zu ihm setzte. Es war ein Mann Anfang Vierzig in einer Jeanshose und einem beigen Hemd. Er hatte braune Haare und steckte sich eine Zigarette an.

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