DaiSuga - Kälte

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Sugawara

Mir war eiskalt.

Kälte... Die Kälte bringt uns erst zum Zittern, dann lähmt sie uns und frisst uns ganz langsam auf. Wenn sie einmal ihre Fänge ausgestreckt hat, kann man ihr nicht mehr lange entkommen. Am Anfang tut es weh, doch langsam verschwinden die Schmerzen und das Frostgefühl, weichen einem sanften Kribbeln und dann einer angenehmen Wärme. Man schließt die Augen und gibt sich geschlagen, gibt auf. Und sobald man einschläft, ist man verloren.

Der Tod durch Kälte ist ein langwieriger, aber angenehmer Tod. Es tut zwischenzeitlich weh, aber irgendwann ist da einfach nur noch diese Wärme, die dich ausfüllt und dir ein letztes Lächeln auf die Lippen zaubert. 

Doch die Kälte brennt. Und das durfte ich am eigenen Leib erfahren...

Zitternd saß ich vor meiner Haustür und hoffte, dass meine Eltern bald nach Hause kämen. Aber ich machte mir keine Hoffnungen... Es war Dienstag und ca. 17 Uhr, meine Eltern kamen meist erst nach neun nach Hause. Mein Handyakku war bereits leer, da ich seit drei Stunden hier vor der Tür saß und darauf wartete, irgendwie reinzukommen. Einen Ersatzschlüssel gab es nicht, ich war also komplett aufgeschmissen. Und das nur, weil ich meinen verdammten Schlüssel vergessen hatte!

Mein Zittern wurde langsam weniger. Meine dünne Softshelljacke brachte auch nicht mehr viel, sie war dank der Schneeflocken völlig durchnässt und klebte an meinem Körper. Ein Brennen erfüllte nun meinen Körper und ich lehnte mich zurück. Es tat zwar weh, aber nach diesem Brennen kam eine sanfte Wärme. Eine Wärme, die mich zum lächeln brachte. Erst war es nicht viel, nur der Hauch einer Besserung, aber dann wurde es immer angenehmer, bis ich schließlich lächelte. Endlich war das Frieren vorbei...

Meine Augenlider wurden schwer, ich war verdammt müde. Ich lehnte mich an die Tür. Es machte doch nichts, wenn ich jetzt ein wenig schlief...? Meine Eltern kamen ohnehin erst in mehreren Stunden zurück. Mein Handy konnte ich auch nicht mehr nutzen und einfach so vor der Tür von jemandem stehen wollte ich nun wirklich nicht...

Ich schloss die Augen und gab mich dem sanften Brennen und der Wärme hin, die mich einhüllte und zum einschlafen bringen wollte.

Daichi

Ich machte mir Sorgen um Sugawara. Eigentlich hatten wir uns heute treffen wollen. Eigentlich antwortete er schnell auf Nachrichten oder zumindest Anrufe. Aber heute war er einfach nicht erreichbar. Ich beschleunigte meine Schritte etwas, vielleicht war er ja einfach zu Hause und hatte sein Handy abgeschaltet?

Ist ja auch egal, ich würde mich nur vergewissern, dass es ihm gut geht... Dann bog ich um die Ecke in seine Straße. Jetzt begann ich zu rennen. Meine Schritte wurden immer schneller und durch den Schnee konnte ich nichts sehen, deswegen rannte ich quasi blindlings drauflos. 

Und dann sah ich ihn.

Sugawara saß auf der Schwelle vor seiner Haustür, die Knie angezogen und zurückgelehnt. Seine Augen waren geschlossen, seine Hände um seine beine geschlungen, als hätte er versucht, sich zu wärmen. 

Ich kniete mich neben ihm und legte eine Hand an seine Wange. Wenn meine Finger eiskalt waren, was war dann Sugas Haut? Ein Eiswürfel? In dem kalten Wind, der mir die Schneeflocken unter die Kapuze pustete, zitterte selbst ich... Wie musste es da Suga gehen, dessen Kleidung völlig durchnässt war? Angst machte sich in mir breit. Angst, ihn zu verlieren.

"Suga?", fragte ich zunächst leise, doch er reagierte nicht. "Suga?" Mein Tonfall wurde nachdrücklicher. "Sugawara?!" Ich musste etwas tun. Verzweifelt zog ich meinen Schal aus und schlang ihn um den Hals des halb gefrorenen Zuspielers. 

Haikyuu OneshotsWhere stories live. Discover now