Kinkuni - I didn't know

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(Tw: Tod, Suizid)

Kunimi

Müde saß ich vor meinen Schulaufgaben und starrte auf den Zettel voller Rechnungen. Verdammt, ich hatte keine Lust auf Mathe! Frustriert las ich mir die erste Aufgabe durch, legte dann aber direkt wieder meinen Stift weg und blieb genervt auf meinem Schreibtischstuhl sitzen. Das würde ewig dauern, auch, wenn es einfach war. Ich hatte wichtigere Themen zu bedenken. Emotionale Themen. Themen, die eine ganz bestimmte Person betrafen.
Meine Finger krampften sich um den Stift, als ich an ihn dachte. An ihn, an den Jungen, der mir das Herz gestohlen hatte. Und obwohl wir beide Jungs waren, obwohl meine Eltern mir immer eingetrichtert hatten, wie böse solche Menschen doch seien, war da mehr. Liebte ich ihn? 

Ich wusste es nicht.

Doch ich wünschte, ich hätte es gewusst.

Frustriert seufzte ich auf, erhob mich von meinem Sitzplatz und lief zum Fenster, riss es auf und sog die kühle Nachtluft tief ein. Mein Blick wanderte zu den Sternen, die mich an das Funkeln in seinen dunklen Augen erinnerte. Die dunklen Augen, in denen ich mich verlieren konnte, die ich stundenlang hätte ansehen können. Ich wollte dieses Funkeln beschützen. Ich wollte ihn umarmen und nie mehr loslassen. War das normal?

Ich wusste es nicht.

Doch ich wünschte, ich hätte es getan.

Am nächsten Morgen, noch vor dem Morgentraining, entdeckte ich ihn in den Gängen. Obwohl ich ihn ansprechen wollte, tat ich es nicht. Ich zog mich in die Umkleide zurück und wechselte meine Kleidung. Hätte ich ihn fragen sollen, warum er sein Lächeln nicht mehr zur Schau trug? Hätte ich ihn fragen sollen, was los war? 

Ich wusste es nicht.

Doch ich wünschte, ich wäre nicht so feige gewesen.

Sein Gesicht beim Training war dasselbe wie immer. Er grinste, gab sich Mühe und schien keineswegs neben der Spur. Er war einfach normal. Und doch war es, als wäre etwas anders als sonst. Als würde er sich von uns allen verabschieden, ein letztes Mal ein schönes Training genießen wollen. Hätte ich ihn fragen sollen, ob alles in Ordnung war?

Ich wusste es nicht.

Doch ich wünschte, ich wäre auf ihn zugegangen.

Abends lag ich in meinem Bett, träumte mit offenen Augen von ihm. Heute hatten seine Augen so unglaublich schön geleuchtet... Ich lächelte leicht, hatte das Gefühl, dass es ihm gerade gut ging. Dass es meinem ganzen Team gut ging. Hätte ich nachfragen sollen?

Ich wusste es nicht.

Doch ich wünschte, ich hätte ihn gesehen.

Mein Handy klingelte. Als ich annahm, war Iwaizumi am anderen Ende. Warte... warum rief Iwaizumi mich an? Und warum um diese Uhrzeit? "Kunimi!", riss seine Stimme mich aus meinen Gedanken. "Ja?", meinte ich leise, die Panik in seiner Stimme rief auch Ängste in mir wach. "Kunimi, Kindaichi liegt im Krankenhaus. Er möchte dich sehen. Sofort." Meine Nackenhaare stellten sich auf. Hastig sagte ich ja, beendete den Anruf und stopfte mein Handy in meine Hosentasche, bevor ich mir Schuhe anzog und losrannte, mein Fahrrad schnappte und in Richtung Krankenhaus raste. Hätte ich ihn endlich ansehen sollen?

Ich wusste es nicht.

Doch ich wünschte, ich hätte mich kontrollieren können.

"Kindaichi!" Meine Stimme klang leise, hilflos und traurig, als ich neben sein Bett trat. Er war wach, doch man konnte ihm ansehen, dass er zusammengebrochen wäre, sobald er sich aufsetzen, geschweige denn aufstehen würde. "Kunimi...", murmelte der Junge leise und sah mich mit einem schwachen Lächeln an. "Kindaichi, was ist passiert? Was hast du gemacht?", fragte ich, noch immer voller Angst um ihn. "Es geht mir gut. Ich wurde angegriffen, von einem Typ mit Messer..." Wie zum Beweis hob er seine Hand hoch, denn das Handgelenk war in dicke Verbände gewickelt worden. Hätte ich ihm misstrauen sollen?

Haikyuu OneshotsWhere stories live. Discover now